Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.und mehr den Weg in den Graben zu bereiten/ und zu erweitern. Nach Mittag observirte man/ daß der Feind beladene Cameel und Wägen aus dem Lager/ auch Stücke aus den Approchen, in den Wienner-Wald führte/ hörte auch von selbiger Gegend canoniren: Daher man in der Stadt muthmassete/ daß es die Vor-Trouppen des hocherwünschten Succurses seyn müssen/ deme die Türken sich widersetzten. Zwey Weiber / eine aus Haimburg/ die andere von S. Pölten/ so der Feind selbiger Orten gefangen bekommen/ sind heut herüber geloffen/ mit Bericht: Daß unter den Türken stündlich Alarm sey/ und daß sie schon drey mal würklich zu Pferd gesessen/ auch jetzt dato allezeit die Helfte in Bereitschaft stünde; erzählten auch ferner/ daß kein Türk mehr in Wienner-Wald zu fouragiren getraue/ weilen derselbe von denen Unfrigen/ und zwar meistentheils Bauren sehr stark besetzt/ und fast durchgehends verhauet sey. So hätten auch die Jungfrauen / bevorderst aber die jungen Mägdlein/ bey den Türken sehr gute Händel/ daß deren viel auf keine Erlösung noch Befreyung gedenken oder wünschen; jedoch auch nicht wenig ihre meiste Zeit mit Weinen/ Betten/ und elenden Seuffzen/ heimlich/ ja auch wol offentlich zubrächten. Um 12. Uhr haben etliche von unserer Frey-Compagnie einen Ausfall gethan/ und am Roßmark in einem Keller etliche Türken angetroffen; denen sie die Zech so theur gemacht / daß sie solche mit ihren eigenen Köpffen bezahlen müssen/ wie sie dann zwey abgehauene Türken-Köpffe/ zum Warzeichen herein gebracht. Im übrigen trug sichs zu/ daß der ausgeschickte Rätz/ auf seinem Ruck-Weg einen fouragirenden Türken angetroffen/ und mit solchem geredet: Als sich aber der Türk gegen ihm nichts arges versehen/ hieb ihm der Rätz mit dem Säbel den Kopff ab/ nahm sein Pferd samt der Fourage, und kam also wol beritten/ darzu mit guter erfreulicher Zeitung zurück. Es hatte auch vermeinter Christ von Neusidel/ an denen Abschnitts-Pallisaden/ in der Contrascarpe um Hülff geruffen; als nun ein Mannsfeldischer Granadier ihm die Hand gereicht/ und denselben herüber ziehen wollen/ hat jener mit dem Säbel nach ihm gehauen/ welcher aber nicht faul/ sondern ihn alsobald mit einer Hand-Granaten auf den Schedel geschmissen/ daß er darüber crepirt: Woraus man geschlossen/ daß jener mehr türkisch als Christlich gesinnet/ ja vielleicht gar ein Türck gewesen. Die Parola war: St. Georg und Ulm. September. DEn 1. Septembris, war der Feind mit Canoniren zimlich still; mit Bomben- und Stein-einwerffen aber sehr unsinnig/ auch/ mit Fortsetzung seiner Arbeit/ aller Orten sehr geschäftig. Gegen 12. Uhr Mittags/ wagten von der Käiserlichen Soldatesca 200. Mann / in den Graben vor der Burg-Pastey/ einen Ausfall; welcher aber/ weilen man sich in Vernaglung zweyer Carthaunen etwas zu lang verweilet/ zimlich übel abgelauffen/ in dem nicht viel über hundert wieder herein kommen. Doch wurden des Feinds Pallisaden an zwey Orten mit und mehr den Weg in den Graben zu bereiten/ und zu erweitern. Nach Mittag observirte man/ daß der Feind beladene Cameel und Wägen aus dem Lager/ auch Stücke aus den Approchen, in den Wienner-Wald führte/ hörte auch von selbiger Gegend canoniren: Daher man in der Stadt muthmassete/ daß es die Vor-Trouppen des hocherwünschten Succurses seyn müssen/ deme die Türken sich widersetzten. Zwey Weiber / eine aus Haimburg/ die andere von S. Pölten/ so der Feind selbiger Orten gefangen bekommen/ sind heut herüber geloffen/ mit Bericht: Daß unter den Türken stündlich Alarm sey/ und daß sie schon drey mal würklich zu Pferd gesessen/ auch jetzt dato allezeit die Helfte in Bereitschaft stünde; erzählten auch ferner/ daß kein Türk mehr in Wienner-Wald zu fouragiren getraue/ weilen derselbe von denen Unfrigen/ und zwar meistentheils Bauren sehr stark besetzt/ und fast durchgehends verhauet sey. So hätten auch die Jungfrauen / bevorderst aber die jungen Mägdlein/ bey den Türken sehr gute Händel/ daß deren viel auf keine Erlösung noch Befreyung gedenken oder wünschen; jedoch auch nicht wenig ihre meiste Zeit mit Weinen/ Betten/ und elenden Seuffzen/ heimlich/ ja auch wol offentlich zubrächten. Um 12. Uhr haben etliche von unserer Frey-Compagnie einen Ausfall gethan/ und am Roßmark in einem Keller etliche Türken angetroffen; denen sie die Zech so theur gemacht / daß sie solche mit ihren eigenen Köpffen bezahlen müssen/ wie sie dann zwey abgehauene Türken-Köpffe/ zum Warzeichen herein gebracht. Im übrigen trug sichs zu/ daß der ausgeschickte Rätz/ auf seinem Ruck-Weg einen fouragirenden Türken angetroffen/ und mit solchem geredet: Als sich aber der Türk gegen ihm nichts arges versehen/ hieb ihm der Rätz mit dem Säbel den Kopff ab/ nahm sein Pferd samt der Fourage, und kam also wol beritten/ darzu mit guter erfreulicher Zeitung zurück. Es hatte auch vermeinter Christ von Neusidel/ an denen Abschnitts-Pallisaden/ in der Contrascarpe um Hülff geruffen; als nun ein Mannsfeldischer Granadier ihm die Hand gereicht/ und denselben herüber ziehen wollen/ hat jener mit dem Säbel nach ihm gehauen/ welcher aber nicht faul/ sondern ihn alsobald mit einer Hand-Granaten auf den Schedel geschmissen/ daß er darüber crepirt: Woraus man geschlossen/ daß jener mehr türkisch als Christlich gesinnet/ ja vielleicht gar ein Türck gewesen. Die Parola war: St. Georg und Ulm. September. DEn 1. Septembris, war der Feind mit Canoniren zimlich still; mit Bomben- und Stein-einwerffen aber sehr unsinnig/ auch/ mit Fortsetzung seiner Arbeit/ aller Orten sehr geschäftig. Gegen 12. Uhr Mittags/ wagten von der Käiserlichen Soldatesca 200. Mann / in den Graben vor der Burg-Pastey/ einen Ausfall; welcher aber/ weilen man sich in Vernaglung zweyer Carthaunen etwas zu lang verweilet/ zimlich übel abgelauffen/ in dem nicht viel über hundert wieder herein kommen. Doch wurden des Feinds Pallisaden an zwey Orten mit <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0264" n="52"/> und mehr den Weg in den Graben zu bereiten/ und zu erweitern. Nach Mittag observirte man/ daß der Feind beladene Cameel und Wägen aus dem Lager/ auch Stücke aus den Approchen, in den Wienner-Wald führte/ hörte auch von selbiger Gegend canoniren: Daher man in der Stadt muthmassete/ daß es die Vor-Trouppen des hocherwünschten Succurses seyn müssen/ deme die Türken sich widersetzten. Zwey Weiber / eine aus Haimburg/ die andere von S. Pölten/ so der Feind selbiger Orten gefangen bekommen/ sind heut herüber geloffen/ mit Bericht: Daß unter den Türken stündlich Alarm sey/ und daß sie schon drey mal würklich zu Pferd gesessen/ auch jetzt dato allezeit die Helfte in Bereitschaft stünde; erzählten auch ferner/ daß kein Türk mehr in Wienner-Wald zu fouragiren getraue/ weilen derselbe von denen Unfrigen/ und zwar meistentheils Bauren sehr stark besetzt/ und fast durchgehends verhauet sey. So hätten auch die Jungfrauen / bevorderst aber die jungen Mägdlein/ bey den Türken sehr gute Händel/ daß deren viel auf keine Erlösung noch Befreyung gedenken oder wünschen; jedoch auch nicht wenig ihre meiste Zeit mit Weinen/ Betten/ und elenden Seuffzen/ heimlich/ ja auch wol offentlich zubrächten. Um 12. Uhr haben etliche von unserer Frey-Compagnie einen Ausfall gethan/ und am Roßmark in einem Keller etliche Türken angetroffen; denen sie die Zech so theur gemacht / daß sie solche mit ihren eigenen Köpffen bezahlen müssen/ wie sie dann zwey abgehauene Türken-Köpffe/ zum Warzeichen herein gebracht. Im übrigen trug sichs zu/ daß der ausgeschickte Rätz/ auf seinem Ruck-Weg einen fouragirenden Türken angetroffen/ und mit solchem geredet: Als sich aber der Türk gegen ihm nichts arges versehen/ hieb ihm der Rätz mit dem Säbel den Kopff ab/ nahm sein Pferd samt der Fourage, und kam also wol beritten/ darzu mit guter erfreulicher Zeitung zurück. Es hatte auch vermeinter Christ von Neusidel/ an denen Abschnitts-Pallisaden/ in der Contrascarpe um Hülff geruffen; als nun ein Mannsfeldischer Granadier ihm die Hand gereicht/ und denselben herüber ziehen wollen/ hat jener mit dem Säbel nach ihm gehauen/ welcher aber nicht faul/ sondern ihn alsobald mit einer Hand-Granaten auf den Schedel geschmissen/ daß er darüber crepirt: Woraus man geschlossen/ daß jener mehr türkisch als Christlich gesinnet/ ja vielleicht gar ein Türck gewesen. Die Parola war: St. Georg und Ulm.</p> <p>September.</p> <p>DEn 1. Septembris, war der Feind mit Canoniren zimlich still; mit Bomben- und Stein-einwerffen aber sehr unsinnig/ auch/ mit Fortsetzung seiner Arbeit/ aller Orten sehr geschäftig. Gegen 12. Uhr Mittags/ wagten von der Käiserlichen Soldatesca 200. Mann / in den Graben vor der Burg-Pastey/ einen Ausfall; welcher aber/ weilen man sich in Vernaglung zweyer Carthaunen etwas zu lang verweilet/ zimlich übel abgelauffen/ in dem nicht viel über hundert wieder herein kommen. Doch wurden des Feinds Pallisaden an zwey Orten mit </p> </div> </body> </text> </TEI> [52/0264]
und mehr den Weg in den Graben zu bereiten/ und zu erweitern. Nach Mittag observirte man/ daß der Feind beladene Cameel und Wägen aus dem Lager/ auch Stücke aus den Approchen, in den Wienner-Wald führte/ hörte auch von selbiger Gegend canoniren: Daher man in der Stadt muthmassete/ daß es die Vor-Trouppen des hocherwünschten Succurses seyn müssen/ deme die Türken sich widersetzten. Zwey Weiber / eine aus Haimburg/ die andere von S. Pölten/ so der Feind selbiger Orten gefangen bekommen/ sind heut herüber geloffen/ mit Bericht: Daß unter den Türken stündlich Alarm sey/ und daß sie schon drey mal würklich zu Pferd gesessen/ auch jetzt dato allezeit die Helfte in Bereitschaft stünde; erzählten auch ferner/ daß kein Türk mehr in Wienner-Wald zu fouragiren getraue/ weilen derselbe von denen Unfrigen/ und zwar meistentheils Bauren sehr stark besetzt/ und fast durchgehends verhauet sey. So hätten auch die Jungfrauen / bevorderst aber die jungen Mägdlein/ bey den Türken sehr gute Händel/ daß deren viel auf keine Erlösung noch Befreyung gedenken oder wünschen; jedoch auch nicht wenig ihre meiste Zeit mit Weinen/ Betten/ und elenden Seuffzen/ heimlich/ ja auch wol offentlich zubrächten. Um 12. Uhr haben etliche von unserer Frey-Compagnie einen Ausfall gethan/ und am Roßmark in einem Keller etliche Türken angetroffen; denen sie die Zech so theur gemacht / daß sie solche mit ihren eigenen Köpffen bezahlen müssen/ wie sie dann zwey abgehauene Türken-Köpffe/ zum Warzeichen herein gebracht. Im übrigen trug sichs zu/ daß der ausgeschickte Rätz/ auf seinem Ruck-Weg einen fouragirenden Türken angetroffen/ und mit solchem geredet: Als sich aber der Türk gegen ihm nichts arges versehen/ hieb ihm der Rätz mit dem Säbel den Kopff ab/ nahm sein Pferd samt der Fourage, und kam also wol beritten/ darzu mit guter erfreulicher Zeitung zurück. Es hatte auch vermeinter Christ von Neusidel/ an denen Abschnitts-Pallisaden/ in der Contrascarpe um Hülff geruffen; als nun ein Mannsfeldischer Granadier ihm die Hand gereicht/ und denselben herüber ziehen wollen/ hat jener mit dem Säbel nach ihm gehauen/ welcher aber nicht faul/ sondern ihn alsobald mit einer Hand-Granaten auf den Schedel geschmissen/ daß er darüber crepirt: Woraus man geschlossen/ daß jener mehr türkisch als Christlich gesinnet/ ja vielleicht gar ein Türck gewesen. Die Parola war: St. Georg und Ulm.
September.
DEn 1. Septembris, war der Feind mit Canoniren zimlich still; mit Bomben- und Stein-einwerffen aber sehr unsinnig/ auch/ mit Fortsetzung seiner Arbeit/ aller Orten sehr geschäftig. Gegen 12. Uhr Mittags/ wagten von der Käiserlichen Soldatesca 200. Mann / in den Graben vor der Burg-Pastey/ einen Ausfall; welcher aber/ weilen man sich in Vernaglung zweyer Carthaunen etwas zu lang verweilet/ zimlich übel abgelauffen/ in dem nicht viel über hundert wieder herein kommen. Doch wurden des Feinds Pallisaden an zwey Orten mit
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/264>, abgerufen am 17.07.2024. |