Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.stürzung / erwerben; wie dieser Ehr-hitzige König. Derselbe meinte Wunder! was er nun für ein grosser Ungarischer Alexander/ und Welt-berühmter Monarch worden wäre/ nachdem er gleichwol das/ durch seine Tapfferkeit/ erhalten/ was/ in etlichen hundert Jahren / kein Ungarischer König zu wege bringen können; nemlich daß ihn die herrliche Stadt Wien / samt dem ganzen Unter-Oesterreich/ für einen Herrn erkennen müste. Wie lang aber beharrete er/ in solcher eingebildten Glückseligkeit? Kaum fünff Jahre: Da riß ihn ein gählinger Tod von der Welt/ und besorglich zu einer schweren Rechenschafft von vielem unnöthig-verschwendetem Christen-Blut. Man hat/ unter seinem Einzuge in die Stadt/ ein Erdbeben gespührt/ und es für ein böses Vor-Zeichen aufgenommen/ daß er nicht lange leben/ und vielleicht/ in dieser Stadt/ das Leben schliessen würde. Diese Vermutung hat auch eingetroffen. Indessen musten die Wiener den Unterscheid zwischen einem sanfftmütigem/ gnädigem/ und einem strengen Oberherrn/ redlich empfinden/ und nunmehr denjenigen König/ welchen sie ehmals/ da sie ihren rechtmässigen Herrn belagert hielten/ selbst eingeladen haben sollen/ wider ihren Willen ertragen. Man schreibt/ er habe einen Burger nach dem andren vor sich gefordert/ und/ bey Lebens-Verlust/ bedrohet/ ihm nicht zu verschweigen/ wie weit sich sein Vermögen/ an Baarschafft und Silber-Geschirr/ erstreckte. Kam ihm nun einer vor/ der fett und wolbemittelt war/ so legte er demselben ein gutes Stuck Geldes auf/ zur Schatzung; schändete ihn noch dazu hefftig aus/ und sagte: Schau/ du Böswigt! wie kan ich mich eines treuen redlichen Herzens zu dir versehn? Du/ und deines gleichen treulose Gesellen / hätten mich/ mit so reichen Mitteln/ bis nach Ofen zurück getrieben: aber/ du Verräther! hast deinem vorigen Herrn Treu und Geld vorenthalten/ und/ bey ihm / gehandelt/ als ein treuloser Vogel. Drum heb dich von mir! dusolt/ dein Lebenlang/ bey der Stadt/ keines Amts gewürdiget werden. Hingegen lobte er die Bürger in den kleinen Städten/ die sich/ aus Treu gegen ihrem Käiser/ redlich wider ihn gewehrt hatten; begabte sie/ mit vielen Freyheiten/ und erließ ihnen auch alle Steuer und Dienste: damit sie dafür ihre zerschossene Mauren wieder aufbauen mögten. Den Wienern hatte er/ obberührter Massen/ zwar auch alle ihre Privilegien bekräfftigt; straffte sie aber/ bald hernach/ mit Erhöhung der Steuer und Auflagen; ja setzte allerdings/ auf den Mist/ den sie nach ihren Weinbergen führten / ein genanntes Geld. Allein es hieß hingegen/ mit ihm: Strenge Herren regieren nicht lange. Es ward gleichwol/ noch vor seinem Tode/ zwischen dem Käiser und ihm/ ein Vertrag aufgerichtet. Dann weil sich ihm die/ von seinem General bishero vergeblich belagerte / Neustadt/ im Jahr 1487. am 13. Augusti/ gleichfalls/ durch Hungers-Zwang/ ergeben hatte: erhandelte man zuletzt/ mit ihm/ einen Frieden / stürzung / erwerben; wie dieser Ehr-hitzige König. Derselbe meinte Wunder! was er nun für ein grosser Ungarischer Alexander/ und Welt-berühmter Monarch worden wäre/ nachdem er gleichwol das/ durch seine Tapfferkeit/ erhalten/ was/ in etlichen hundert Jahren / kein Ungarischer König zu wege bringen können; nemlich daß ihn die herrliche Stadt Wien / samt dem ganzen Unter-Oesterreich/ für einen Herrn erkennen müste. Wie lang aber beharrete er/ in solcher eingebildten Glückseligkeit? Kaum fünff Jahre: Da riß ihn ein gählinger Tod von der Welt/ und besorglich zu einer schweren Rechenschafft von vielem unnöthig-verschwendetem Christen-Blut. Man hat/ unter seinem Einzuge in die Stadt/ ein Erdbeben gespührt/ und es für ein böses Vor-Zeichen aufgenommen/ daß er nicht lange leben/ und vielleicht/ in dieser Stadt/ das Leben schliessen würde. Diese Vermutung hat auch eingetroffen. Indessen musten die Wiener den Unterscheid zwischen einem sanfftmütigem/ gnädigem/ und einem strengen Oberherrn/ redlich empfinden/ und nunmehr denjenigen König/ welchen sie ehmals/ da sie ihren rechtmässigen Herrn belagert hielten/ selbst eingeladen haben sollen/ wider ihren Willen ertragen. Man schreibt/ er habe einen Burger nach dem andren vor sich gefordert/ und/ bey Lebens-Verlust/ bedrohet/ ihm nicht zu verschweigen/ wie weit sich sein Vermögen/ an Baarschafft und Silber-Geschirr/ erstreckte. Kam ihm nun einer vor/ der fett und wolbemittelt war/ so legte er demselben ein gutes Stuck Geldes auf/ zur Schatzung; schändete ihn noch dazu hefftig aus/ und sagte: Schau/ du Böswigt! wie kan ich mich eines treuen redlichen Herzens zu dir versehn? Du/ und deines gleichen treulose Gesellen / hätten mich/ mit so reichen Mitteln/ bis nach Ofen zurück getrieben: aber/ du Verräther! hast deinem vorigen Herrn Treu und Geld vorenthalten/ und/ bey ihm / gehandelt/ als ein treuloser Vogel. Drum heb dich von mir! dusolt/ dein Lebenlang/ bey der Stadt/ keines Amts gewürdiget werden. Hingegen lobte er die Bürger in den kleinen Städten/ die sich/ aus Treu gegen ihrem Käiser/ redlich wider ihn gewehrt hatten; begabte sie/ mit vielen Freyheiten/ und erließ ihnen auch alle Steuer und Dienste: damit sie dafür ihre zerschossene Mauren wieder aufbauen mögten. Den Wienern hatte er/ obberührter Massen/ zwar auch alle ihre Privilegien bekräfftigt; straffte sie aber/ bald hernach/ mit Erhöhung der Steuer und Auflagen; ja setzte allerdings/ auf den Mist/ den sie nach ihren Weinbergen führten / ein genanntes Geld. Allein es hieß hingegen/ mit ihm: Strenge Herren regieren nicht lange. Es ward gleichwol/ noch vor seinem Tode/ zwischen dem Käiser und ihm/ ein Vertrag aufgerichtet. Dann weil sich ihm die/ von seinem General bishero vergeblich belagerte / Neustadt/ im Jahr 1487. am 13. Augusti/ gleichfalls/ durch Hungers-Zwang/ ergeben hatte: erhandelte man zuletzt/ mit ihm/ einen Frieden / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0078" n="70"/> stürzung / erwerben; wie dieser Ehr-hitzige König. Derselbe meinte Wunder! was er nun für ein grosser Ungarischer Alexander/ und Welt-berühmter Monarch worden wäre/ nachdem er gleichwol das/ durch seine Tapfferkeit/ erhalten/ was/ in etlichen hundert Jahren / kein Ungarischer König zu wege bringen können; nemlich daß ihn die herrliche Stadt Wien / samt dem ganzen Unter-Oesterreich/ für einen Herrn erkennen müste. Wie lang aber beharrete er/ in solcher eingebildten Glückseligkeit? Kaum fünff Jahre: Da riß ihn ein gählinger Tod von der Welt/ und besorglich zu einer schweren Rechenschafft von vielem unnöthig-verschwendetem Christen-Blut.</p> <p>Man hat/ unter seinem Einzuge in die Stadt/ ein Erdbeben gespührt/ und es für ein böses Vor-Zeichen aufgenommen/ daß er nicht lange leben/ und vielleicht/ in dieser Stadt/ das Leben schliessen würde. Diese Vermutung hat auch eingetroffen.</p> <p>Indessen musten die Wiener den Unterscheid zwischen einem sanfftmütigem/ gnädigem/ und einem strengen Oberherrn/ redlich empfinden/ und nunmehr denjenigen König/ welchen sie ehmals/ da sie ihren rechtmässigen Herrn belagert hielten/ selbst eingeladen haben sollen/ wider ihren Willen ertragen.</p> <p>Man schreibt/ er habe einen Burger nach dem andren vor sich gefordert/ und/ bey Lebens-Verlust/ bedrohet/ ihm nicht zu verschweigen/ wie weit sich sein Vermögen/ an Baarschafft und Silber-Geschirr/ erstreckte. Kam ihm nun einer vor/ der fett und wolbemittelt war/ so legte er demselben ein gutes Stuck Geldes auf/ zur Schatzung; schändete ihn noch dazu hefftig aus/ und sagte: Schau/ du Böswigt! wie kan ich mich eines treuen redlichen Herzens zu dir versehn? Du/ und deines gleichen treulose Gesellen / hätten mich/ mit so reichen Mitteln/ bis nach Ofen zurück getrieben: aber/ du Verräther! hast deinem vorigen Herrn Treu und Geld vorenthalten/ und/ bey ihm / gehandelt/ als ein treuloser Vogel. Drum heb dich von mir! dusolt/ dein Lebenlang/ bey der Stadt/ keines Amts gewürdiget werden.</p> <p>Hingegen lobte er die Bürger in den kleinen Städten/ die sich/ aus Treu gegen ihrem Käiser/ redlich wider ihn gewehrt hatten; begabte sie/ mit vielen Freyheiten/ und erließ ihnen auch alle Steuer und Dienste: damit sie dafür ihre zerschossene Mauren wieder aufbauen mögten. Den Wienern hatte er/ obberührter Massen/ zwar auch alle ihre Privilegien bekräfftigt; straffte sie aber/ bald hernach/ mit Erhöhung der Steuer und Auflagen; ja setzte allerdings/ auf den Mist/ den sie nach ihren Weinbergen führten / ein genanntes Geld. Allein es hieß hingegen/ mit ihm: Strenge Herren regieren nicht lange.</p> <p>Es ward gleichwol/ noch vor seinem Tode/ zwischen dem Käiser und ihm/ ein Vertrag aufgerichtet. Dann weil sich ihm die/ von seinem General bishero vergeblich belagerte / Neustadt/ im Jahr 1487. am 13. Augusti/ gleichfalls/ durch Hungers-Zwang/ ergeben hatte: erhandelte man zuletzt/ mit ihm/ einen Frieden / </p> </div> </body> </text> </TEI> [70/0078]
stürzung / erwerben; wie dieser Ehr-hitzige König. Derselbe meinte Wunder! was er nun für ein grosser Ungarischer Alexander/ und Welt-berühmter Monarch worden wäre/ nachdem er gleichwol das/ durch seine Tapfferkeit/ erhalten/ was/ in etlichen hundert Jahren / kein Ungarischer König zu wege bringen können; nemlich daß ihn die herrliche Stadt Wien / samt dem ganzen Unter-Oesterreich/ für einen Herrn erkennen müste. Wie lang aber beharrete er/ in solcher eingebildten Glückseligkeit? Kaum fünff Jahre: Da riß ihn ein gählinger Tod von der Welt/ und besorglich zu einer schweren Rechenschafft von vielem unnöthig-verschwendetem Christen-Blut.
Man hat/ unter seinem Einzuge in die Stadt/ ein Erdbeben gespührt/ und es für ein böses Vor-Zeichen aufgenommen/ daß er nicht lange leben/ und vielleicht/ in dieser Stadt/ das Leben schliessen würde. Diese Vermutung hat auch eingetroffen.
Indessen musten die Wiener den Unterscheid zwischen einem sanfftmütigem/ gnädigem/ und einem strengen Oberherrn/ redlich empfinden/ und nunmehr denjenigen König/ welchen sie ehmals/ da sie ihren rechtmässigen Herrn belagert hielten/ selbst eingeladen haben sollen/ wider ihren Willen ertragen.
Man schreibt/ er habe einen Burger nach dem andren vor sich gefordert/ und/ bey Lebens-Verlust/ bedrohet/ ihm nicht zu verschweigen/ wie weit sich sein Vermögen/ an Baarschafft und Silber-Geschirr/ erstreckte. Kam ihm nun einer vor/ der fett und wolbemittelt war/ so legte er demselben ein gutes Stuck Geldes auf/ zur Schatzung; schändete ihn noch dazu hefftig aus/ und sagte: Schau/ du Böswigt! wie kan ich mich eines treuen redlichen Herzens zu dir versehn? Du/ und deines gleichen treulose Gesellen / hätten mich/ mit so reichen Mitteln/ bis nach Ofen zurück getrieben: aber/ du Verräther! hast deinem vorigen Herrn Treu und Geld vorenthalten/ und/ bey ihm / gehandelt/ als ein treuloser Vogel. Drum heb dich von mir! dusolt/ dein Lebenlang/ bey der Stadt/ keines Amts gewürdiget werden.
Hingegen lobte er die Bürger in den kleinen Städten/ die sich/ aus Treu gegen ihrem Käiser/ redlich wider ihn gewehrt hatten; begabte sie/ mit vielen Freyheiten/ und erließ ihnen auch alle Steuer und Dienste: damit sie dafür ihre zerschossene Mauren wieder aufbauen mögten. Den Wienern hatte er/ obberührter Massen/ zwar auch alle ihre Privilegien bekräfftigt; straffte sie aber/ bald hernach/ mit Erhöhung der Steuer und Auflagen; ja setzte allerdings/ auf den Mist/ den sie nach ihren Weinbergen führten / ein genanntes Geld. Allein es hieß hingegen/ mit ihm: Strenge Herren regieren nicht lange.
Es ward gleichwol/ noch vor seinem Tode/ zwischen dem Käiser und ihm/ ein Vertrag aufgerichtet. Dann weil sich ihm die/ von seinem General bishero vergeblich belagerte / Neustadt/ im Jahr 1487. am 13. Augusti/ gleichfalls/ durch Hungers-Zwang/ ergeben hatte: erhandelte man zuletzt/ mit ihm/ einen Frieden /
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/78>, abgerufen am 16.07.2024. |