François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.Demoiselles und endlich die Herren in gleicher Rang¬ Noch dauerte es eine gute Weile, ehe der lange Ich war auf einen schönen Mann vorbereitet; Demoiſelles und endlich die Herren in gleicher Rang¬ Noch dauerte es eine gute Weile, ehe der lange Ich war auf einen ſchönen Mann vorbereitet; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0238" n="231"/> Demoiſelles und endlich die Herren in gleicher Rang¬<lb/> ordnung.</p><lb/> <p>Noch dauerte es eine gute Weile, ehe der lange<lb/> gehegte Tuſch und gleich darauf die vorſtellende Stimme<lb/> des <hi rendition="#aq">maître de plaisir</hi> am oberen Ende erſchallten.<lb/> Ich hatte mich nicht umgeblickt und mein Haupt in<lb/> ſtolzeſter Haltung aufgerichtet, um das ſchlagende Herz<lb/> vor mir ſelber Lügen zu ſtrafen. Erſt als ich meinen<lb/> Vater den Namen: „Freifräulein Eberhardine von<lb/> Reckenburg,“ nennen hörte und während ich mich zu<lb/> der bewährten Menuetſenkung niederließ, hob ich das<lb/> Auge, ſo ruhig ich vermochte, zu dem Vorüberſtrei¬<lb/> fenden empor.</p><lb/> <p>Ich war auf einen ſchönen Mann vorbereitet;<lb/><hi rendition="#g">der</hi> aber, meine Freunde, welcher meinem Blicke be¬<lb/> gegnete, es war nicht der ſchönſte Mann, den ich bis<lb/> dahin geſehen — denn das würde nicht viel bedeuten<lb/> — aber es war und blieb, ich weiß keinen bezeichnen¬<lb/> deren Ausdruck, als der anmuthvollſte Jüngling, den<lb/> das Leben mir vorgeführt hat. Hatte er in ſeiner Ju¬<lb/> gend geſtürmt, das Aeußere wenigſtens trug von dieſen<lb/> Stürmen keine Spur; nicht die ſchlanke, geſchmeidige Fi¬<lb/> gur, nicht die roſige Farbe von faſt mädchenhafter<lb/> Transparenz, nicht die Züge, welche vielleicht zu weich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [231/0238]
Demoiſelles und endlich die Herren in gleicher Rang¬
ordnung.
Noch dauerte es eine gute Weile, ehe der lange
gehegte Tuſch und gleich darauf die vorſtellende Stimme
des maître de plaisir am oberen Ende erſchallten.
Ich hatte mich nicht umgeblickt und mein Haupt in
ſtolzeſter Haltung aufgerichtet, um das ſchlagende Herz
vor mir ſelber Lügen zu ſtrafen. Erſt als ich meinen
Vater den Namen: „Freifräulein Eberhardine von
Reckenburg,“ nennen hörte und während ich mich zu
der bewährten Menuetſenkung niederließ, hob ich das
Auge, ſo ruhig ich vermochte, zu dem Vorüberſtrei¬
fenden empor.
Ich war auf einen ſchönen Mann vorbereitet;
der aber, meine Freunde, welcher meinem Blicke be¬
gegnete, es war nicht der ſchönſte Mann, den ich bis
dahin geſehen — denn das würde nicht viel bedeuten
— aber es war und blieb, ich weiß keinen bezeichnen¬
deren Ausdruck, als der anmuthvollſte Jüngling, den
das Leben mir vorgeführt hat. Hatte er in ſeiner Ju¬
gend geſtürmt, das Aeußere wenigſtens trug von dieſen
Stürmen keine Spur; nicht die ſchlanke, geſchmeidige Fi¬
gur, nicht die roſige Farbe von faſt mädchenhafter
Transparenz, nicht die Züge, welche vielleicht zu weich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |