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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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Application sah ich nie. Ihr Kaffeegelb hebt den brü¬
netten Teint, zumal bei gepuderter Frisur und echten
Perlen im Toupet. Eine fürstliche Toilette, liebe
Tochter!"

Ich pflichtete dem bei. Die Dorl aber zog ein
Mäulchen, wie ein schmollendes Kind. "Beileibe
nicht Puder!" Fräulein Hardine!" raunte sie mir in's
Ohr. "Keine Pariserin trägt noch Puder und Toupet.
Und um Gotteswillen nicht diese standfeste Robe mit
der quittengelben Garnitur! Sie nähmen sich ja aus
wie Ihre Großmutter, Fräulein Hardine. Ein Kleid
von weißem Nessel, rothe Schleifen und eine frische
Rose -- meine Stöcke blühen herrlich! -- eine Rose
im gekräuselten schwarzen Haar, so möchte ich Sie
sehen auf Ihrem ersten Ball!"

Der Tausend, ich war auch einmal siebenzehn
Jahre! Im weißen Kleide, eine Rose in den Locken
auf dem ersten Ball, zum ersten Male unter den
Augen von -- -- Kinder, das Herz zitterte mir im
Leibe vor heller Lust.

Aber nur einen Augenblick, denn die Mama,
welche dem ungewohnten, halblauten Widerspruch mit
sichtlichem Mißfallen gelauscht hatte, versetzte: "Es ist
kein Ball, mindestens nicht seinem ersten Zwecke nach

Louise v. Francois, Die letzte Reckenburgerin. I. 15

Application ſah ich nie. Ihr Kaffeegelb hebt den brü¬
netten Teint, zumal bei gepuderter Friſur und echten
Perlen im Toupet. Eine fürſtliche Toilette, liebe
Tochter!“

Ich pflichtete dem bei. Die Dorl aber zog ein
Mäulchen, wie ein ſchmollendes Kind. „Beileibe
nicht Puder!“ Fräulein Hardine!“ raunte ſie mir in's
Ohr. „Keine Pariſerin trägt noch Puder und Toupet.
Und um Gotteswillen nicht dieſe ſtandfeſte Robe mit
der quittengelben Garnitur! Sie nähmen ſich ja aus
wie Ihre Großmutter, Fräulein Hardine. Ein Kleid
von weißem Neſſel, rothe Schleifen und eine friſche
Roſe — meine Stöcke blühen herrlich! — eine Roſe
im gekräuſelten ſchwarzen Haar, ſo möchte ich Sie
ſehen auf Ihrem erſten Ball!“

Der Tauſend, ich war auch einmal ſiebenzehn
Jahre! Im weißen Kleide, eine Roſe in den Locken
auf dem erſten Ball, zum erſten Male unter den
Augen von — — Kinder, das Herz zitterte mir im
Leibe vor heller Luſt.

Aber nur einen Augenblick, denn die Mama,
welche dem ungewohnten, halblauten Widerſpruch mit
ſichtlichem Mißfallen gelauſcht hatte, verſetzte: „Es iſt
kein Ball, mindeſtens nicht ſeinem erſten Zwecke nach

Louiſe v. François, Die letzte Reckenburgerin. I. 15
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[225/0232] Application ſah ich nie. Ihr Kaffeegelb hebt den brü¬ netten Teint, zumal bei gepuderter Friſur und echten Perlen im Toupet. Eine fürſtliche Toilette, liebe Tochter!“ Ich pflichtete dem bei. Die Dorl aber zog ein Mäulchen, wie ein ſchmollendes Kind. „Beileibe nicht Puder!“ Fräulein Hardine!“ raunte ſie mir in's Ohr. „Keine Pariſerin trägt noch Puder und Toupet. Und um Gotteswillen nicht dieſe ſtandfeſte Robe mit der quittengelben Garnitur! Sie nähmen ſich ja aus wie Ihre Großmutter, Fräulein Hardine. Ein Kleid von weißem Neſſel, rothe Schleifen und eine friſche Roſe — meine Stöcke blühen herrlich! — eine Roſe im gekräuſelten ſchwarzen Haar, ſo möchte ich Sie ſehen auf Ihrem erſten Ball!“ Der Tauſend, ich war auch einmal ſiebenzehn Jahre! Im weißen Kleide, eine Roſe in den Locken auf dem erſten Ball, zum erſten Male unter den Augen von — — Kinder, das Herz zitterte mir im Leibe vor heller Luſt. Aber nur einen Augenblick, denn die Mama, welche dem ungewohnten, halblauten Widerſpruch mit ſichtlichem Mißfallen gelauſcht hatte, verſetzte: „Es iſt kein Ball, mindeſtens nicht ſeinem erſten Zwecke nach Louiſe v. François, Die letzte Reckenburgerin. I. 15

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/232>, abgerufen am 21.11.2024.