François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.lung, die er a priori für sich selbst in Anspruch nahm. Das Verlangen nach seinem Augentrost führte "Sie begreifen das, Fräulein Hardine," pflegte er lung, die er a priori für ſich ſelbſt in Anſpruch nahm. Das Verlangen nach ſeinem Augentroſt führte „Sie begreifen das, Fräulein Hardine,“ pflegte er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0132" n="125"/> lung, die er <hi rendition="#aq">a priori</hi> für ſich ſelbſt in Anſpruch nahm.<lb/> Er, der ſo ſelten lächelte, ſtrahlte vor Entzücken, wenn<lb/> er an den geſchilderten Tanzabenden den zierlichen<lb/> Schmetterling auf und nieder ſchweben ſah, oder das<lb/> ſilberne Stimmchen fix und fertig in einer Mundart<lb/> plappern hörte, die er ſelber nicht verſtand.</p><lb/> <p>Das Verlangen nach ſeinem Augentroſt führte<lb/> ihn daher auch öfter, als es wohl ſonſt geſchehen ſein<lb/> würde, in das Reckenburg'ſche Familienzimmer und<lb/> wurde er auf dieſe Weiſe Dörtchens Kameradin eine<lb/> Art von Kamerad.</p><lb/> <p>„<hi rendition="#g">Sie</hi> begreifen das, Fräulein Hardine,“ pflegte er<lb/> zu ſagen, wenn er mich — und mich allein — zur<lb/> Vertrauten neuer Wahrnehmungen und Folgerungen<lb/> in ſeiner jugendlichen Praxis, oder des Zweckes und<lb/> Zieles ſeiner Ausflüge machte. Die Gedanken der<lb/> Jungfer Grundtext wurden durch dieſe Aphorismen<lb/> in Bahnen gelenkt, welche der ehrliche Chriſtlieb Taube<lb/> nicht zu eröffnen verſtand. Und ſo war es der Sohn<lb/> und Gehülfe eines Barbiers, der mir in einem ge¬<lb/> fährlichen Alter die Langeweile der Intelligenz ver¬<lb/> ſcheuchte, dem jugendlichen Verlangen Salz und Würze<lb/> bot. Nicht ihm zu gefallen, aber ihn zu verſtehen<lb/> ſtrengte ich mich an. Mosjö Per—ſ<hi rendition="#aq">é</hi> war der Menſch,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [125/0132]
lung, die er a priori für ſich ſelbſt in Anſpruch nahm.
Er, der ſo ſelten lächelte, ſtrahlte vor Entzücken, wenn
er an den geſchilderten Tanzabenden den zierlichen
Schmetterling auf und nieder ſchweben ſah, oder das
ſilberne Stimmchen fix und fertig in einer Mundart
plappern hörte, die er ſelber nicht verſtand.
Das Verlangen nach ſeinem Augentroſt führte
ihn daher auch öfter, als es wohl ſonſt geſchehen ſein
würde, in das Reckenburg'ſche Familienzimmer und
wurde er auf dieſe Weiſe Dörtchens Kameradin eine
Art von Kamerad.
„Sie begreifen das, Fräulein Hardine,“ pflegte er
zu ſagen, wenn er mich — und mich allein — zur
Vertrauten neuer Wahrnehmungen und Folgerungen
in ſeiner jugendlichen Praxis, oder des Zweckes und
Zieles ſeiner Ausflüge machte. Die Gedanken der
Jungfer Grundtext wurden durch dieſe Aphorismen
in Bahnen gelenkt, welche der ehrliche Chriſtlieb Taube
nicht zu eröffnen verſtand. Und ſo war es der Sohn
und Gehülfe eines Barbiers, der mir in einem ge¬
fährlichen Alter die Langeweile der Intelligenz ver¬
ſcheuchte, dem jugendlichen Verlangen Salz und Würze
bot. Nicht ihm zu gefallen, aber ihn zu verſtehen
ſtrengte ich mich an. Mosjö Per—ſé war der Menſch,
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