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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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hitzköpfigerer Informator so bereitwillig Geduld ge¬
hegt haben würde. Ohne Vermessenheit dahingegen
läßt sich behaupten, daß es selten eine Schülerin ge¬
geben haben wird, so lernbegierig und beharrlich,
wie die große, ruhige Hardine von Reckenburg, ebenso
selten aber auch Eine, die selber ein Taubenblut dann
und wann in Verzweiflung bringen konnte. "Jung¬
fer Grundtext" nannte sie der Herr Papa, wenn er
gelegentlich Zeuge ward der unermüdlichen Wie? und
Wo? und Warum? mit welchen sie den ihr zu Ge¬
bote stehenden Wissensborn bis auf die Grundneige
auspumpte.

Lerne was, kannst Du was, heißt's! Ei nun,
am Ende ihrer siebenjährigen Studienzeit konnte
Schülerin Nummero Eins, in geziemender Bescheiden¬
heit sei es vermeldet, mit deutlicher Handschrift richtig
deutsch schreiben, auch die vier Species ohne Fehl im
Kopfe wie auf der Tafel rechnen. Sie konnte die
Stammtafel des Hauses Wettin und die Reihe der
deutschen Kaiser bis auf Leopold II., seit Kurzem re¬
gierende Majestät, insonderheit aber Doctor Martin
Luthers großen und kleinen Katechismus am Schnür¬
chen hersagen. Möglich, daß sie zu jener Zeit auch
schon gewußt, die Erde drehe sich; wenngleich mir die¬

hitzköpfigerer Informator ſo bereitwillig Geduld ge¬
hegt haben würde. Ohne Vermeſſenheit dahingegen
läßt ſich behaupten, daß es ſelten eine Schülerin ge¬
geben haben wird, ſo lernbegierig und beharrlich,
wie die große, ruhige Hardine von Reckenburg, ebenſo
ſelten aber auch Eine, die ſelber ein Taubenblut dann
und wann in Verzweiflung bringen konnte. „Jung¬
fer Grundtext“ nannte ſie der Herr Papa, wenn er
gelegentlich Zeuge ward der unermüdlichen Wie? und
Wo? und Warum? mit welchen ſie den ihr zu Ge¬
bote ſtehenden Wiſſensborn bis auf die Grundneige
auspumpte.

Lerne was, kannſt Du was, heißt's! Ei nun,
am Ende ihrer ſiebenjährigen Studienzeit konnte
Schülerin Nummero Eins, in geziemender Beſcheiden¬
heit ſei es vermeldet, mit deutlicher Handſchrift richtig
deutſch ſchreiben, auch die vier Species ohne Fehl im
Kopfe wie auf der Tafel rechnen. Sie konnte die
Stammtafel des Hauſes Wettin und die Reihe der
deutſchen Kaiſer bis auf Leopold II., ſeit Kurzem re¬
gierende Majeſtät, inſonderheit aber Doctor Martin
Luthers großen und kleinen Katechismus am Schnür¬
chen herſagen. Möglich, daß ſie zu jener Zeit auch
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[100/0107] hitzköpfigerer Informator ſo bereitwillig Geduld ge¬ hegt haben würde. Ohne Vermeſſenheit dahingegen läßt ſich behaupten, daß es ſelten eine Schülerin ge¬ geben haben wird, ſo lernbegierig und beharrlich, wie die große, ruhige Hardine von Reckenburg, ebenſo ſelten aber auch Eine, die ſelber ein Taubenblut dann und wann in Verzweiflung bringen konnte. „Jung¬ fer Grundtext“ nannte ſie der Herr Papa, wenn er gelegentlich Zeuge ward der unermüdlichen Wie? und Wo? und Warum? mit welchen ſie den ihr zu Ge¬ bote ſtehenden Wiſſensborn bis auf die Grundneige auspumpte. Lerne was, kannſt Du was, heißt's! Ei nun, am Ende ihrer ſiebenjährigen Studienzeit konnte Schülerin Nummero Eins, in geziemender Beſcheiden¬ heit ſei es vermeldet, mit deutlicher Handſchrift richtig deutſch ſchreiben, auch die vier Species ohne Fehl im Kopfe wie auf der Tafel rechnen. Sie konnte die Stammtafel des Hauſes Wettin und die Reihe der deutſchen Kaiſer bis auf Leopold II., ſeit Kurzem re¬ gierende Majeſtät, inſonderheit aber Doctor Martin Luthers großen und kleinen Katechismus am Schnür¬ chen herſagen. Möglich, daß ſie zu jener Zeit auch ſchon gewußt, die Erde drehe ſich; wenngleich mir die¬

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/107>, abgerufen am 21.11.2024.