Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.lichen Zuruckkunft des Rätzen/ 6. Raggeten von St. Stephans-Thurn/ Nachts um 9. Uhr/ in die Höhe gestiegen. Indessen continuirten die Todten-Zettel täglich bis auf 20. in 30. Personen/ die theils an der Ruhr/ theils sonsten gestorben; worunter auch die Geistliche/ Ordens-Leut/ Käiserliche Räthe / Hof-Kriegs- und Gemeiner Stadt Bediente/ auch Universitäts-Glieder/ mit hingerissen wurden. Dann weilen man des continuirlichen gesalzenen Rind-Fleisches zu essen nicht gewohnet war/ und die meisten an den Fast-Tägen alles Zugemüses/ und Gebacknes von schönem Meel entrathen musten; hat/ nach dem warscheinlichen Urtheil der Verständigen / die Ruhr dannenher entspringen müssen. So wurde auch das Brod und andere Victualien von Tag zu Tag theurer/ daß einige arme Leut vor Hunger verschmachteten/ das Kazen-fangen aber niemanden mehr vor disreputirlich gehalten wurde. Die Gassen waren mit verwundeten und kranken Leuten angefüllet/ und erregten die todten Pferd einen unleidentlichen Gestank: Derowegen jederman den allmächtigen GOtt um schleunige Rettung herzlich angeflehet. Man sahe auch/ daß die jenige Käiserliche Völker/ welche sich jenseit der Donau die Brücken zu bewahren/ gelagert hatten/ solche abgebrannt und verlassen; hingegen ihre Zelt zusammen packten/ und muthmäßlich zur Käiserlichen Armee um den Entsatz zu verstärken/ sich hinauf gezogen. Von der Höhe der Burg- und Löwel-Pastey / fiengen die Käiserlichen an mit Bech- und Schwefel gefüllte Gefäß und Geschirr in den untersten Graben zu werffen; worauf/ zu Erhaltung des Feuers/ unabläßlich eine Menge Brennholz folgte: Damit das Feuer im Graben so wol brennen als leuchten/ und also den Feind von Untergrabung der Spitzen abhalten sollte; welches dann auch so glücklich von statten gegangen/ daß derselbe seine Minen an die Seiten richten müssen. In der Nacht lieffen sie abermal ganz wütig an/ um auf dem Ravelin bässern Posto zu fassen; wurden aber unter anhaltendem Regen/ mit denen zubereiteten sonderbaren Sensen / dergestalt empfangen/ daß sie bald zurücke kehren musten. Die Parola war: St. Georg und Preßburg. Den 23. setzte der Feind sein mühseliges Graben/ an dem attaquirten Ravelin/ ungeacht des immerwährenden Canonirens/ so von den Pasteyen auf ihn geschehen/ eiferigst fort; ließ sich im übrigen/ mit schädlichem Bomben-einwerffen sowol/ als mit schröcklichen Canoniren/ zuvorderst aus denen Stücken/ so er auf die Batterie in der Contrascarpen verdeckter Weis gebracht hatte/ dergestalt hören/ daß nur auf der untern Löwel-Pastey allein 28. Stuck-Kugeln/ ohne was er anderswo geschossen/ gefunden worden: Worunter ganze/ und die meiste dreyviertel Carthaunen gewesen. Von der Frey-Compagnia sind abermal 17. Mann hinausgefallen/ so um den Mittag einen Renegaten/ der ganz trunken gewesen / samt einem gesattelten Pferd und Türcken-Kopf/ herein gebracht/ doch wuste der Renegat wenig Wichtiges zu erzählen. Unterdessen ließ der Feind eine neue/ zur linken Seiten des so oft erschütterten Burg-Ravelins/ verfertigte Mine springen / lichen Zuruckkunft des Rätzen/ 6. Raggeten von St. Stephans-Thurn/ Nachts um 9. Uhr/ in die Höhe gestiegen. Indessen continuirten die Todten-Zettel täglich bis auf 20. in 30. Personen/ die theils an der Ruhr/ theils sonsten gestorben; worunter auch die Geistliche/ Ordens-Leut/ Käiserliche Räthe / Hof-Kriegs- und Gemeiner Stadt Bediente/ auch Universitäts-Glieder/ mit hingerissen wurden. Dann weilen man des continuirlichen gesalzenen Rind-Fleisches zu essen nicht gewohnet war/ und die meisten an den Fast-Tägen alles Zugemüses/ und Gebacknes von schönem Meel entrathen musten; hat/ nach dem warscheinlichen Urtheil der Verständigen / die Ruhr dannenher entspringen müssen. So wurde auch das Brod und andere Victualien von Tag zu Tag theurer/ daß einige arme Leut vor Hunger verschmachteten/ das Kazen-fangen aber niemanden mehr vor disreputirlich gehalten wurde. Die Gassen waren mit verwundeten und kranken Leuten angefüllet/ und erregten die todten Pferd einen unleidentlichen Gestank: Derowegen jederman den allmächtigen GOtt um schleunige Rettung herzlich angeflehet. Man sahe auch/ daß die jenige Käiserliche Völker/ welche sich jenseit der Donau die Brücken zu bewahren/ gelagert hatten/ solche abgebrannt und verlassen; hingegen ihre Zelt zusammen packten/ und muthmäßlich zur Käiserlichen Armee um den Entsatz zu verstärken/ sich hinauf gezogen. Von der Höhe der Burg- und Löwel-Pastey / fiengen die Käiserlichen an mit Bech- und Schwefel gefüllte Gefäß und Geschirr in den untersten Graben zu werffen; worauf/ zu Erhaltung des Feuers/ unabläßlich eine Menge Brennholz folgte: Damit das Feuer im Graben so wol brennen als leuchten/ und also den Feind von Untergrabung der Spitzen abhalten sollte; welches dann auch so glücklich von statten gegangen/ daß derselbe seine Minen an die Seiten richten müssen. In der Nacht lieffen sie abermal ganz wütig an/ um auf dem Ravelin bässern Posto zu fassen; wurden aber unter anhaltendem Regen/ mit denen zubereiteten sonderbaren Sensen / dergestalt empfangen/ daß sie bald zurücke kehren musten. Die Parola war: St. Georg und Preßburg. Den 23. setzte der Feind sein mühseliges Graben/ an dem attaquirten Ravelin/ ungeacht des immerwährenden Canonirens/ so von den Pasteyen auf ihn geschehen/ eiferigst fort; ließ sich im übrigen/ mit schädlichem Bomben-einwerffen sowol/ als mit schröcklichen Canoniren/ zuvorderst aus denen Stücken/ so er auf die Batterie in der Contrascarpen verdeckter Weis gebracht hatte/ dergestalt hören/ daß nur auf der untern Löwel-Pastey allein 28. Stuck-Kugeln/ ohne was er anderswo geschossen/ gefunden worden: Worunter ganze/ und die meiste dreyviertel Carthaunen gewesen. Von der Frey-Compagnia sind abermal 17. Mann hinausgefallen/ so um den Mittag einen Renegaten/ der ganz trunken gewesen / samt einem gesattelten Pferd und Türcken-Kopf/ herein gebracht/ doch wuste der Renegat wenig Wichtiges zu erzählen. Unterdessen ließ der Feind eine neue/ zur linken Seiten des so oft erschütterten Burg-Ravelins/ verfertigte Mine springen / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0256" n="44"/> lichen Zuruckkunft des Rätzen/ 6. Raggeten von St. Stephans-Thurn/ Nachts um 9. Uhr/ in die Höhe gestiegen. Indessen continuirten die Todten-Zettel täglich bis auf 20. in 30. Personen/ die theils an der Ruhr/ theils sonsten gestorben; worunter auch die Geistliche/ Ordens-Leut/ Käiserliche Räthe / Hof-Kriegs- und Gemeiner Stadt Bediente/ auch Universitäts-Glieder/ mit hingerissen wurden. Dann weilen man des continuirlichen gesalzenen Rind-Fleisches zu essen nicht gewohnet war/ und die meisten an den Fast-Tägen alles Zugemüses/ und Gebacknes von schönem Meel entrathen musten; hat/ nach dem warscheinlichen Urtheil der Verständigen / die Ruhr dannenher entspringen müssen. So wurde auch das Brod und andere Victualien von Tag zu Tag theurer/ daß einige arme Leut vor Hunger verschmachteten/ das Kazen-fangen aber niemanden mehr vor disreputirlich gehalten wurde. Die Gassen waren mit verwundeten und kranken Leuten angefüllet/ und erregten die todten Pferd einen unleidentlichen Gestank: Derowegen jederman den allmächtigen GOtt um schleunige Rettung herzlich angeflehet. Man sahe auch/ daß die jenige Käiserliche Völker/ welche sich jenseit der Donau die Brücken zu bewahren/ gelagert hatten/ solche abgebrannt und verlassen; hingegen ihre Zelt zusammen packten/ und muthmäßlich zur Käiserlichen Armee um den Entsatz zu verstärken/ sich hinauf gezogen. Von der Höhe der Burg- und Löwel-Pastey / fiengen die Käiserlichen an mit Bech- und Schwefel gefüllte Gefäß und Geschirr in den untersten Graben zu werffen; worauf/ zu Erhaltung des Feuers/ unabläßlich eine Menge Brennholz folgte: Damit das Feuer im Graben so wol brennen als leuchten/ und also den Feind von Untergrabung der Spitzen abhalten sollte; welches dann auch so glücklich von statten gegangen/ daß derselbe seine Minen an die Seiten richten müssen.</p> <p>In der Nacht lieffen sie abermal ganz wütig an/ um auf dem Ravelin bässern Posto zu fassen; wurden aber unter anhaltendem Regen/ mit denen zubereiteten sonderbaren Sensen / dergestalt empfangen/ daß sie bald zurücke kehren musten. Die Parola war: St. Georg und Preßburg.</p> <p>Den 23. setzte der Feind sein mühseliges Graben/ an dem attaquirten Ravelin/ ungeacht des immerwährenden Canonirens/ so von den Pasteyen auf ihn geschehen/ eiferigst fort; ließ sich im übrigen/ mit schädlichem Bomben-einwerffen sowol/ als mit schröcklichen Canoniren/ zuvorderst aus denen Stücken/ so er auf die Batterie in der Contrascarpen verdeckter Weis gebracht hatte/ dergestalt hören/ daß nur auf der untern Löwel-Pastey allein 28. Stuck-Kugeln/ ohne was er anderswo geschossen/ gefunden worden: Worunter ganze/ und die meiste dreyviertel Carthaunen gewesen. Von der Frey-Compagnia sind abermal 17. Mann hinausgefallen/ so um den Mittag einen Renegaten/ der ganz trunken gewesen / samt einem gesattelten Pferd und Türcken-Kopf/ herein gebracht/ doch wuste der Renegat wenig Wichtiges zu erzählen. Unterdessen ließ der Feind eine neue/ zur linken Seiten des so oft erschütterten Burg-Ravelins/ verfertigte Mine springen / </p> </div> </body> </text> </TEI> [44/0256]
lichen Zuruckkunft des Rätzen/ 6. Raggeten von St. Stephans-Thurn/ Nachts um 9. Uhr/ in die Höhe gestiegen. Indessen continuirten die Todten-Zettel täglich bis auf 20. in 30. Personen/ die theils an der Ruhr/ theils sonsten gestorben; worunter auch die Geistliche/ Ordens-Leut/ Käiserliche Räthe / Hof-Kriegs- und Gemeiner Stadt Bediente/ auch Universitäts-Glieder/ mit hingerissen wurden. Dann weilen man des continuirlichen gesalzenen Rind-Fleisches zu essen nicht gewohnet war/ und die meisten an den Fast-Tägen alles Zugemüses/ und Gebacknes von schönem Meel entrathen musten; hat/ nach dem warscheinlichen Urtheil der Verständigen / die Ruhr dannenher entspringen müssen. So wurde auch das Brod und andere Victualien von Tag zu Tag theurer/ daß einige arme Leut vor Hunger verschmachteten/ das Kazen-fangen aber niemanden mehr vor disreputirlich gehalten wurde. Die Gassen waren mit verwundeten und kranken Leuten angefüllet/ und erregten die todten Pferd einen unleidentlichen Gestank: Derowegen jederman den allmächtigen GOtt um schleunige Rettung herzlich angeflehet. Man sahe auch/ daß die jenige Käiserliche Völker/ welche sich jenseit der Donau die Brücken zu bewahren/ gelagert hatten/ solche abgebrannt und verlassen; hingegen ihre Zelt zusammen packten/ und muthmäßlich zur Käiserlichen Armee um den Entsatz zu verstärken/ sich hinauf gezogen. Von der Höhe der Burg- und Löwel-Pastey / fiengen die Käiserlichen an mit Bech- und Schwefel gefüllte Gefäß und Geschirr in den untersten Graben zu werffen; worauf/ zu Erhaltung des Feuers/ unabläßlich eine Menge Brennholz folgte: Damit das Feuer im Graben so wol brennen als leuchten/ und also den Feind von Untergrabung der Spitzen abhalten sollte; welches dann auch so glücklich von statten gegangen/ daß derselbe seine Minen an die Seiten richten müssen.
In der Nacht lieffen sie abermal ganz wütig an/ um auf dem Ravelin bässern Posto zu fassen; wurden aber unter anhaltendem Regen/ mit denen zubereiteten sonderbaren Sensen / dergestalt empfangen/ daß sie bald zurücke kehren musten. Die Parola war: St. Georg und Preßburg.
Den 23. setzte der Feind sein mühseliges Graben/ an dem attaquirten Ravelin/ ungeacht des immerwährenden Canonirens/ so von den Pasteyen auf ihn geschehen/ eiferigst fort; ließ sich im übrigen/ mit schädlichem Bomben-einwerffen sowol/ als mit schröcklichen Canoniren/ zuvorderst aus denen Stücken/ so er auf die Batterie in der Contrascarpen verdeckter Weis gebracht hatte/ dergestalt hören/ daß nur auf der untern Löwel-Pastey allein 28. Stuck-Kugeln/ ohne was er anderswo geschossen/ gefunden worden: Worunter ganze/ und die meiste dreyviertel Carthaunen gewesen. Von der Frey-Compagnia sind abermal 17. Mann hinausgefallen/ so um den Mittag einen Renegaten/ der ganz trunken gewesen / samt einem gesattelten Pferd und Türcken-Kopf/ herein gebracht/ doch wuste der Renegat wenig Wichtiges zu erzählen. Unterdessen ließ der Feind eine neue/ zur linken Seiten des so oft erschütterten Burg-Ravelins/ verfertigte Mine springen /
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