Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.Einmal ist gewiß/ daß König Ladislaus hurtig und willig bisweilen was versprochen / welches er/ langsam/ oder wol gar nicht/ zu halten/ Willens gewesen/ und seines Herzens Sinn/ mit schönen Worten/ meisterlich verblühmen können. Wiewol Bonfinius ihn lobt/ daß er sey gewest castitate rara, ungemein züchtig und keusch. Gestalt ihm auch andre Vortrefflichkeiten/ von demselben/ zugeschrieben werden/ nemlich eine unvergleichlich-schöne Gestalt/ früh-zeitige Klugheit/ sonderbare Sanfftmut und Clemenz. Nun ist nicht ohn/ daß ihn die Natur selbst Königlich geziert. Er hatte eine wolgemässigte Länge/ unerhört-schönes Angesicht/ (sind Bonfinii Worte) schwarze klar- und holdselig-blickende Augen/ weisse und dabey etwas rötliche Farbe/ wie die Rosen / lange Gold-glänzende/ und in etwas gekräuselte Haar-Locken/ so seinem Gesich eine besondere Zier ertheilten. Die Nase war ein wenig erhaben/ und etwas Ablerisch. Die Lineamenten seines Leibes/ und aller seiner Glieder/ formirten einen vollkömmlichschönen Herrn. Man fande nichts an ihm/ als lauter Vortrefflichkeit. Er that einen hochansehnlichen Tritt; so siel seine Rede sehr leutselig und verbindlich. Gleichwol ist das Gemüt nicht ohne menschliche Schwachheiten gewest. Es fehlt der Sonnen nicht/ an Mackeln: und wie süß auch der Honigseim/ so erweckt er doch wol bisweilen auch das Grimmen. Also war bisweilen auch die Galle dieses jungen Königs überzuckert/ mit süssen Worten/ darauf jemaln bittre Werke erfolgten. Wie die beyde junge Corvini/ deß hochverdienten Ungarischen Gubernators/ Söhne/ mit ihrem Exempel/ erfahren musten. Diesen trachtete der ruchlose und atheistische Graf Ulrich von Cylii/ nach dem Leben; verleumdete sie/ beym Könige/ ohn Unterlaß; und schrieb an seinen Schwäher/ den Fürsten in Servia/ er wolte ihm mit nechsten ein paar Kugeln schicken/ damit er trefflich-gut solte die Kegel umwerffen. Er wuste aber nicht/ daß er selbsten seine gegrabene Gruben würde ausfüllen. Solches Schreiben hatte Ladislaus Corvinus aufgefangen: Darum/ als der von Cylli/ ohne den Könige/ nach Stuhlweissenburg kam/ und die Ungarische Stände/ ohne den König/ in einem geheimen Zimmer/ ihre Raths-Versammlung hielten/ und verlangten / der Graf von Cylli mögte sich auch dahin verfügen; zoch er ein Panzer-Hemde/ unter seinem Rock/ an/ und ging/ nach langem Zweifel/ dahin. Da trat ihm Ladislaus Corvinus entgegen/ verwies ihm/ mit Vorzeigung seiner eigenen Hand/ das wider ihn vorhabende Meuchel-Stück/ nebst andren losen Strichen/ und rieff endlich: Verräther! jetzt ist die Zeit deiner Straffe gekommen! Wiewol andre wollen/ der Graf habe ihn zum ersten/ mit Schmähworten/ angefahren/ und die Künheit ihm vorgerückt/ daß er die Leib-Compagnien deß Königs nicht ins Schloß eingelassen. Dieses weiß man gewiß/ daß Graf Ulrich alsofort seinem Waffenträger den Degen aus der Hand gerissen/ und dem Ladislaus damit einen Streich nach dem Kopfs versetzt/ und dieser/ indem er die Hand vorgeworffen/ so wol am Haupt/ als an den Fingern/ verwundet worden. Worüber gleich ein Geschrey entstanden / Einmal ist gewiß/ daß König Ladislaus hurtig und willig bisweilen was versprochen / welches er/ langsam/ oder wol gar nicht/ zu halten/ Willens gewesen/ und seines Herzens Sinn/ mit schönen Worten/ meisterlich verblühmen können. Wiewol Bonfinius ihn lobt/ daß er sey gewest castitate rarâ, ungemein züchtig und keusch. Gestalt ihm auch andre Vortrefflichkeiten/ von demselben/ zugeschrieben werden/ nemlich eine unvergleichlich-schöne Gestalt/ früh-zeitige Klugheit/ sonderbare Sanfftmut und Clemenz. Nun ist nicht ohn/ daß ihn die Natur selbst Königlich geziert. Er hatte eine wolgemässigte Länge/ unerhört-schönes Angesicht/ (sind Bonfinii Worte) schwarze klar- und holdselig-blickende Augen/ weisse und dabey etwas rötliche Farbe/ wie die Rosen / lange Gold-glänzende/ und in etwas gekräuselte Haar-Locken/ so seinem Gesich eine besondere Zier ertheilten. Die Nase war ein wenig erhaben/ und etwas Ablerisch. Die Lineamenten seines Leibes/ und aller seiner Glieder/ formirten einen vollkömmlichschönen Herrn. Man fande nichts an ihm/ als lauter Vortrefflichkeit. Er that einen hochansehnlichen Tritt; so siel seine Rede sehr leutselig und verbindlich. Gleichwol ist das Gemüt nicht ohne menschliche Schwachheiten gewest. Es fehlt der Sonnen nicht/ an Mackeln: und wie süß auch der Honigseim/ so erweckt er doch wol bisweilen auch das Grimmen. Also war bisweilen auch die Galle dieses jungen Königs überzuckert/ mit süssen Worten/ darauf jemaln bittre Werke erfolgten. Wie die beyde junge Corvini/ deß hochverdienten Ungarischen Gubernators/ Söhne/ mit ihrem Exempel/ erfahren musten. Diesen trachtete der ruchlose und atheistische Graf Ulrich von Cylii/ nach dem Leben; verleumdete sie/ beym Könige/ ohn Unterlaß; und schrieb an seinen Schwäher/ den Fürsten in Servia/ er wolte ihm mit nechsten ein paar Kugeln schicken/ damit er trefflich-gut solte die Kegel umwerffen. Er wuste aber nicht/ daß er selbsten seine gegrabene Gruben würde ausfüllen. Solches Schreiben hatte Ladislaus Corvinus aufgefangen: Darum/ als der von Cylli/ ohne den Könige/ nach Stuhlweissenburg kam/ und die Ungarische Stände/ ohne den König/ in einem geheimen Zimmer/ ihre Raths-Versammlung hielten/ und verlangten / der Graf von Cylli mögte sich auch dahin verfügen; zoch er ein Panzer-Hemde/ unter seinem Rock/ an/ und ging/ nach langem Zweifel/ dahin. Da trat ihm Ladislaus Corvinus entgegen/ verwies ihm/ mit Vorzeigung seiner eigenen Hand/ das wider ihn vorhabende Meuchel-Stück/ nebst andren losen Strichen/ und rieff endlich: Verräther! jetzt ist die Zeit deiner Straffe gekommen! Wiewol andre wollen/ der Graf habe ihn zum ersten/ mit Schmähworten/ angefahren/ und die Künheit ihm vorgerückt/ daß er die Leib-Compagnien deß Königs nicht ins Schloß eingelassen. Dieses weiß man gewiß/ daß Graf Ulrich alsofort seinem Waffenträger den Degen aus der Hand gerissen/ und dem Ladislaus damit einen Streich nach dem Kopfs versetzt/ und dieser/ indem er die Hand vorgeworffen/ so wol am Haupt/ als an den Fingern/ verwundet worden. Worüber gleich ein Geschrey entstanden / <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0026" n="18"/> <p>Einmal ist gewiß/ daß König Ladislaus hurtig und willig bisweilen was versprochen / welches er/ langsam/ oder wol gar nicht/ zu halten/ Willens gewesen/ und seines Herzens Sinn/ mit schönen Worten/ meisterlich verblühmen können. Wiewol Bonfinius ihn lobt/ daß er sey gewest castitate rarâ, ungemein züchtig und keusch. Gestalt ihm auch andre Vortrefflichkeiten/ von demselben/ zugeschrieben werden/ nemlich eine unvergleichlich-schöne Gestalt/ früh-zeitige Klugheit/ sonderbare Sanfftmut und Clemenz. Nun ist nicht ohn/ daß ihn die Natur selbst Königlich geziert. Er hatte eine wolgemässigte Länge/ unerhört-schönes Angesicht/ (sind Bonfinii Worte) schwarze klar- und holdselig-blickende Augen/ weisse und dabey etwas rötliche Farbe/ wie die Rosen / lange Gold-glänzende/ und in etwas gekräuselte Haar-Locken/ so seinem Gesich eine besondere Zier ertheilten. Die Nase war ein wenig erhaben/ und etwas Ablerisch. Die Lineamenten seines Leibes/ und aller seiner Glieder/ formirten einen vollkömmlichschönen Herrn. Man fande nichts an ihm/ als lauter Vortrefflichkeit. Er that einen hochansehnlichen Tritt; so siel seine Rede sehr leutselig und verbindlich. Gleichwol ist das Gemüt nicht ohne menschliche Schwachheiten gewest. Es fehlt der Sonnen nicht/ an Mackeln: und wie süß auch der Honigseim/ so erweckt er doch wol bisweilen auch das Grimmen. Also war bisweilen auch die Galle dieses jungen Königs überzuckert/ mit süssen Worten/ darauf jemaln bittre Werke erfolgten. Wie die beyde junge Corvini/ deß hochverdienten Ungarischen Gubernators/ Söhne/ mit ihrem Exempel/ erfahren musten.</p> <p>Diesen trachtete der ruchlose und atheistische Graf Ulrich von Cylii/ nach dem Leben; verleumdete sie/ beym Könige/ ohn Unterlaß; und schrieb an seinen Schwäher/ den Fürsten in Servia/ er wolte ihm mit nechsten ein paar Kugeln schicken/ damit er trefflich-gut solte die Kegel umwerffen. Er wuste aber nicht/ daß er selbsten seine gegrabene Gruben würde ausfüllen. Solches Schreiben hatte Ladislaus Corvinus aufgefangen: Darum/ als der von Cylli/ ohne den Könige/ nach Stuhlweissenburg kam/ und die Ungarische Stände/ ohne den König/ in einem geheimen Zimmer/ ihre Raths-Versammlung hielten/ und verlangten / der Graf von Cylli mögte sich auch dahin verfügen; zoch er ein Panzer-Hemde/ unter seinem Rock/ an/ und ging/ nach langem Zweifel/ dahin. Da trat ihm Ladislaus Corvinus entgegen/ verwies ihm/ mit Vorzeigung seiner eigenen Hand/ das wider ihn vorhabende Meuchel-Stück/ nebst andren losen Strichen/ und rieff endlich: Verräther! jetzt ist die Zeit deiner Straffe gekommen! Wiewol andre wollen/ der Graf habe ihn zum ersten/ mit Schmähworten/ angefahren/ und die Künheit ihm vorgerückt/ daß er die Leib-Compagnien deß Königs nicht ins Schloß eingelassen. Dieses weiß man gewiß/ daß Graf Ulrich alsofort seinem Waffenträger den Degen aus der Hand gerissen/ und dem Ladislaus damit einen Streich nach dem Kopfs versetzt/ und dieser/ indem er die Hand vorgeworffen/ so wol am Haupt/ als an den Fingern/ verwundet worden. Worüber gleich ein Geschrey entstanden / </p> </div> </body> </text> </TEI> [18/0026]
Einmal ist gewiß/ daß König Ladislaus hurtig und willig bisweilen was versprochen / welches er/ langsam/ oder wol gar nicht/ zu halten/ Willens gewesen/ und seines Herzens Sinn/ mit schönen Worten/ meisterlich verblühmen können. Wiewol Bonfinius ihn lobt/ daß er sey gewest castitate rarâ, ungemein züchtig und keusch. Gestalt ihm auch andre Vortrefflichkeiten/ von demselben/ zugeschrieben werden/ nemlich eine unvergleichlich-schöne Gestalt/ früh-zeitige Klugheit/ sonderbare Sanfftmut und Clemenz. Nun ist nicht ohn/ daß ihn die Natur selbst Königlich geziert. Er hatte eine wolgemässigte Länge/ unerhört-schönes Angesicht/ (sind Bonfinii Worte) schwarze klar- und holdselig-blickende Augen/ weisse und dabey etwas rötliche Farbe/ wie die Rosen / lange Gold-glänzende/ und in etwas gekräuselte Haar-Locken/ so seinem Gesich eine besondere Zier ertheilten. Die Nase war ein wenig erhaben/ und etwas Ablerisch. Die Lineamenten seines Leibes/ und aller seiner Glieder/ formirten einen vollkömmlichschönen Herrn. Man fande nichts an ihm/ als lauter Vortrefflichkeit. Er that einen hochansehnlichen Tritt; so siel seine Rede sehr leutselig und verbindlich. Gleichwol ist das Gemüt nicht ohne menschliche Schwachheiten gewest. Es fehlt der Sonnen nicht/ an Mackeln: und wie süß auch der Honigseim/ so erweckt er doch wol bisweilen auch das Grimmen. Also war bisweilen auch die Galle dieses jungen Königs überzuckert/ mit süssen Worten/ darauf jemaln bittre Werke erfolgten. Wie die beyde junge Corvini/ deß hochverdienten Ungarischen Gubernators/ Söhne/ mit ihrem Exempel/ erfahren musten.
Diesen trachtete der ruchlose und atheistische Graf Ulrich von Cylii/ nach dem Leben; verleumdete sie/ beym Könige/ ohn Unterlaß; und schrieb an seinen Schwäher/ den Fürsten in Servia/ er wolte ihm mit nechsten ein paar Kugeln schicken/ damit er trefflich-gut solte die Kegel umwerffen. Er wuste aber nicht/ daß er selbsten seine gegrabene Gruben würde ausfüllen. Solches Schreiben hatte Ladislaus Corvinus aufgefangen: Darum/ als der von Cylli/ ohne den Könige/ nach Stuhlweissenburg kam/ und die Ungarische Stände/ ohne den König/ in einem geheimen Zimmer/ ihre Raths-Versammlung hielten/ und verlangten / der Graf von Cylli mögte sich auch dahin verfügen; zoch er ein Panzer-Hemde/ unter seinem Rock/ an/ und ging/ nach langem Zweifel/ dahin. Da trat ihm Ladislaus Corvinus entgegen/ verwies ihm/ mit Vorzeigung seiner eigenen Hand/ das wider ihn vorhabende Meuchel-Stück/ nebst andren losen Strichen/ und rieff endlich: Verräther! jetzt ist die Zeit deiner Straffe gekommen! Wiewol andre wollen/ der Graf habe ihn zum ersten/ mit Schmähworten/ angefahren/ und die Künheit ihm vorgerückt/ daß er die Leib-Compagnien deß Königs nicht ins Schloß eingelassen. Dieses weiß man gewiß/ daß Graf Ulrich alsofort seinem Waffenträger den Degen aus der Hand gerissen/ und dem Ladislaus damit einen Streich nach dem Kopfs versetzt/ und dieser/ indem er die Hand vorgeworffen/ so wol am Haupt/ als an den Fingern/ verwundet worden. Worüber gleich ein Geschrey entstanden /
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |