Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.Feuer angesteckt/ welches aber von den Türken/ so bald der Ausfall sich zurück gewendet/ wiedrum gedämpft worden. Gegen Abend/ wie auch die Nacht hindurch/ ist der Feind mit seiner Arbeit/ über den Stadt-Graben und Contra-Mine des Löwels kommen/ und hat daselbsten/ wie auch an der Burg-Pastey / angefangen zu miniren/ auch sich in dem Löwel längst der Face zu logiren/ unangesehen man ihme solches von denen Pasteyen herab/ mit Feuer-Bomben- und Steinwerffen zu verhindern/ sich ernstlich bemühet hat. Nachmittag fielen in 20. Studenten aus/ die dem Feind etlich Stuck Ochsen hinweg/ und in die Stadt getrieben. Von St. Stephans-Thurn flogen gegen Nachts abermal viel Raggeten in die Höhe/ zur Losung/ daß die Inwohner eben so inbrünstige Seuffzer gen Himmel schickten/ daß doch der Tag ihrer Erlösung sich eh ist nahen möchte. In der Nacht ließ der vorige Rätz/ sich abermal mit Briefen/ zu Ihro Hochfürstlichen Durchleucht von Lothringen/ ins Käiserliche Haupt-Quartier über schicken. Die Parola war: St. Augustin und Crembs. Den 2. früh um 7. Uhr/ fieng der Feind wiederum stärker an zu schiessen/ und liesse Vormittag eine Mine an der Burg-Pastey springen/ wodurch zwar derselben kein sonderbarer Schaden begegnet/ jedoch ihme der Weg zu einer andern Mine/ bey dem andern Eck/ nach der Pastey zu/ eröfnet/ durch welche drey Soldaten verschüttet wurden. Worauf die Käiserlichen einen Ausfall gethan/ viel vom Feind erlegt/ etliche desselbigen Gräben zugedeckt/ und ihn zuruck gejaget. Ein Leutenant/ so in der Caponare am Löwel commandirt gewesen/ dem Feind möglichsten Abbruch zu thun/ ist solcher Ordre so liederlich nachkommen/ daß er den Feind vor seinen Augen/ ohne daß er einen Schuß auf ihn gethan hätte/ eine Flanque machen lassen. Als aber solches Ihro Excellenz/ Herrn Generaln von Stahrenberg/ hinterbracht worden/ hat ihme derselbe/ aus beeden eines zu erwählen / frey gestellet: nemlich entweder wieder hinaus zu fallen/ und dem Feind selbige wiederum zu Schanden zu machen/ oder aber er wolte ihn aufhenken lassen. Der Leutenant aber/ so noch als ein ehrlicher Soldat thun wolte/ fiel mit 20. Mann hinaus/ dem Feind sein Werk zu ruiniren/ wurde aber gleich todt geschossen/ von dem Feind in Stück zerhauen/ und seine Mannschaft zuruck gejaget. Die Nacht hindurch hat der Feind seine Arbeit aller Orten im Graben/ ungehindert unsers stäten Canonirens/ sehr stark avancirt/ auch die Caponern der Unsrigen gegen 10. Uhr mit Feuer angesteckt. Mit Canoniren/ Bomben- und Stein-werffen / hielt sich derselbige in der gestrigen Continence. Nachmittag um 4. Uhr/ als Herr Leutenant G'schwind seine Posto fleissigst visitirte/ ist selbiger von einem Stein auf die Schulter am Arm heftig blessirt worden/ daß er den Arm lang in einer Schlingen tragen müssen. Das Burg-Ravelin hatte der Feind auf beeden Seiten dergestalt innen/ daß die Käiserlichen nur noch den verdeckten Gang/ oder (wie theils ihn zu nennen pflegten /) Beeren-Kasten/ in der Contrascarpe am Stern besassen/ worauf sich 50. Mann halten/ und dem Feind Abbruch thun konten. Welchen dann des Feuer angesteckt/ welches aber von den Türken/ so bald der Ausfall sich zurück gewendet/ wiedrum gedämpft worden. Gegen Abend/ wie auch die Nacht hindurch/ ist der Feind mit seiner Arbeit/ über den Stadt-Graben und Contra-Mine des Löwels kommen/ und hat daselbsten/ wie auch an der Burg-Pastey / angefangen zu miniren/ auch sich in dem Löwel längst der Face zu logiren/ unangesehen man ihme solches von denen Pasteyen herab/ mit Feuer-Bomben- und Steinwerffen zu verhindern/ sich ernstlich bemühet hat. Nachmittag fielen in 20. Studenten aus/ die dem Feind etlich Stuck Ochsen hinweg/ und in die Stadt getrieben. Von St. Stephans-Thurn flogen gegen Nachts abermal viel Raggeten in die Höhe/ zur Losung/ daß die Inwohner eben so inbrünstige Seuffzer gen Himmel schickten/ daß doch der Tag ihrer Erlösung sich eh ist nahen möchte. In der Nacht ließ der vorige Rätz/ sich abermal mit Briefen/ zu Ihro Hochfürstlichen Durchleucht von Lothringen/ ins Käiserliche Haupt-Quartier über schicken. Die Parola war: St. Augustin und Crembs. Den 2. früh um 7. Uhr/ fieng der Feind wiederum stärker an zu schiessen/ und liesse Vormittag eine Mine an der Burg-Pastey springen/ wodurch zwar derselben kein sonderbarer Schaden begegnet/ jedoch ihme der Weg zu einer andern Mine/ bey dem andern Eck/ nach der Pastey zu/ eröfnet/ durch welche drey Soldaten verschüttet wurden. Worauf die Käiserlichen einen Ausfall gethan/ viel vom Feind erlegt/ etliche desselbigen Gräben zugedeckt/ und ihn zuruck gejaget. Ein Leutenant/ so in der Caponare am Löwel commandirt gewesen/ dem Feind möglichsten Abbruch zu thun/ ist solcher Ordre so liederlich nachkommen/ daß er den Feind vor seinen Augen/ ohne daß er einen Schuß auf ihn gethan hätte/ eine Flanque machen lassen. Als aber solches Ihro Excellenz/ Herrn Generaln von Stahrenberg/ hinterbracht worden/ hat ihme derselbe/ aus beeden eines zu erwählen / frey gestellet: nemlich entweder wieder hinaus zu fallen/ und dem Feind selbige wiederum zu Schanden zu machen/ oder aber er wolte ihn aufhenken lassen. Der Leutenant aber/ so noch als ein ehrlicher Soldat thun wolte/ fiel mit 20. Mann hinaus/ dem Feind sein Werk zu ruiniren/ wurde aber gleich todt geschossen/ von dem Feind in Stück zerhauen/ und seine Mannschaft zuruck gejaget. Die Nacht hindurch hat der Feind seine Arbeit aller Orten im Graben/ ungehindert unsers stäten Canonirens/ sehr stark avancirt/ auch die Caponern der Unsrigen gegen 10. Uhr mit Feuer angesteckt. Mit Canoniren/ Bomben- und Stein-werffen / hielt sich derselbige in der gestrigen Continence. Nachmittag um 4. Uhr/ als Herr Leutenant G'schwind seine Posto fleissigst visitirte/ ist selbiger von einem Stein auf die Schulter am Arm heftig blessirt worden/ daß er den Arm lang in einer Schlingen tragen müssen. Das Burg-Ravelin hatte der Feind auf beeden Seiten dergestalt innen/ daß die Käiserlichen nur noch den verdeckten Gang/ oder (wie theils ihn zu nennen pflegten /) Beeren-Kasten/ in der Contrascarpe am Stern besassen/ worauf sich 50. Mann halten/ und dem Feind Abbruch thun konten. Welchen dann des <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0265" n="53"/> Feuer angesteckt/ welches aber von den Türken/ so bald der Ausfall sich zurück gewendet/ wiedrum gedämpft worden. Gegen Abend/ wie auch die Nacht hindurch/ ist der Feind mit seiner Arbeit/ über den Stadt-Graben und Contra-Mine des Löwels kommen/ und hat daselbsten/ wie auch an der Burg-Pastey / angefangen zu miniren/ auch sich in dem Löwel längst der Face zu logiren/ unangesehen man ihme solches von denen Pasteyen herab/ mit Feuer-Bomben- und Steinwerffen zu verhindern/ sich ernstlich bemühet hat. Nachmittag fielen in 20. Studenten aus/ die dem Feind etlich Stuck Ochsen hinweg/ und in die Stadt getrieben. Von St. Stephans-Thurn flogen gegen Nachts abermal viel Raggeten in die Höhe/ zur Losung/ daß die Inwohner eben so inbrünstige Seuffzer gen Himmel schickten/ daß doch der Tag ihrer Erlösung sich eh ist nahen möchte. In der Nacht ließ der vorige Rätz/ sich abermal mit Briefen/ zu Ihro Hochfürstlichen Durchleucht von Lothringen/ ins Käiserliche Haupt-Quartier über schicken. Die Parola war: St. Augustin und Crembs.</p> <p>Den 2. früh um 7. Uhr/ fieng der Feind wiederum stärker an zu schiessen/ und liesse Vormittag eine Mine an der Burg-Pastey springen/ wodurch zwar derselben kein sonderbarer Schaden begegnet/ jedoch ihme der Weg zu einer andern Mine/ bey dem andern Eck/ nach der Pastey zu/ eröfnet/ durch welche drey Soldaten verschüttet wurden. Worauf die Käiserlichen einen Ausfall gethan/ viel vom Feind erlegt/ etliche desselbigen Gräben zugedeckt/ und ihn zuruck gejaget. Ein Leutenant/ so in der Caponare am Löwel commandirt gewesen/ dem Feind möglichsten Abbruch zu thun/ ist solcher Ordre so liederlich nachkommen/ daß er den Feind vor seinen Augen/ ohne daß er einen Schuß auf ihn gethan hätte/ eine Flanque machen lassen. Als aber solches Ihro Excellenz/ Herrn Generaln von Stahrenberg/ hinterbracht worden/ hat ihme derselbe/ aus beeden eines zu erwählen / frey gestellet: nemlich entweder wieder hinaus zu fallen/ und dem Feind selbige wiederum zu Schanden zu machen/ oder aber er wolte ihn aufhenken lassen. Der Leutenant aber/ so noch als ein ehrlicher Soldat thun wolte/ fiel mit 20. Mann hinaus/ dem Feind sein Werk zu ruiniren/ wurde aber gleich todt geschossen/ von dem Feind in Stück zerhauen/ und seine Mannschaft zuruck gejaget. Die Nacht hindurch hat der Feind seine Arbeit aller Orten im Graben/ ungehindert unsers stäten Canonirens/ sehr stark avancirt/ auch die Caponern der Unsrigen gegen 10. Uhr mit Feuer angesteckt. Mit Canoniren/ Bomben- und Stein-werffen / hielt sich derselbige in der gestrigen Continence. Nachmittag um 4. Uhr/ als Herr Leutenant G'schwind seine Posto fleissigst visitirte/ ist selbiger von einem Stein auf die Schulter am Arm heftig blessirt worden/ daß er den Arm lang in einer Schlingen tragen müssen. Das Burg-Ravelin hatte der Feind auf beeden Seiten dergestalt innen/ daß die Käiserlichen nur noch den verdeckten Gang/ oder (wie theils ihn zu nennen pflegten /) Beeren-Kasten/ in der Contrascarpe am Stern besassen/ worauf sich 50. Mann halten/ und dem Feind Abbruch thun konten. Welchen dann des </p> </div> </body> </text> </TEI> [53/0265]
Feuer angesteckt/ welches aber von den Türken/ so bald der Ausfall sich zurück gewendet/ wiedrum gedämpft worden. Gegen Abend/ wie auch die Nacht hindurch/ ist der Feind mit seiner Arbeit/ über den Stadt-Graben und Contra-Mine des Löwels kommen/ und hat daselbsten/ wie auch an der Burg-Pastey / angefangen zu miniren/ auch sich in dem Löwel längst der Face zu logiren/ unangesehen man ihme solches von denen Pasteyen herab/ mit Feuer-Bomben- und Steinwerffen zu verhindern/ sich ernstlich bemühet hat. Nachmittag fielen in 20. Studenten aus/ die dem Feind etlich Stuck Ochsen hinweg/ und in die Stadt getrieben. Von St. Stephans-Thurn flogen gegen Nachts abermal viel Raggeten in die Höhe/ zur Losung/ daß die Inwohner eben so inbrünstige Seuffzer gen Himmel schickten/ daß doch der Tag ihrer Erlösung sich eh ist nahen möchte. In der Nacht ließ der vorige Rätz/ sich abermal mit Briefen/ zu Ihro Hochfürstlichen Durchleucht von Lothringen/ ins Käiserliche Haupt-Quartier über schicken. Die Parola war: St. Augustin und Crembs.
Den 2. früh um 7. Uhr/ fieng der Feind wiederum stärker an zu schiessen/ und liesse Vormittag eine Mine an der Burg-Pastey springen/ wodurch zwar derselben kein sonderbarer Schaden begegnet/ jedoch ihme der Weg zu einer andern Mine/ bey dem andern Eck/ nach der Pastey zu/ eröfnet/ durch welche drey Soldaten verschüttet wurden. Worauf die Käiserlichen einen Ausfall gethan/ viel vom Feind erlegt/ etliche desselbigen Gräben zugedeckt/ und ihn zuruck gejaget. Ein Leutenant/ so in der Caponare am Löwel commandirt gewesen/ dem Feind möglichsten Abbruch zu thun/ ist solcher Ordre so liederlich nachkommen/ daß er den Feind vor seinen Augen/ ohne daß er einen Schuß auf ihn gethan hätte/ eine Flanque machen lassen. Als aber solches Ihro Excellenz/ Herrn Generaln von Stahrenberg/ hinterbracht worden/ hat ihme derselbe/ aus beeden eines zu erwählen / frey gestellet: nemlich entweder wieder hinaus zu fallen/ und dem Feind selbige wiederum zu Schanden zu machen/ oder aber er wolte ihn aufhenken lassen. Der Leutenant aber/ so noch als ein ehrlicher Soldat thun wolte/ fiel mit 20. Mann hinaus/ dem Feind sein Werk zu ruiniren/ wurde aber gleich todt geschossen/ von dem Feind in Stück zerhauen/ und seine Mannschaft zuruck gejaget. Die Nacht hindurch hat der Feind seine Arbeit aller Orten im Graben/ ungehindert unsers stäten Canonirens/ sehr stark avancirt/ auch die Caponern der Unsrigen gegen 10. Uhr mit Feuer angesteckt. Mit Canoniren/ Bomben- und Stein-werffen / hielt sich derselbige in der gestrigen Continence. Nachmittag um 4. Uhr/ als Herr Leutenant G'schwind seine Posto fleissigst visitirte/ ist selbiger von einem Stein auf die Schulter am Arm heftig blessirt worden/ daß er den Arm lang in einer Schlingen tragen müssen. Das Burg-Ravelin hatte der Feind auf beeden Seiten dergestalt innen/ daß die Käiserlichen nur noch den verdeckten Gang/ oder (wie theils ihn zu nennen pflegten /) Beeren-Kasten/ in der Contrascarpe am Stern besassen/ worauf sich 50. Mann halten/ und dem Feind Abbruch thun konten. Welchen dann des
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |