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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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kendirne wohlhäbig und früher Braut werden sah, als
ihre Hardine, sie erklärte nicht minder: "Kein Advo¬
kat hätte es schlauer auszudüfteln gewußt, als dieser
junge Pfiffikus. Wohl oder übel: das Fideicommiß
bis zur Volljährigkeit, das heißt bis über die gefahr¬
volle Jugend hinaus, bannt den Flatterling und am
Traualtare erhält der großmüthige Verschenker sein
Eigenthum zurück."

Der gerichtliche Akt ward genau nach der An¬
gabe am anderen Tage vollzogen, und mit dem Mor¬
gengrauen des übernächsten war der wunderliche Bräu¬
tigam hoch zu Rosse auf und davon. Der letzte Hei¬
mathsgruß ward nach Fräulein Hardinens Dachfenster
hinaufgewinkt und von dort aus erwidert.

"Hattest Du Herrn Faber schon gestern Abend
Lebewohl gesagt?" fragte ich Dorothee, als sie bald
darauf in meine Kammer trat.

"Ach nein, Fräulein Hardine," stammelte sie ver¬
legen, "ich wollte es heute früh, aber -- ich habe es
verschlafen."

So war denn selber eine Anstandszähre beim
Abschied unserem glücklichen Bräutchen erspart worden.

Wie flink ging es nun aber noch selbigen Ta¬
ges an ein Scharwerken und Räumen! Das Unterste

kendirne wohlhäbig und früher Braut werden ſah, als
ihre Hardine, ſie erklärte nicht minder: „Kein Advo¬
kat hätte es ſchlauer auszudüfteln gewußt, als dieſer
junge Pfiffikus. Wohl oder übel: das Fideicommiß
bis zur Volljährigkeit, das heißt bis über die gefahr¬
volle Jugend hinaus, bannt den Flatterling und am
Traualtare erhält der großmüthige Verſchenker ſein
Eigenthum zurück.“

Der gerichtliche Akt ward genau nach der An¬
gabe am anderen Tage vollzogen, und mit dem Mor¬
gengrauen des übernächſten war der wunderliche Bräu¬
tigam hoch zu Roſſe auf und davon. Der letzte Hei¬
mathsgruß ward nach Fräulein Hardinens Dachfenſter
hinaufgewinkt und von dort aus erwidert.

„Hatteſt Du Herrn Faber ſchon geſtern Abend
Lebewohl geſagt?“ fragte ich Dorothee, als ſie bald
darauf in meine Kammer trat.

„Ach nein, Fräulein Hardine,“ ſtammelte ſie ver¬
legen, „ich wollte es heute früh, aber — ich habe es
verſchlafen.“

So war denn ſelber eine Anſtandszähre beim
Abſchied unſerem glücklichen Bräutchen erſpart worden.

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[142/0149] kendirne wohlhäbig und früher Braut werden ſah, als ihre Hardine, ſie erklärte nicht minder: „Kein Advo¬ kat hätte es ſchlauer auszudüfteln gewußt, als dieſer junge Pfiffikus. Wohl oder übel: das Fideicommiß bis zur Volljährigkeit, das heißt bis über die gefahr¬ volle Jugend hinaus, bannt den Flatterling und am Traualtare erhält der großmüthige Verſchenker ſein Eigenthum zurück.“ Der gerichtliche Akt ward genau nach der An¬ gabe am anderen Tage vollzogen, und mit dem Mor¬ gengrauen des übernächſten war der wunderliche Bräu¬ tigam hoch zu Roſſe auf und davon. Der letzte Hei¬ mathsgruß ward nach Fräulein Hardinens Dachfenſter hinaufgewinkt und von dort aus erwidert. „Hatteſt Du Herrn Faber ſchon geſtern Abend Lebewohl geſagt?“ fragte ich Dorothee, als ſie bald darauf in meine Kammer trat. „Ach nein, Fräulein Hardine,“ ſtammelte ſie ver¬ legen, „ich wollte es heute früh, aber — ich habe es verſchlafen.“ So war denn ſelber eine Anſtandszähre beim Abſchied unſerem glücklichen Bräutchen erſpart worden. Wie flink ging es nun aber noch ſelbigen Ta¬ ges an ein Scharwerken und Räumen! Das Unterſte

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/149>, abgerufen am 21.11.2024.