Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.Pallisaden besetzt/ hinter welchen die Granadirer sich wol halten konten/ welche auch den Türken den meisten Schaden zufügten. Weil aber der Feind mit Erdenauswerffen täglich stärker continuirte/ auch dieser Tag vor ominos gehalten wurde/ (an welchem/ als Johannis Enthauptungs-Tag/ die Türken gemeiniglich etwas Hauptsächliches vorzunehmen pflegen / anjetzt aber von dem Regenwetter daran verhindert wurden /) als musten/ alles was Waffen zu führen tüchtig war/ ein wachtsames Aug auf den Feind zu haben/ damal in guter Bereitschaft stehen/ obwolen von dem Feind keine weitere Entreprise erfolgt. Um 12. Uhr / ließ er eine andere Mine/ in der Contrascarpen, vor der rechten Face der Burg-Pastey / gehen; nam aber dabey nichts weiters vor/ als daß er seine Descente in dem Graben dergestalt facilitirte/ daß 40. ja 50. Mann zugleich sicher hinunter gehen können/ wie er dann seine Arbeit allenthalben meisterlich fortgesetzt. Die Parola war: St. Ignatius und Raab. Den 30. wurden die Belagerten diesen Morgen/ mit Canoniren/ und den ganzen Tag / zimlich gnädig; mit Bomben/ Steinen/ und Feuer-Kugeln aber desto schärffer gehalten. In der Nacht/ hat er an dem attaquirten Ravelin/ zu drey unterschiedlichen malen/ aber vergebens/ angesetzt. Wie sich dann höchstens zu verwundern/ daß solch Ravelin/ nach so vielfältigem grausamen Stürmen/ dannoch so lang behauptet werden können! Herr Obrist Souches that abermal einen Ausfall/ welchen aber der Feind nicht erwarten wollen; sondern gleich zuruck gewichen/ daß man nach zugedeckten etlichen seiner Gräben/ ohne grosses Scharmutziren/ wiederum in die Stadt gekehret. Diesen Tag/ that Herr Heinrich Friderich / Baron von Kielmannsegg/ vor dem Hochgräflichen Herrn Commendanten/ die Prob von sonderlichen Hand-Granaten/ welche weder aus Metall/ noch Eisen/ noch dickem Glas / sondern vom Töpffer aus Thon/ (welcher mit andern Ingredientien vermischt wird /) gedrehet und gehärtet wurden/ deren Effect zum wenigsten den Gläsernen nichts nachgibt. Wie dann Ehrn-ermeldter Herr Baron/ auch eine neu-erfundene Pulver-Mühle/ unter den gewölbten Wall gerichtet/ welche durch Ochsen getrieben wird/ nebst andern Werken mehr / welche so wol ewigen Nachruhms/ als würklicher allergenädigsten Belohnung würdig wären. Sonsten blieb Herr Hauptmann Kressel/ von der Artolleria, von einem Schuß gegen Tag / tod. Die Parola war: St. Thomas und Linz. Den 31. hielt der Feind mit Canoniren/ Bomben- und Stein-einwerffen/ eben wie gestrigen Tags/ an. Um 7. Uhr/ flog eine feindliche Bombe in eine Tonne Pulver/ so hinter dem Ravelin im Burg-Graben lag/ zersprang/ und zündete noch etliche Hand-Granaten an / welche in 10. Soldaten blessirten und zu Schanden schlugen. Darauf ließ der Feind gegen Mittag abermal an dem hochbeschädigten Burg-Ravelin/ zur rechten Hand/ eine Mine gehen / wie auch Nachmittag noch eine andere in der Contrascarpen, vor der Face der Burg-Pastey: Wobey aber sein Absehen auf nichts anders gerichtet gewesen/ als sich immer je mehr Pallisaden besetzt/ hinter welchen die Granadirer sich wol halten konten/ welche auch den Türken den meisten Schaden zufügten. Weil aber der Feind mit Erdenauswerffen täglich stärker continuirte/ auch dieser Tag vor ominos gehalten wurde/ (an welchem/ als Johannis Enthauptungs-Tag/ die Türken gemeiniglich etwas Hauptsächliches vorzunehmen pflegen / anjetzt aber von dem Regenwetter daran verhindert wurden /) als musten/ alles was Waffen zu führen tüchtig war/ ein wachtsames Aug auf den Feind zu haben/ damal in guter Bereitschaft stehen/ obwolen von dem Feind keine weitere Entreprise erfolgt. Um 12. Uhr / ließ er eine andere Mine/ in der Contrascarpen, vor der rechten Face der Burg-Pastey / gehen; nam aber dabey nichts weiters vor/ als daß er seine Descente in dem Graben dergestalt facilitirte/ daß 40. ja 50. Mann zugleich sicher hinunter gehen können/ wie er dann seine Arbeit allenthalben meisterlich fortgesetzt. Die Parola war: St. Ignatius und Raab. Den 30. wurden die Belagerten diesen Morgen/ mit Canoniren/ und den ganzen Tag / zimlich gnädig; mit Bomben/ Steinen/ und Feuer-Kugeln aber desto schärffer gehalten. In der Nacht/ hat er an dem attaquirten Ravelin/ zu drey unterschiedlichen malen/ aber vergebens/ angesetzt. Wie sich dann höchstens zu verwundern/ daß solch Ravelin/ nach so vielfältigem grausamen Stürmen/ dannoch so lang behauptet werden können! Herr Obrist Souches that abermal einen Ausfall/ welchen aber der Feind nicht erwarten wollen; sondern gleich zuruck gewichen/ daß man nach zugedeckten etlichen seiner Gräben/ ohne grosses Scharmutziren/ wiederum in die Stadt gekehret. Diesen Tag/ that Herr Heinrich Friderich / Baron von Kielmannsegg/ vor dem Hochgräflichen Herrn Commendanten/ die Prob von sonderlichen Hand-Granaten/ welche weder aus Metall/ noch Eisen/ noch dickem Glas / sondern vom Töpffer aus Thon/ (welcher mit andern Ingredientien vermischt wird /) gedrehet und gehärtet wurden/ deren Effect zum wenigsten den Gläsernen nichts nachgibt. Wie dann Ehrn-ermeldter Herr Baron/ auch eine neu-erfundene Pulver-Mühle/ unter den gewölbten Wall gerichtet/ welche durch Ochsen getrieben wird/ nebst andern Werken mehr / welche so wol ewigen Nachruhms/ als würklicher allergenädigsten Belohnung würdig wären. Sonsten blieb Herr Hauptmann Kressel/ von der Artolleria, von einem Schuß gegen Tag / tod. Die Parola war: St. Thomas und Linz. Den 31. hielt der Feind mit Canoniren/ Bomben- und Stein-einwerffen/ eben wie gestrigen Tags/ an. Um 7. Uhr/ flog eine feindliche Bombe in eine Tonne Pulver/ so hinter dem Ravelin im Burg-Graben lag/ zersprang/ und zündete noch etliche Hand-Granaten an / welche in 10. Soldaten blessirten und zu Schanden schlugen. Darauf ließ der Feind gegen Mittag abermal an dem hochbeschädigten Burg-Ravelin/ zur rechten Hand/ eine Mine gehen / wie auch Nachmittag noch eine andere in der Contrascarpen, vor der Face der Burg-Pastey: Wobey aber sein Absehen auf nichts anders gerichtet gewesen/ als sich immer je mehr <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0263" n="51"/> Pallisaden besetzt/ hinter welchen die Granadirer sich wol halten konten/ welche auch den Türken den meisten Schaden zufügten. Weil aber der Feind mit Erdenauswerffen täglich stärker continuirte/ auch dieser Tag vor ominos gehalten wurde/ (an welchem/ als Johannis Enthauptungs-Tag/ die Türken gemeiniglich etwas Hauptsächliches vorzunehmen pflegen / anjetzt aber von dem Regenwetter daran verhindert wurden /) als musten/ alles was Waffen zu führen tüchtig war/ ein wachtsames Aug auf den Feind zu haben/ damal in guter Bereitschaft stehen/ obwolen von dem Feind keine weitere Entreprise erfolgt. Um 12. Uhr / ließ er eine andere Mine/ in der Contrascarpen, vor der rechten Face der Burg-Pastey / gehen; nam aber dabey nichts weiters vor/ als daß er seine Descente in dem Graben dergestalt facilitirte/ daß 40. ja 50. Mann zugleich sicher hinunter gehen können/ wie er dann seine Arbeit allenthalben meisterlich fortgesetzt. Die Parola war: St. Ignatius und Raab.</p> <p>Den 30. wurden die Belagerten diesen Morgen/ mit Canoniren/ und den ganzen Tag / zimlich gnädig; mit Bomben/ Steinen/ und Feuer-Kugeln aber desto schärffer gehalten. In der Nacht/ hat er an dem attaquirten Ravelin/ zu drey unterschiedlichen malen/ aber vergebens/ angesetzt. Wie sich dann höchstens zu verwundern/ daß solch Ravelin/ nach so vielfältigem grausamen Stürmen/ dannoch so lang behauptet werden können! Herr Obrist Souches that abermal einen Ausfall/ welchen aber der Feind nicht erwarten wollen; sondern gleich zuruck gewichen/ daß man nach zugedeckten etlichen seiner Gräben/ ohne grosses Scharmutziren/ wiederum in die Stadt gekehret. Diesen Tag/ that Herr Heinrich Friderich / Baron von Kielmannsegg/ vor dem Hochgräflichen Herrn Commendanten/ die Prob von sonderlichen Hand-Granaten/ welche weder aus Metall/ noch Eisen/ noch dickem Glas / sondern vom Töpffer aus Thon/ (welcher mit andern Ingredientien vermischt wird /) gedrehet und gehärtet wurden/ deren Effect zum wenigsten den Gläsernen nichts nachgibt. Wie dann Ehrn-ermeldter Herr Baron/ auch eine neu-erfundene Pulver-Mühle/ unter den gewölbten Wall gerichtet/ welche durch Ochsen getrieben wird/ nebst andern Werken mehr / welche so wol ewigen Nachruhms/ als würklicher allergenädigsten Belohnung würdig wären. Sonsten blieb Herr Hauptmann Kressel/ von der Artolleria, von einem Schuß gegen Tag / tod. Die Parola war: St. Thomas und Linz.</p> <p>Den 31. hielt der Feind mit Canoniren/ Bomben- und Stein-einwerffen/ eben wie gestrigen Tags/ an. Um 7. Uhr/ flog eine feindliche Bombe in eine Tonne Pulver/ so hinter dem Ravelin im Burg-Graben lag/ zersprang/ und zündete noch etliche Hand-Granaten an / welche in 10. Soldaten blessirten und zu Schanden schlugen. Darauf ließ der Feind gegen Mittag abermal an dem hochbeschädigten Burg-Ravelin/ zur rechten Hand/ eine Mine gehen / wie auch Nachmittag noch eine andere in der Contrascarpen, vor der Face der Burg-Pastey: Wobey aber sein Absehen auf nichts anders gerichtet gewesen/ als sich immer je mehr </p> </div> </body> </text> </TEI> [51/0263]
Pallisaden besetzt/ hinter welchen die Granadirer sich wol halten konten/ welche auch den Türken den meisten Schaden zufügten. Weil aber der Feind mit Erdenauswerffen täglich stärker continuirte/ auch dieser Tag vor ominos gehalten wurde/ (an welchem/ als Johannis Enthauptungs-Tag/ die Türken gemeiniglich etwas Hauptsächliches vorzunehmen pflegen / anjetzt aber von dem Regenwetter daran verhindert wurden /) als musten/ alles was Waffen zu führen tüchtig war/ ein wachtsames Aug auf den Feind zu haben/ damal in guter Bereitschaft stehen/ obwolen von dem Feind keine weitere Entreprise erfolgt. Um 12. Uhr / ließ er eine andere Mine/ in der Contrascarpen, vor der rechten Face der Burg-Pastey / gehen; nam aber dabey nichts weiters vor/ als daß er seine Descente in dem Graben dergestalt facilitirte/ daß 40. ja 50. Mann zugleich sicher hinunter gehen können/ wie er dann seine Arbeit allenthalben meisterlich fortgesetzt. Die Parola war: St. Ignatius und Raab.
Den 30. wurden die Belagerten diesen Morgen/ mit Canoniren/ und den ganzen Tag / zimlich gnädig; mit Bomben/ Steinen/ und Feuer-Kugeln aber desto schärffer gehalten. In der Nacht/ hat er an dem attaquirten Ravelin/ zu drey unterschiedlichen malen/ aber vergebens/ angesetzt. Wie sich dann höchstens zu verwundern/ daß solch Ravelin/ nach so vielfältigem grausamen Stürmen/ dannoch so lang behauptet werden können! Herr Obrist Souches that abermal einen Ausfall/ welchen aber der Feind nicht erwarten wollen; sondern gleich zuruck gewichen/ daß man nach zugedeckten etlichen seiner Gräben/ ohne grosses Scharmutziren/ wiederum in die Stadt gekehret. Diesen Tag/ that Herr Heinrich Friderich / Baron von Kielmannsegg/ vor dem Hochgräflichen Herrn Commendanten/ die Prob von sonderlichen Hand-Granaten/ welche weder aus Metall/ noch Eisen/ noch dickem Glas / sondern vom Töpffer aus Thon/ (welcher mit andern Ingredientien vermischt wird /) gedrehet und gehärtet wurden/ deren Effect zum wenigsten den Gläsernen nichts nachgibt. Wie dann Ehrn-ermeldter Herr Baron/ auch eine neu-erfundene Pulver-Mühle/ unter den gewölbten Wall gerichtet/ welche durch Ochsen getrieben wird/ nebst andern Werken mehr / welche so wol ewigen Nachruhms/ als würklicher allergenädigsten Belohnung würdig wären. Sonsten blieb Herr Hauptmann Kressel/ von der Artolleria, von einem Schuß gegen Tag / tod. Die Parola war: St. Thomas und Linz.
Den 31. hielt der Feind mit Canoniren/ Bomben- und Stein-einwerffen/ eben wie gestrigen Tags/ an. Um 7. Uhr/ flog eine feindliche Bombe in eine Tonne Pulver/ so hinter dem Ravelin im Burg-Graben lag/ zersprang/ und zündete noch etliche Hand-Granaten an / welche in 10. Soldaten blessirten und zu Schanden schlugen. Darauf ließ der Feind gegen Mittag abermal an dem hochbeschädigten Burg-Ravelin/ zur rechten Hand/ eine Mine gehen / wie auch Nachmittag noch eine andere in der Contrascarpen, vor der Face der Burg-Pastey: Wobey aber sein Absehen auf nichts anders gerichtet gewesen/ als sich immer je mehr
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |