Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.congratusiren und complimentiren lassen: Von dannen sie in die St. Stephans Thum-Kirchen/ durch die zu beeden Seiten in zierlichster Ordnung im Gewehr stehende Burgerschaft/ begleitet wurden. Nachdem nun daselbsten der Lobgesang des heiligen Ambrosii und Augustini (TE DEUM laudamus) solenniter, unter abermaliger dreyfacher Lösung der Stücke/ mit herzlicher Andacht gesungen/ und der hohen Göttlichen Majestät/ vor diesen herrlichen Sieg / gebührend war Dank gesagt worden/ nahm der Herr Bischoff von Wienn Gelegenheit/ mit Ihro Käiserl. Majestät zu reden/ und Deroselben unterthänigst zu erzählen/ welcher Gestalten / als weiland An. Chr. 1529. Solymannus mit 200000. Mann/ die Käiserliche Residenz-Stadt Wienn/ gleichfalls vergeblich belagert; dannoch auf Ansuchen der Innwohner/ des Thurns zu St. Stephan/ mit Canoniren verschonet/ und verbotten hätte/ die daselbst befindliche / aus lauter harten Steinen verfertigte künstliche Bildhauer-Arbeit zu verderben/ vor welche Gnad die Wienner/ zu stetswährendem Angedenken/ auf die Spitzen des Thurns / einen halben Mond samt einem Stern zu stellen/ sich anerbotten: Allermassen solches Türkische Wappen/ noch auf diesen Tag daselbsten zu sehen wäre. Weilen aber dismal der Feind solchem alten Vertrag zuwider/ mit seinen schweren Stücken diesem zierlichen Thurn ganz grausam zugesetzt/ und demselben sehr grossen und augenscheinlichen Schaden zugefüget hätte; als wolte er allerunterthänigst um allergnädigste Erlaubnus angesucht haben/ daß Er solch heidnisches Wappen herunter reissen/ und an statt dessen/ das Zeichen des heiligen Creutzes hinauf setzen möchte: Welches nächster Tagen zu bewerkstelligen/ Ihro Käiserl. Majestät sich allergenädigst gefallen lassen. Worauf sich Dieselbe wiederum in die alte Erzherzogliche Burg (weilen die neue ganz ruinirt und unbewohnbar) erhoben/ und nach ertheilten vielfältigen Audienzen/ an die geheime / hinterlassene Herren Herren Deputirten/ und andere Officir und Cavalliers/ nebst beeden Churfürstl. Durchl. Durchl. aus Bayrn und Sachsen/ die Mahlzeit erst gegen 5. Uhr Nachmittag eingenommmen. Hernach denen Königlichen Polnischen Abgesandten/ welche Ihro Käiserl. Majestät zu bewillkommen/ und wegen verjagten Feindes zu congratuliren/ von dem König nach Wienn abgeschickt worden/ wie auch etlichen andern/ allergenädigste Audienz ertheilt/ womit also der ganze Tag bis in die Nacht verzehret worden. Den 15. begaben sich Ihre Käiserl. Majest. alle Völker/ so von St. Marx an/ bis hinter Oebersdorff/ auch die Polnische Armada/ so bey Mannswörth/ unter der Schwöchat gestanden/ dahin/ solche zu besehen; zuvörderst aber Ihro Königliche Majestät aus Polen zu bewillkommen. Ehdann aber solches ins Werk gesetzt wurde/ gelangte der Königliche Polnische Unter-Canzler/ als Abgesandter/ in Begleitung einer hochansehnlichen Suite, Polnischer Edelleute/ und anderer Grossen/ Ihro Käiserlichen Majestät an/ welcher bey gehabter Audienz/ in einer zierlichen Lateinischen Rede/ einen Theil/ der von den Türkeneroberten Beut/ Ihro Käiserl. Majest. im Namen seines Königs überliefferte. Unter andern war congratusiren und complimentiren lassen: Von dannen sie in die St. Stephans Thum-Kirchen/ durch die zu beeden Seiten in zierlichster Ordnung im Gewehr stehende Burgerschaft/ begleitet wurden. Nachdem nun daselbsten der Lobgesang des heiligen Ambrosii und Augustini (TE DEUM laudamus) solenniter, unter abermaliger dreyfacher Lösung der Stücke/ mit herzlicher Andacht gesungen/ und der hohen Göttlichen Majestät/ vor diesen herrlichen Sieg / gebührend war Dank gesagt worden/ nahm der Herr Bischoff von Wienn Gelegenheit/ mit Ihro Käiserl. Majestät zu reden/ und Deroselben unterthänigst zu erzählen/ welcher Gestalten / als weiland An. Chr. 1529. Solymannus mit 200000. Mann/ die Käiserliche Residenz-Stadt Wienn/ gleichfalls vergeblich belagert; dannoch auf Ansuchen der Innwohner/ des Thurns zu St. Stephan/ mit Canoniren verschonet/ und verbotten hätte/ die daselbst befindliche / aus lauter harten Steinen verfertigte künstliche Bildhauer-Arbeit zu verderben/ vor welche Gnad die Wienner/ zu stetswährendem Angedenken/ auf die Spitzen des Thurns / einen halben Mond samt einem Stern zu stellen/ sich anerbotten: Allermassen solches Türkische Wappen/ noch auf diesen Tag daselbsten zu sehen wäre. Weilen aber dismal der Feind solchem alten Vertrag zuwider/ mit seinen schweren Stücken diesem zierlichen Thurn ganz grausam zugesetzt/ und demselben sehr grossen und augenscheinlichen Schaden zugefüget hätte; als wolte er allerunterthänigst um allergnädigste Erlaubnus angesucht haben/ daß Er solch heidnisches Wappen herunter reissen/ und an statt dessen/ das Zeichen des heiligen Creutzes hinauf setzen möchte: Welches nächster Tagen zu bewerkstelligen/ Ihro Käiserl. Majestät sich allergenädigst gefallen lassen. Worauf sich Dieselbe wiederum in die alte Erzherzogliche Burg (weilen die neue ganz ruinirt und unbewohnbar) erhoben/ und nach ertheilten vielfältigen Audienzen/ an die geheime / hinterlassene Herren Herren Deputirten/ und andere Officir und Cavalliers/ nebst beeden Churfürstl. Durchl. Durchl. aus Bayrn und Sachsen/ die Mahlzeit erst gegen 5. Uhr Nachmittag eingenommmen. Hernach denen Königlichen Polnischen Abgesandten/ welche Ihro Käiserl. Majestät zu bewillkommen/ und wegen verjagten Feindes zu congratuliren/ von dem König nach Wienn abgeschickt worden/ wie auch etlichen andern/ allergenädigste Audienz ertheilt/ womit also der ganze Tag bis in die Nacht verzehret worden. Den 15. begaben sich Ihre Käiserl. Majest. alle Völker/ so von St. Marx an/ bis hinter Oebersdorff/ auch die Polnische Armada/ so bey Mannswörth/ unter der Schwöchat gestanden/ dahin/ solche zu besehen; zuvörderst aber Ihro Königliche Majestät aus Polen zu bewillkommen. Ehdann aber solches ins Werk gesetzt wurde/ gelangte der Königliche Polnische Unter-Canzler/ als Abgesandter/ in Begleitung einer hochansehnlichen Suite, Polnischer Edelleute/ und anderer Grossen/ Ihro Käiserlichen Majestät an/ welcher bey gehabter Audienz/ in einer zierlichen Lateinischen Rede/ einen Theil/ der von den Türkeneroberten Beut/ Ihro Käiserl. Majest. im Namen seines Königs überliefferte. Unter andern war <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0282" n="70"/> congratusiren und complimentiren lassen: Von dannen sie in die St. Stephans Thum-Kirchen/ durch die zu beeden Seiten in zierlichster Ordnung im Gewehr stehende Burgerschaft/ begleitet wurden. Nachdem nun daselbsten der Lobgesang des heiligen Ambrosii und Augustini (TE DEUM laudamus) solenniter, unter abermaliger dreyfacher Lösung der Stücke/ mit herzlicher Andacht gesungen/ und der hohen Göttlichen Majestät/ vor diesen herrlichen Sieg / gebührend war Dank gesagt worden/ nahm der Herr Bischoff von Wienn Gelegenheit/ mit Ihro Käiserl. Majestät zu reden/ und Deroselben unterthänigst zu erzählen/ welcher Gestalten / als weiland An. Chr. 1529. Solymannus mit 200000. Mann/ die Käiserliche Residenz-Stadt Wienn/ gleichfalls vergeblich belagert; dannoch auf Ansuchen der Innwohner/ des Thurns zu St. Stephan/ mit Canoniren verschonet/ und verbotten hätte/ die daselbst befindliche / aus lauter harten Steinen verfertigte künstliche Bildhauer-Arbeit zu verderben/ vor welche Gnad die Wienner/ zu stetswährendem Angedenken/ auf die Spitzen des Thurns / einen halben Mond samt einem Stern zu stellen/ sich anerbotten: Allermassen solches Türkische Wappen/ noch auf diesen Tag daselbsten zu sehen wäre. Weilen aber dismal der Feind solchem alten Vertrag zuwider/ mit seinen schweren Stücken diesem zierlichen Thurn ganz grausam zugesetzt/ und demselben sehr grossen und augenscheinlichen Schaden zugefüget hätte; als wolte er allerunterthänigst um allergnädigste Erlaubnus angesucht haben/ daß Er solch heidnisches Wappen herunter reissen/ und an statt dessen/ das Zeichen des heiligen Creutzes hinauf setzen möchte: Welches nächster Tagen zu bewerkstelligen/ Ihro Käiserl. Majestät sich allergenädigst gefallen lassen. Worauf sich Dieselbe wiederum in die alte Erzherzogliche Burg (weilen die neue ganz ruinirt und unbewohnbar) erhoben/ und nach ertheilten vielfältigen Audienzen/ an die geheime / hinterlassene Herren Herren Deputirten/ und andere Officir und Cavalliers/ nebst beeden Churfürstl. Durchl. Durchl. aus Bayrn und Sachsen/ die Mahlzeit erst gegen 5. Uhr Nachmittag eingenommmen. Hernach denen Königlichen Polnischen Abgesandten/ welche Ihro Käiserl. Majestät zu bewillkommen/ und wegen verjagten Feindes zu congratuliren/ von dem König nach Wienn abgeschickt worden/ wie auch etlichen andern/ allergenädigste Audienz ertheilt/ womit also der ganze Tag bis in die Nacht verzehret worden.</p> <p>Den 15. begaben sich Ihre Käiserl. Majest. alle Völker/ so von St. Marx an/ bis hinter Oebersdorff/ auch die Polnische Armada/ so bey Mannswörth/ unter der Schwöchat gestanden/ dahin/ solche zu besehen; zuvörderst aber Ihro Königliche Majestät aus Polen zu bewillkommen. Ehdann aber solches ins Werk gesetzt wurde/ gelangte der Königliche Polnische Unter-Canzler/ als Abgesandter/ in Begleitung einer hochansehnlichen Suite, Polnischer Edelleute/ und anderer Grossen/ Ihro Käiserlichen Majestät an/ welcher bey gehabter Audienz/ in einer zierlichen Lateinischen Rede/ einen Theil/ der von den Türkeneroberten Beut/ Ihro Käiserl. Majest. im Namen seines Königs überliefferte. Unter andern war </p> </div> </body> </text> </TEI> [70/0282]
congratusiren und complimentiren lassen: Von dannen sie in die St. Stephans Thum-Kirchen/ durch die zu beeden Seiten in zierlichster Ordnung im Gewehr stehende Burgerschaft/ begleitet wurden. Nachdem nun daselbsten der Lobgesang des heiligen Ambrosii und Augustini (TE DEUM laudamus) solenniter, unter abermaliger dreyfacher Lösung der Stücke/ mit herzlicher Andacht gesungen/ und der hohen Göttlichen Majestät/ vor diesen herrlichen Sieg / gebührend war Dank gesagt worden/ nahm der Herr Bischoff von Wienn Gelegenheit/ mit Ihro Käiserl. Majestät zu reden/ und Deroselben unterthänigst zu erzählen/ welcher Gestalten / als weiland An. Chr. 1529. Solymannus mit 200000. Mann/ die Käiserliche Residenz-Stadt Wienn/ gleichfalls vergeblich belagert; dannoch auf Ansuchen der Innwohner/ des Thurns zu St. Stephan/ mit Canoniren verschonet/ und verbotten hätte/ die daselbst befindliche / aus lauter harten Steinen verfertigte künstliche Bildhauer-Arbeit zu verderben/ vor welche Gnad die Wienner/ zu stetswährendem Angedenken/ auf die Spitzen des Thurns / einen halben Mond samt einem Stern zu stellen/ sich anerbotten: Allermassen solches Türkische Wappen/ noch auf diesen Tag daselbsten zu sehen wäre. Weilen aber dismal der Feind solchem alten Vertrag zuwider/ mit seinen schweren Stücken diesem zierlichen Thurn ganz grausam zugesetzt/ und demselben sehr grossen und augenscheinlichen Schaden zugefüget hätte; als wolte er allerunterthänigst um allergnädigste Erlaubnus angesucht haben/ daß Er solch heidnisches Wappen herunter reissen/ und an statt dessen/ das Zeichen des heiligen Creutzes hinauf setzen möchte: Welches nächster Tagen zu bewerkstelligen/ Ihro Käiserl. Majestät sich allergenädigst gefallen lassen. Worauf sich Dieselbe wiederum in die alte Erzherzogliche Burg (weilen die neue ganz ruinirt und unbewohnbar) erhoben/ und nach ertheilten vielfältigen Audienzen/ an die geheime / hinterlassene Herren Herren Deputirten/ und andere Officir und Cavalliers/ nebst beeden Churfürstl. Durchl. Durchl. aus Bayrn und Sachsen/ die Mahlzeit erst gegen 5. Uhr Nachmittag eingenommmen. Hernach denen Königlichen Polnischen Abgesandten/ welche Ihro Käiserl. Majestät zu bewillkommen/ und wegen verjagten Feindes zu congratuliren/ von dem König nach Wienn abgeschickt worden/ wie auch etlichen andern/ allergenädigste Audienz ertheilt/ womit also der ganze Tag bis in die Nacht verzehret worden.
Den 15. begaben sich Ihre Käiserl. Majest. alle Völker/ so von St. Marx an/ bis hinter Oebersdorff/ auch die Polnische Armada/ so bey Mannswörth/ unter der Schwöchat gestanden/ dahin/ solche zu besehen; zuvörderst aber Ihro Königliche Majestät aus Polen zu bewillkommen. Ehdann aber solches ins Werk gesetzt wurde/ gelangte der Königliche Polnische Unter-Canzler/ als Abgesandter/ in Begleitung einer hochansehnlichen Suite, Polnischer Edelleute/ und anderer Grossen/ Ihro Käiserlichen Majestät an/ welcher bey gehabter Audienz/ in einer zierlichen Lateinischen Rede/ einen Theil/ der von den Türkeneroberten Beut/ Ihro Käiserl. Majest. im Namen seines Königs überliefferte. Unter andern war
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/282 |
Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/282>, abgerufen am 19.07.2024. |