François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.Hauswirths, des Barbiers und mütterlicherseits von Aber Siegmund Faber hatte längst etwas Klü¬ "Der Mensch für sich" wurde demnach unter der Hauswirths, des Barbiers und mütterlicherſeits von Aber Siegmund Faber hatte längſt etwas Klü¬ „Der Menſch für ſich“ wurde demnach unter der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0123" n="116"/> Hauswirths, des Barbiers und mütterlicherſeits von<lb/> ſeiner erſten Stunde ab verwaiſt. Da er ungefähr<lb/> ſechs Jahre mehr zählte als ich, hätte er zur Zeit<lb/> meiner früheſten Erinnerungen noch auf der Schulbank<lb/> ſitzen müſſen.</p><lb/> <p>Aber Siegmund Faber hatte längſt etwas Klü¬<lb/> geres erwählt, als auf der Schulbank hin und her zu<lb/> rutſchen. Sobald er ſich, raſch und ſicher die Elemente<lb/> angeeignet, hütete er ſich den Curſus alljährlich mit<lb/> einer Schaar von Neulingen von vorn anzufangen und<lb/> der einſichtige, alte Rector war weit entfernt, ihn darob<lb/> zu ſchelten. „Der Faber geht ſeinen eignen Weg,“<lb/> ſagte er, „der Faber iſt ein Menſch für ſich.“ Vater<lb/> Faber aber, der die Kunſt des Scheerſacks für die an¬<lb/> genehmſte der Welt und es für zuverläſſiger hielt,<lb/> ſeine Sparpfennige in Feld- und Wieſenparcellen ſtatt<lb/> in Humaniora für ſeinen Sprößling anzulegen, Vater<lb/> Faber hatte ſich die Argumente des weiſen Schul¬<lb/> regenten zu Nutze gemacht. Wurde er, wie oftmals<lb/> geſchah, angegangen, den auffälligen Knaben einer<lb/> höheren Lehranſtalt zu übergeben, ſo lautete ſeine Ant¬<lb/> wort unveränderlich: „Mein Munde geht ſeinen eignen<lb/> Weg, mein Munde iſt ein Menſch für ſich.“</p><lb/> <p>„Der Menſch für ſich“ wurde demnach unter der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [116/0123]
Hauswirths, des Barbiers und mütterlicherſeits von
ſeiner erſten Stunde ab verwaiſt. Da er ungefähr
ſechs Jahre mehr zählte als ich, hätte er zur Zeit
meiner früheſten Erinnerungen noch auf der Schulbank
ſitzen müſſen.
Aber Siegmund Faber hatte längſt etwas Klü¬
geres erwählt, als auf der Schulbank hin und her zu
rutſchen. Sobald er ſich, raſch und ſicher die Elemente
angeeignet, hütete er ſich den Curſus alljährlich mit
einer Schaar von Neulingen von vorn anzufangen und
der einſichtige, alte Rector war weit entfernt, ihn darob
zu ſchelten. „Der Faber geht ſeinen eignen Weg,“
ſagte er, „der Faber iſt ein Menſch für ſich.“ Vater
Faber aber, der die Kunſt des Scheerſacks für die an¬
genehmſte der Welt und es für zuverläſſiger hielt,
ſeine Sparpfennige in Feld- und Wieſenparcellen ſtatt
in Humaniora für ſeinen Sprößling anzulegen, Vater
Faber hatte ſich die Argumente des weiſen Schul¬
regenten zu Nutze gemacht. Wurde er, wie oftmals
geſchah, angegangen, den auffälligen Knaben einer
höheren Lehranſtalt zu übergeben, ſo lautete ſeine Ant¬
wort unveränderlich: „Mein Munde geht ſeinen eignen
Weg, mein Munde iſt ein Menſch für ſich.“
„Der Menſch für ſich“ wurde demnach unter der
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