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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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ging, dessen Instrumententasche trug, oder beim Schröpfen
und Aderlassen ihm das Becken hielt. Nebenbei aber
operirte er damals schon selbstständig. Er konnte keine
Warze sehen, er drehte sie ab, keine Balggeschwulst,
er drückte sie ein. Die Krähenaugen verschwanden
schmerzlos unter seinen Messerchen. Hatte Einer eine
Blutung, auf den ersten Blick erkannte er die Stelle,
wo die Ader lädirt war, und die kleinen Finger pre߬
ten sich so eisern auf die Wunde, bis dieselbe sich
wieder schloß. Er zog seinen Schulkameraden die
kranken Zähne aus, und erkaufte mit seinen Spar¬
pfennigen manchen, der noch heil war, zu gleicher bil¬
denden Operation. Bald hatte er den Vater in allen
höheren Zweigen seiner Kunst überholt. Ein Jeder
wollte lind und behende von Faber junior bedient
sein, und Faber senior überließ ihm denn auch willig
Lanzette und Zange, sich selber mit dem Scheermesser
und der Aufsicht über seine Wiesen und Aecker be¬
gnügend.

In der freien Zeit, welche dem unermüdlichen
Knaben neben Büchern und Praxis noch hinreichend
blieb, saß er im Laboratorium des Apothekers, oder
machte Studien im Schlachthause, oder in dem des
Abdeckers, der nebenbei, wie viele seines Zeichens, für

ging, deſſen Inſtrumententaſche trug, oder beim Schröpfen
und Aderlaſſen ihm das Becken hielt. Nebenbei aber
operirte er damals ſchon ſelbſtſtändig. Er konnte keine
Warze ſehen, er drehte ſie ab, keine Balggeſchwulſt,
er drückte ſie ein. Die Krähenaugen verſchwanden
ſchmerzlos unter ſeinen Meſſerchen. Hatte Einer eine
Blutung, auf den erſten Blick erkannte er die Stelle,
wo die Ader lädirt war, und die kleinen Finger pre߬
ten ſich ſo eiſern auf die Wunde, bis dieſelbe ſich
wieder ſchloß. Er zog ſeinen Schulkameraden die
kranken Zähne aus, und erkaufte mit ſeinen Spar¬
pfennigen manchen, der noch heil war, zu gleicher bil¬
denden Operation. Bald hatte er den Vater in allen
höheren Zweigen ſeiner Kunſt überholt. Ein Jeder
wollte lind und behende von Faber junior bedient
ſein, und Faber ſenior überließ ihm denn auch willig
Lanzette und Zange, ſich ſelber mit dem Scheermeſſer
und der Aufſicht über ſeine Wieſen und Aecker be¬
gnügend.

In der freien Zeit, welche dem unermüdlichen
Knaben neben Büchern und Praxis noch hinreichend
blieb, ſaß er im Laboratorium des Apothekers, oder
machte Studien im Schlachthauſe, oder in dem des
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[121/0128] ging, deſſen Inſtrumententaſche trug, oder beim Schröpfen und Aderlaſſen ihm das Becken hielt. Nebenbei aber operirte er damals ſchon ſelbſtſtändig. Er konnte keine Warze ſehen, er drehte ſie ab, keine Balggeſchwulſt, er drückte ſie ein. Die Krähenaugen verſchwanden ſchmerzlos unter ſeinen Meſſerchen. Hatte Einer eine Blutung, auf den erſten Blick erkannte er die Stelle, wo die Ader lädirt war, und die kleinen Finger pre߬ ten ſich ſo eiſern auf die Wunde, bis dieſelbe ſich wieder ſchloß. Er zog ſeinen Schulkameraden die kranken Zähne aus, und erkaufte mit ſeinen Spar¬ pfennigen manchen, der noch heil war, zu gleicher bil¬ denden Operation. Bald hatte er den Vater in allen höheren Zweigen ſeiner Kunſt überholt. Ein Jeder wollte lind und behende von Faber junior bedient ſein, und Faber ſenior überließ ihm denn auch willig Lanzette und Zange, ſich ſelber mit dem Scheermeſſer und der Aufſicht über ſeine Wieſen und Aecker be¬ gnügend. In der freien Zeit, welche dem unermüdlichen Knaben neben Büchern und Praxis noch hinreichend blieb, ſaß er im Laboratorium des Apothekers, oder machte Studien im Schlachthauſe, oder in dem des Abdeckers, der nebenbei, wie viele ſeines Zeichens, für

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/128>, abgerufen am 21.11.2024.