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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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der mich im fünfzehnten Jahre mehr als ein späterer
im Leben, wie man es nennt, interessirte.

Die leiseste Andeutung seines Berufs stockte da¬
hingegen, sobald sein Dörtchen in unsere Nähe trat,
und zwar nicht darum, weil er sie vielleicht einmal
bei der bloßen Erwähnung von Blut und Wunden
hatte erbleichen, oder sich die Ohren verstopfen sehen,
sondern einfach, weil er seinen Beruf in ihrer Nähe
vergaß, weil sein Pulsschlag einen anderen Takt an¬
nahm und die Strebenslast von ihm wich unter dem
Behagen einer Herzensweide.

Und Dorothee? werdet Ihr fragen. Ahnte das
leichtblütige Kind das Bedeuten einer solchen Natur,
würdigte sie den besonderen Platz, den sie in derselben
eingenommen hatte? Rief sie mit dem erfahrenen
Freunde: "Gott geb's!" oder mit der unerfahrenen
Freundin: "Gott verhüt's!"

Nun seht und hört sie selbst in der Stunde,
welche über ihr Leben entschied.

Es mochte einen oder den anderen Tag nach je¬
nem elterlichen Gespräche sein, das mich noch immer
beschäftigte. Es war Anfang Juli und unser junger
Wirth wohl schon eine Woche lang abwesend auf
einer seiner wissenschaftlichen Excursionen. Er hatte

der mich im fünfzehnten Jahre mehr als ein ſpäterer
im Leben, wie man es nennt, intereſſirte.

Die leiſeſte Andeutung ſeines Berufs ſtockte da¬
hingegen, ſobald ſein Dörtchen in unſere Nähe trat,
und zwar nicht darum, weil er ſie vielleicht einmal
bei der bloßen Erwähnung von Blut und Wunden
hatte erbleichen, oder ſich die Ohren verſtopfen ſehen,
ſondern einfach, weil er ſeinen Beruf in ihrer Nähe
vergaß, weil ſein Pulsſchlag einen anderen Takt an¬
nahm und die Strebenslaſt von ihm wich unter dem
Behagen einer Herzensweide.

Und Dorothee? werdet Ihr fragen. Ahnte das
leichtblütige Kind das Bedeuten einer ſolchen Natur,
würdigte ſie den beſonderen Platz, den ſie in derſelben
eingenommen hatte? Rief ſie mit dem erfahrenen
Freunde: „Gott geb's!“ oder mit der unerfahrenen
Freundin: „Gott verhüt's!“

Nun ſeht und hört ſie ſelbſt in der Stunde,
welche über ihr Leben entſchied.

Es mochte einen oder den anderen Tag nach je¬
nem elterlichen Geſpräche ſein, das mich noch immer
beſchäftigte. Es war Anfang Juli und unſer junger
Wirth wohl ſchon eine Woche lang abweſend auf
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[126/0133] der mich im fünfzehnten Jahre mehr als ein ſpäterer im Leben, wie man es nennt, intereſſirte. Die leiſeſte Andeutung ſeines Berufs ſtockte da¬ hingegen, ſobald ſein Dörtchen in unſere Nähe trat, und zwar nicht darum, weil er ſie vielleicht einmal bei der bloßen Erwähnung von Blut und Wunden hatte erbleichen, oder ſich die Ohren verſtopfen ſehen, ſondern einfach, weil er ſeinen Beruf in ihrer Nähe vergaß, weil ſein Pulsſchlag einen anderen Takt an¬ nahm und die Strebenslaſt von ihm wich unter dem Behagen einer Herzensweide. Und Dorothee? werdet Ihr fragen. Ahnte das leichtblütige Kind das Bedeuten einer ſolchen Natur, würdigte ſie den beſonderen Platz, den ſie in derſelben eingenommen hatte? Rief ſie mit dem erfahrenen Freunde: „Gott geb's!“ oder mit der unerfahrenen Freundin: „Gott verhüt's!“ Nun ſeht und hört ſie ſelbſt in der Stunde, welche über ihr Leben entſchied. Es mochte einen oder den anderen Tag nach je¬ nem elterlichen Geſpräche ſein, das mich noch immer beſchäftigte. Es war Anfang Juli und unſer junger Wirth wohl ſchon eine Woche lang abweſend auf einer ſeiner wiſſenſchaftlichen Excurſionen. Er hatte

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/133>, abgerufen am 21.11.2024.