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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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und fröhlich, Arm in Arm, schritten die beiden An¬
deren dem des Brautvaters zu.

Ein kaum bärtiger Jüngling, ein Feldscheergehülfe,
der abenteuerlich in's Blaue zieht und sein Erbtheil
verschenkt, um sich damit das Herz eines unflüggen
Mädchens zu erkaufen; eine Verlobung wie aus der
Pistole geschossen; ein zweites halbflügges Mädchen
als Zeugin und Bürgin des wunderlichen Bundes auf¬
gerufen: -- meine Freunde, wie ich dieses Bild aus
der Erinnerung fast eines halben Jahrhunderts her¬
vorgekramt habe, da mag es wohl recht thöricht, viel¬
leicht läppisch vor Eueren Augen stehen. Ich sage
Euch aber: hättet Ihr den Siegmund Faber gekannt,
Ihr würdet meine ernsthafte Bewegung nicht belächelt
haben. Und nicht die unerfahrene Tochter allein, auch
die erfahrenen Eltern sahen kein Kinderspiel in Sieg¬
mund Fabers rascher That.

"Ein Sonntagskind, unsere kleine Dorl!" rief
gerührt der Papa. "Ein Sonntagskind, dem das
Glück wie im Traume in das Schürzchen fällt. Und
ein Tausendsassa, dieser Mosjö Per--se, so sein Vö¬
gelchen an einer goldenen Kette festzulegen!"

Die bedachtsame Mama aber, die wohl schwerlich
ohne einen Anflug mütterlichen Neids die kleine Schen¬

und fröhlich, Arm in Arm, ſchritten die beiden An¬
deren dem des Brautvaters zu.

Ein kaum bärtiger Jüngling, ein Feldſcheergehülfe,
der abenteuerlich in's Blaue zieht und ſein Erbtheil
verſchenkt, um ſich damit das Herz eines unflüggen
Mädchens zu erkaufen; eine Verlobung wie aus der
Piſtole geſchoſſen; ein zweites halbflügges Mädchen
als Zeugin und Bürgin des wunderlichen Bundes auf¬
gerufen: — meine Freunde, wie ich dieſes Bild aus
der Erinnerung faſt eines halben Jahrhunderts her¬
vorgekramt habe, da mag es wohl recht thöricht, viel¬
leicht läppiſch vor Eueren Augen ſtehen. Ich ſage
Euch aber: hättet Ihr den Siegmund Faber gekannt,
Ihr würdet meine ernſthafte Bewegung nicht belächelt
haben. Und nicht die unerfahrene Tochter allein, auch
die erfahrenen Eltern ſahen kein Kinderſpiel in Sieg¬
mund Fabers raſcher That.

„Ein Sonntagskind, unſere kleine Dorl!“ rief
gerührt der Papa. „Ein Sonntagskind, dem das
Glück wie im Traume in das Schürzchen fällt. Und
ein Tauſendſaſſa, dieſer Mosjö Per—ſé, ſo ſein Vö¬
gelchen an einer goldenen Kette feſtzulegen!“

Die bedachtſame Mama aber, die wohl ſchwerlich
ohne einen Anflug mütterlichen Neids die kleine Schen¬

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[141/0148] und fröhlich, Arm in Arm, ſchritten die beiden An¬ deren dem des Brautvaters zu. Ein kaum bärtiger Jüngling, ein Feldſcheergehülfe, der abenteuerlich in's Blaue zieht und ſein Erbtheil verſchenkt, um ſich damit das Herz eines unflüggen Mädchens zu erkaufen; eine Verlobung wie aus der Piſtole geſchoſſen; ein zweites halbflügges Mädchen als Zeugin und Bürgin des wunderlichen Bundes auf¬ gerufen: — meine Freunde, wie ich dieſes Bild aus der Erinnerung faſt eines halben Jahrhunderts her¬ vorgekramt habe, da mag es wohl recht thöricht, viel¬ leicht läppiſch vor Eueren Augen ſtehen. Ich ſage Euch aber: hättet Ihr den Siegmund Faber gekannt, Ihr würdet meine ernſthafte Bewegung nicht belächelt haben. Und nicht die unerfahrene Tochter allein, auch die erfahrenen Eltern ſahen kein Kinderſpiel in Sieg¬ mund Fabers raſcher That. „Ein Sonntagskind, unſere kleine Dorl!“ rief gerührt der Papa. „Ein Sonntagskind, dem das Glück wie im Traume in das Schürzchen fällt. Und ein Tauſendſaſſa, dieſer Mosjö Per—ſé, ſo ſein Vö¬ gelchen an einer goldenen Kette feſtzulegen!“ Die bedachtſame Mama aber, die wohl ſchwerlich ohne einen Anflug mütterlichen Neids die kleine Schen¬

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/148>, abgerufen am 21.11.2024.