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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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einen Geheimkünstler galt. Bei keiner Leichenschau,
keiner Obduction fehlte Siegmund Faber. Als er aber
endlich auch dem Namen nach der Schulbank entlassen
war, da blieb er häufig tage-, ja wochenlang aus dem
Hause verschwunden, und hätte Vater Faber nach den
Wegen eines Menschen, der seinen eigenen geht, ge¬
forscht, in den klinischen Instituten und anatomischen
Kabinetten unserer beiden Nachbaruniversitäten, ja sel¬
ber in denen des ferneren Jena würde er ihn aufge¬
funden haben. Professoren und Sectoren, von dem
seltsamen Eifer des jungen Autodidacten angezogen,
nahmen ihn willig in ihr Gefolge auf, und gaben
mancherlei Anleitung, die zu weiteren Forschungen
führte. Im Gymnasiastenalter war Siegmund Faber
bereits eine bekannte Persönlichkeit und hatte eine Art
von Ruf meilenweit in der Runde.

Es wurde daher kein Bedenken getragen, ihn als
Gehülfen unseres alternden Regimentsfeldscheers ein¬
treten zu lassen. Im ärztlichen Militairdienst fragte
man wenig, was Einer wußte, oder nicht wußte,
sondern begnügte sich mit dem, was er konnte, oder
auch allenfalls nicht konnte. Da aber Siegmund
Faber ohne Zweifel etwas konnte, so galt es für
ausgemacht, daß ihm der Posten des alten Feldscheers zu

einen Geheimkünſtler galt. Bei keiner Leichenſchau,
keiner Obduction fehlte Siegmund Faber. Als er aber
endlich auch dem Namen nach der Schulbank entlaſſen
war, da blieb er häufig tage-, ja wochenlang aus dem
Hauſe verſchwunden, und hätte Vater Faber nach den
Wegen eines Menſchen, der ſeinen eigenen geht, ge¬
forſcht, in den kliniſchen Inſtituten und anatomiſchen
Kabinetten unſerer beiden Nachbaruniverſitäten, ja ſel¬
ber in denen des ferneren Jena würde er ihn aufge¬
funden haben. Profeſſoren und Sectoren, von dem
ſeltſamen Eifer des jungen Autodidacten angezogen,
nahmen ihn willig in ihr Gefolge auf, und gaben
mancherlei Anleitung, die zu weiteren Forſchungen
führte. Im Gymnaſiaſtenalter war Siegmund Faber
bereits eine bekannte Perſönlichkeit und hatte eine Art
von Ruf meilenweit in der Runde.

Es wurde daher kein Bedenken getragen, ihn als
Gehülfen unſeres alternden Regimentsfeldſcheers ein¬
treten zu laſſen. Im ärztlichen Militairdienſt fragte
man wenig, was Einer wußte, oder nicht wußte,
ſondern begnügte ſich mit dem, was er konnte, oder
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[122/0129] einen Geheimkünſtler galt. Bei keiner Leichenſchau, keiner Obduction fehlte Siegmund Faber. Als er aber endlich auch dem Namen nach der Schulbank entlaſſen war, da blieb er häufig tage-, ja wochenlang aus dem Hauſe verſchwunden, und hätte Vater Faber nach den Wegen eines Menſchen, der ſeinen eigenen geht, ge¬ forſcht, in den kliniſchen Inſtituten und anatomiſchen Kabinetten unſerer beiden Nachbaruniverſitäten, ja ſel¬ ber in denen des ferneren Jena würde er ihn aufge¬ funden haben. Profeſſoren und Sectoren, von dem ſeltſamen Eifer des jungen Autodidacten angezogen, nahmen ihn willig in ihr Gefolge auf, und gaben mancherlei Anleitung, die zu weiteren Forſchungen führte. Im Gymnaſiaſtenalter war Siegmund Faber bereits eine bekannte Perſönlichkeit und hatte eine Art von Ruf meilenweit in der Runde. Es wurde daher kein Bedenken getragen, ihn als Gehülfen unſeres alternden Regimentsfeldſcheers ein¬ treten zu laſſen. Im ärztlichen Militairdienſt fragte man wenig, was Einer wußte, oder nicht wußte, ſondern begnügte ſich mit dem, was er konnte, oder auch allenfalls nicht konnte. Da aber Siegmund Faber ohne Zweifel etwas konnte, ſo galt es für ausgemacht, daß ihm der Poſten des alten Feldſcheers zu

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/129>, abgerufen am 21.11.2024.