Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

Bild:
<< vorherige Seite

dannoch indessen/ mit Einnehmung und Besitzung so wol der Burg/ als der Stadt/ triumphirte; auch wenig darnach fragte/ daß ihn/ auf deß Käisers Anklage/ das Reich in die Acht/ so wol als der Papst in Bann / erklärte; weil nemlich das Reich/ auf solchen Blitz keinen Donnerschlag gab: riß GOtt diesen unverträglichen Fürsten doch/ noch vor Ausgang deß folgenden Jahrs/ nemlich am 2. Decembris Anno 1463. aus dem Leben/ und machte ihm seine ungewissenhaffte Freuden gar kurz. Und anderswo muste gleichfalls ein mächtiger Widersacher deß Käisers/ vor dem Käiser/ zu Grabe/ und vor seinem obersten Richter sich stellen; ob er gleich seinen zeitlichen allhie verachtete.

Der Holzer bekam ein Jahr/ nach der Belägerung/ seine verdiente Gebühr. Dann als er es / mit dem Erz-Herzog/ eben/ wie mit dem Käiser/ spielen wolte/ weil derselbe/ mit seiner kostbaren Verschwendung/ der Stadt hochbeschwerlich fiel; mißlingte es ihm/ und ließ ihn der Erz-Herzog viertheilen.

Die Wiener empfanden gleichfalls den Unterscheid/ zwischen einem gütigen/ frommen/ und einem unruhigen verthunlichem Herrn: und als der Erz-Herzog gar auf dem Rucken lag; fanden sie Ursach/ sich deß Spruchs zu erinnern: Verlasset euch nicht auf Fürsten! Sie sind Menschen. Guter Rath fing da an/ bey ihnen/ theuer zu werden. Sie musten/ durch ihre Abgeordnete/ vor dem Käiser/ sich auf die Knie werffen/ Straff-würdigst bekennen/ und um Gnade flehen. So ihnen auch der Kern-gnädige Käiser widerfahren ließ. Es hat aber nachmals/ unter den beyden Türkischen Belägerungen/ dieser schönen Stadt solchen alten garstigen Flecken das feindliche Geschütz/ von ihren Mauren und Bollwerken/ sauber abgeputzt/ und ihre ruhmwürdigste Beständigkeit diesen vormaligen Irrthum längst ausgelescht/ also/ daß nunmehr ihre allerunterthänigste Treu/ gegen der Römisch-Käiserlichen Majestät/ eines unsterblichen Lobs fähig worden.

Wer sonst/ von dieser denkwürdigen Belägerung/ ein Mehrers wünschet/ der kann sich / beym Lazio, AEnea Sylvio, Gerardo de Roo, und in der Kärnterischen Chronic Megiseri, deßgleichen im Ehren-Spiegel deß hohen Erz-Hauses von Oesterreich/ weiter erkundigen. Dann meine Feder hat hiernächst noch mehr Wienerische Belägerungen vorzustellen.

DIe Wiener waren nunmehr/ beym Käiser Friedrichen/ ausgesöhnt; blieben aber nicht übrig lang/ in seiner Gewalt; sondern wurden ihm/ durch das grosse Kriegs-Glück deß streitbaren Ungarischen Königs Matthiä/ unlang hernach entrissen. Wovon wir den Ursprung / und Erfolg/ vorher erörtern müssen.

Es werden die Ursachen der Fehde/ zwischen dem Käiser und Könige/ unterschiedlich angegeben/ nachdem die Geschicht-Verfasser dieser oder jener Nation geneigter sind: Und werden auch mehr/ aus vernünfftigen Mutmassungen/ we-

dannoch indessen/ mit Einnehmung und Besitzung so wol der Burg/ als der Stadt/ triumphirte; auch wenig darnach fragte/ daß ihn/ auf deß Käisers Anklage/ das Reich in die Acht/ so wol als der Papst in Bann / erklärte; weil nemlich das Reich/ auf solchen Blitz keinen Donnerschlag gab: riß GOtt diesen unverträglichen Fürsten doch/ noch vor Ausgang deß folgenden Jahrs/ nemlich am 2. Decembris Anno 1463. aus dem Leben/ und machte ihm seine ungewissenhaffte Freuden gar kurz. Und anderswo muste gleichfalls ein mächtiger Widersacher deß Käisers/ vor dem Käiser/ zu Grabe/ und vor seinem obersten Richter sich stellen; ob er gleich seinen zeitlichen allhie verachtete.

Der Holzer bekam ein Jahr/ nach der Belägerung/ seine verdiente Gebühr. Dann als er es / mit dem Erz-Herzog/ eben/ wie mit dem Käiser/ spielen wolte/ weil derselbe/ mit seiner kostbaren Verschwendung/ der Stadt hochbeschwerlich fiel; mißlingte es ihm/ und ließ ihn der Erz-Herzog viertheilen.

Die Wiener empfanden gleichfalls den Unterscheid/ zwischen einem gütigen/ frommen/ und einem unruhigen verthunlichem Herrn: und als der Erz-Herzog gar auf dem Rucken lag; fanden sie Ursach/ sich deß Spruchs zu erinnern: Verlasset euch nicht auf Fürsten! Sie sind Menschen. Guter Rath fing da an/ bey ihnen/ theuer zu werden. Sie musten/ durch ihre Abgeordnete/ vor dem Käiser/ sich auf die Knie werffen/ Straff-würdigst bekennen/ und um Gnade flehen. So ihnen auch der Kern-gnädige Käiser widerfahren ließ. Es hat aber nachmals/ unter den beyden Türkischen Belägerungen/ dieser schönen Stadt solchen alten garstigen Flecken das feindliche Geschütz/ von ihren Mauren und Bollwerken/ sauber abgeputzt/ und ihre ruhmwürdigste Beständigkeit diesen vormaligen Irrthum längst ausgelescht/ also/ daß nunmehr ihre allerunterthänigste Treu/ gegen der Römisch-Käiserlichen Majestät/ eines unsterblichen Lobs fähig worden.

Wer sonst/ von dieser denkwürdigen Belägerung/ ein Mehrers wünschet/ der kann sich / beym Lazio, AEnea Sylvio, Gerardo de Roo, und in der Kärnterischen Chronic Megiseri, deßgleichen im Ehren-Spiegel deß hohen Erz-Hauses von Oesterreich/ weiter erkundigen. Dann meine Feder hat hiernächst noch mehr Wienerische Belägerungen vorzustellen.

DIe Wiener waren nunmehr/ beym Käiser Friedrichen/ ausgesöhnt; blieben aber nicht übrig lang/ in seiner Gewalt; sondern wurden ihm/ durch das grosse Kriegs-Glück deß streitbaren Ungarischen Königs Matthiä/ unlang hernach entrissen. Wovon wir den Ursprung / und Erfolg/ vorher erörtern müssen.

Es werden die Ursachen der Fehde/ zwischen dem Käiser und Könige/ unterschiedlich angegeben/ nachdem die Geschicht-Verfasser dieser oder jener Nation geneigter sind: Und werden auch mehr/ aus vernünfftigen Mutmassungen/ we-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0060" n="52"/>
dannoch indessen/ mit Einnehmung und            Besitzung so wol der Burg/ als der Stadt/ triumphirte; auch wenig darnach fragte/ daß            ihn/ auf deß Käisers Anklage/ das Reich in die Acht/ so wol als der Papst in Bann /            erklärte; weil nemlich das Reich/ auf solchen Blitz keinen Donnerschlag gab: riß GOtt            diesen unverträglichen Fürsten doch/ noch vor Ausgang deß folgenden Jahrs/ nemlich am 2.            Decembris Anno 1463. aus dem Leben/ und machte ihm seine ungewissenhaffte Freuden gar            kurz. Und anderswo muste gleichfalls ein mächtiger Widersacher deß Käisers/ vor dem            Käiser/ zu Grabe/ und vor seinem obersten Richter sich stellen; ob er gleich seinen            zeitlichen allhie verachtete.</p>
        <p>Der Holzer bekam ein Jahr/ nach der Belägerung/ seine verdiente Gebühr. Dann als er es           / mit dem Erz-Herzog/ eben/ wie mit dem Käiser/ spielen wolte/ weil derselbe/ mit            seiner kostbaren Verschwendung/ der Stadt hochbeschwerlich fiel; mißlingte es ihm/ und            ließ ihn der Erz-Herzog viertheilen.</p>
        <p>Die Wiener empfanden gleichfalls den Unterscheid/ zwischen einem gütigen/ frommen/ und            einem unruhigen verthunlichem Herrn: und als der Erz-Herzog gar auf dem Rucken lag; fanden            sie Ursach/ sich deß Spruchs zu erinnern: Verlasset euch nicht auf Fürsten! Sie sind            Menschen. Guter Rath fing da an/ bey ihnen/ theuer zu werden. Sie musten/ durch ihre            Abgeordnete/ vor dem Käiser/ sich auf die Knie werffen/ Straff-würdigst bekennen/ und            um Gnade flehen. So ihnen auch der Kern-gnädige Käiser widerfahren ließ. Es hat aber            nachmals/ unter den beyden Türkischen Belägerungen/ dieser schönen Stadt solchen alten            garstigen Flecken das feindliche Geschütz/ von ihren Mauren und Bollwerken/ sauber            abgeputzt/ und ihre ruhmwürdigste Beständigkeit diesen vormaligen Irrthum längst            ausgelescht/ also/ daß nunmehr ihre allerunterthänigste Treu/ gegen der            Römisch-Käiserlichen Majestät/ eines unsterblichen Lobs fähig worden.</p>
        <p>Wer sonst/ von dieser denkwürdigen Belägerung/ ein Mehrers wünschet/ der kann sich /            beym Lazio, AEnea Sylvio, Gerardo de Roo, und in der Kärnterischen Chronic Megiseri,            deßgleichen im Ehren-Spiegel deß hohen Erz-Hauses von Oesterreich/ weiter erkundigen.            Dann meine Feder hat hiernächst noch mehr Wienerische Belägerungen vorzustellen.</p>
      </div>
      <div>
        <p>DIe Wiener waren nunmehr/ beym Käiser Friedrichen/ ausgesöhnt; blieben aber nicht übrig            lang/ in seiner Gewalt; sondern wurden ihm/ durch das grosse Kriegs-Glück deß            streitbaren Ungarischen Königs Matthiä/ unlang hernach entrissen. Wovon wir den Ursprung           / und Erfolg/ vorher erörtern müssen.</p>
        <p>Es werden die Ursachen der Fehde/ zwischen dem Käiser und Könige/ unterschiedlich            angegeben/ nachdem die Geschicht-Verfasser dieser oder jener Nation geneigter sind: Und            werden auch mehr/ aus vernünfftigen Mutmassungen/ we-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[52/0060] dannoch indessen/ mit Einnehmung und Besitzung so wol der Burg/ als der Stadt/ triumphirte; auch wenig darnach fragte/ daß ihn/ auf deß Käisers Anklage/ das Reich in die Acht/ so wol als der Papst in Bann / erklärte; weil nemlich das Reich/ auf solchen Blitz keinen Donnerschlag gab: riß GOtt diesen unverträglichen Fürsten doch/ noch vor Ausgang deß folgenden Jahrs/ nemlich am 2. Decembris Anno 1463. aus dem Leben/ und machte ihm seine ungewissenhaffte Freuden gar kurz. Und anderswo muste gleichfalls ein mächtiger Widersacher deß Käisers/ vor dem Käiser/ zu Grabe/ und vor seinem obersten Richter sich stellen; ob er gleich seinen zeitlichen allhie verachtete. Der Holzer bekam ein Jahr/ nach der Belägerung/ seine verdiente Gebühr. Dann als er es / mit dem Erz-Herzog/ eben/ wie mit dem Käiser/ spielen wolte/ weil derselbe/ mit seiner kostbaren Verschwendung/ der Stadt hochbeschwerlich fiel; mißlingte es ihm/ und ließ ihn der Erz-Herzog viertheilen. Die Wiener empfanden gleichfalls den Unterscheid/ zwischen einem gütigen/ frommen/ und einem unruhigen verthunlichem Herrn: und als der Erz-Herzog gar auf dem Rucken lag; fanden sie Ursach/ sich deß Spruchs zu erinnern: Verlasset euch nicht auf Fürsten! Sie sind Menschen. Guter Rath fing da an/ bey ihnen/ theuer zu werden. Sie musten/ durch ihre Abgeordnete/ vor dem Käiser/ sich auf die Knie werffen/ Straff-würdigst bekennen/ und um Gnade flehen. So ihnen auch der Kern-gnädige Käiser widerfahren ließ. Es hat aber nachmals/ unter den beyden Türkischen Belägerungen/ dieser schönen Stadt solchen alten garstigen Flecken das feindliche Geschütz/ von ihren Mauren und Bollwerken/ sauber abgeputzt/ und ihre ruhmwürdigste Beständigkeit diesen vormaligen Irrthum längst ausgelescht/ also/ daß nunmehr ihre allerunterthänigste Treu/ gegen der Römisch-Käiserlichen Majestät/ eines unsterblichen Lobs fähig worden. Wer sonst/ von dieser denkwürdigen Belägerung/ ein Mehrers wünschet/ der kann sich / beym Lazio, AEnea Sylvio, Gerardo de Roo, und in der Kärnterischen Chronic Megiseri, deßgleichen im Ehren-Spiegel deß hohen Erz-Hauses von Oesterreich/ weiter erkundigen. Dann meine Feder hat hiernächst noch mehr Wienerische Belägerungen vorzustellen. DIe Wiener waren nunmehr/ beym Käiser Friedrichen/ ausgesöhnt; blieben aber nicht übrig lang/ in seiner Gewalt; sondern wurden ihm/ durch das grosse Kriegs-Glück deß streitbaren Ungarischen Königs Matthiä/ unlang hernach entrissen. Wovon wir den Ursprung / und Erfolg/ vorher erörtern müssen. Es werden die Ursachen der Fehde/ zwischen dem Käiser und Könige/ unterschiedlich angegeben/ nachdem die Geschicht-Verfasser dieser oder jener Nation geneigter sind: Und werden auch mehr/ aus vernünfftigen Mutmassungen/ we-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/60
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/60>, abgerufen am 21.11.2024.