François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.mir -- --" Er vollendete den Satz nicht, denn Frau Am anderen Tage war unsere kleine Wirthin "Der Rock ist zu kurz," meinte sie, "kann aber mir — —“ Er vollendete den Satz nicht, denn Frau Am anderen Tage war unſere kleine Wirthin „Der Rock iſt zu kurz,“ meinte ſie, „kann aber <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0231" n="224"/> mir — —“ Er vollendete den Satz nicht, denn Frau<lb/> Adelheid hatte ein warnendes Räuspern hören laſſen.<lb/> Nach einer Pauſe aber fuhr er, ſich vergnügt die<lb/> Hände reibend, fort: „Nun Gottlob, nächſten Don¬<lb/> nerſtag kommt ja die Gelegenheit, wo Jungfer Eber¬<lb/> hardine auch einmal das Kittelchen ſchwenken darf,<lb/> wie es ihrer Jugend gebührt!“</p><lb/> <p>Am anderen Tage war unſere kleine Wirthin<lb/> wieder die alte muntere Dorl und Feuer und Flamme<lb/> bei der großen Toilettenangelegenheit. Der Carton<lb/> der Gräfin wurde geöffnet und wir muſterten mit<lb/> wohlgefälligen Blicken eine Robe — kein Zweifel, daß<lb/> es die für die Einzugs-Tafel in Reckenburg beſtimmte<lb/> geweſen iſt — nun, eine Robe, die vor fünfzig Jah¬<lb/> ren vor einer glänzenden Hofgeſellſchaft Parade machen,<lb/> die aber heute noch in unſerer kleinen Exreſidenz hin¬<lb/> länglich modiſch und überreich erſcheinen durfte. Ein<lb/> meergrüner Damaſt mit leichten Silberfäden durch¬<lb/> woben, Aermel und Ausſchnitt mit einem Spitzen¬<lb/> hauche garnirt. Die Mama wiegte den Kopf mit dem<lb/> Ausdruck höchſter Befriedigung.</p><lb/> <p>„Der Rock iſt zu kurz,“ meinte ſie, „kann aber<lb/> durch den entbehrlichen Manteau verlängert, auch die<lb/> Corſage paßlich dadurch hergeſtellt werden. Feinere<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [224/0231]
mir — —“ Er vollendete den Satz nicht, denn Frau
Adelheid hatte ein warnendes Räuspern hören laſſen.
Nach einer Pauſe aber fuhr er, ſich vergnügt die
Hände reibend, fort: „Nun Gottlob, nächſten Don¬
nerſtag kommt ja die Gelegenheit, wo Jungfer Eber¬
hardine auch einmal das Kittelchen ſchwenken darf,
wie es ihrer Jugend gebührt!“
Am anderen Tage war unſere kleine Wirthin
wieder die alte muntere Dorl und Feuer und Flamme
bei der großen Toilettenangelegenheit. Der Carton
der Gräfin wurde geöffnet und wir muſterten mit
wohlgefälligen Blicken eine Robe — kein Zweifel, daß
es die für die Einzugs-Tafel in Reckenburg beſtimmte
geweſen iſt — nun, eine Robe, die vor fünfzig Jah¬
ren vor einer glänzenden Hofgeſellſchaft Parade machen,
die aber heute noch in unſerer kleinen Exreſidenz hin¬
länglich modiſch und überreich erſcheinen durfte. Ein
meergrüner Damaſt mit leichten Silberfäden durch¬
woben, Aermel und Ausſchnitt mit einem Spitzen¬
hauche garnirt. Die Mama wiegte den Kopf mit dem
Ausdruck höchſter Befriedigung.
„Der Rock iſt zu kurz,“ meinte ſie, „kann aber
durch den entbehrlichen Manteau verlängert, auch die
Corſage paßlich dadurch hergeſtellt werden. Feinere
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