François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.lächter gleich dem Locken des Pirols am sonnigen Doch was hilft es mir in dieser Blumensprache In jenen Kindheitstagen, ei nun, so wie sie da Wir hatten, fast von der Wiege ab, Stunde für lächter gleich dem Locken des Pirols am ſonnigen Doch was hilft es mir in dieſer Blumenſprache In jenen Kindheitstagen, ei nun, ſo wie ſie da Wir hatten, faſt von der Wiege ab, Stunde für <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0105" n="98"/> lächter gleich dem Locken des Pirols am ſonnigen<lb/> Maientag?</p><lb/> <p>Doch was hilft es mir in dieſer Blumenſprache<lb/> von Anno Dazumal fortzufahren? Ihr werdet das<lb/> Reizende in unſerer kleinen „Dorl“ aus ſeiner Wir¬<lb/> kung auf Andere verſtehen lernen, die einzige Manier,<lb/> in der das Reizende überhaupt geſchildert und ver¬<lb/> ſtanden werden kann. Zu allernächſt in ſeiner Wir¬<lb/> kung auf mich ſelbſt.</p><lb/> <p>In jenen Kindheitstagen, ei nun, ſo wie ſie da<lb/> dachte ich mir die Engelchen unter Gott-Vaters<lb/> Baldachin und die pausbäckigen Trompetenbläſer in<lb/> unſerer alten Poſtille, die dünkten mich gar grob¬<lb/> ſchlächtige, himmliſche Geſellen neben meiner zierlichen,<lb/> irdiſchen, kleinen Dorl. Von Jahre zu Jahre aber<lb/> wuchs der Zauber, welchen die Menſchenſchöne allezeit<lb/> über mich ausgeübt hat, — vielleicht weil ich ehrlicher<lb/> Weiſe ſie in meinem Spiegel recht gründlich vermißte.<lb/> Das Mädchen wurde meine Augenweide, das Wohl¬<lb/> gefallen ſteigerte ſich zum Wohlwollen, und ich würde<lb/> Euch wahrſcheinlich von einer ſchweſterlichen Jugend¬<lb/> freundſchaft zu erzählen haben, wenn — ja wenn — —</p><lb/> <p>Wir hatten, faſt von der Wiege ab, Stunde für<lb/> Stunde mit einander gelebt; wir waren gleichen Alters,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [98/0105]
lächter gleich dem Locken des Pirols am ſonnigen
Maientag?
Doch was hilft es mir in dieſer Blumenſprache
von Anno Dazumal fortzufahren? Ihr werdet das
Reizende in unſerer kleinen „Dorl“ aus ſeiner Wir¬
kung auf Andere verſtehen lernen, die einzige Manier,
in der das Reizende überhaupt geſchildert und ver¬
ſtanden werden kann. Zu allernächſt in ſeiner Wir¬
kung auf mich ſelbſt.
In jenen Kindheitstagen, ei nun, ſo wie ſie da
dachte ich mir die Engelchen unter Gott-Vaters
Baldachin und die pausbäckigen Trompetenbläſer in
unſerer alten Poſtille, die dünkten mich gar grob¬
ſchlächtige, himmliſche Geſellen neben meiner zierlichen,
irdiſchen, kleinen Dorl. Von Jahre zu Jahre aber
wuchs der Zauber, welchen die Menſchenſchöne allezeit
über mich ausgeübt hat, — vielleicht weil ich ehrlicher
Weiſe ſie in meinem Spiegel recht gründlich vermißte.
Das Mädchen wurde meine Augenweide, das Wohl¬
gefallen ſteigerte ſich zum Wohlwollen, und ich würde
Euch wahrſcheinlich von einer ſchweſterlichen Jugend¬
freundſchaft zu erzählen haben, wenn — ja wenn — —
Wir hatten, faſt von der Wiege ab, Stunde für
Stunde mit einander gelebt; wir waren gleichen Alters,
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