François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.bedient werden sollte. Innerhalb jeder dieser Gruppen Aber die schon so vielfältig herausgeforderte Ent¬ Wie ich die Erröthende mit einer unbeschreiblichen Programmgemäß sollte das Fest mit dem Souper Louise v. Francois, Die letzte Reckenburgerin. I. 16
bedient werden ſollte. Innerhalb jeder dieſer Gruppen Aber die ſchon ſo vielfältig herausgeforderte Ent¬ Wie ich die Erröthende mit einer unbeſchreiblichen Programmgemäß ſollte das Feſt mit dem Souper Louiſe v. François, Die letzte Reckenburgerin. I. 16
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0248" n="241"/> bedient werden ſollte. Innerhalb jeder dieſer Gruppen<lb/> war, mit Liſt und Gewalt, ein Platz offen gehalten<lb/> worden, in der Hoffnung, daß der gefeierte Gaſt ihn<lb/> zu dem ſeinigen erkieſen werde.</p><lb/> <p>Aber die ſchon ſo vielfältig herausgeforderte Ent¬<lb/> rüſtung ſchwoll zur Empörung, als der ſchnöde junge<lb/> Herr keine der heimlich Erwartenden befriedigte und<lb/> alle enttäuſchte, indem er einfach inmitten ſeiner Zech¬<lb/> geſellſchaft ſitzen blieb; als er von keinem der mit ſo<lb/> viel Kunſt und Aufwand hergeſtellten Leckerbiſſen auch<lb/> nur koſtete, ſondern ſich mit einem Kringelchen begnügte,<lb/> welches Hebe Dorl, auf einen Wink Meiſter Müllers,<lb/> ihm in ihrem Blumenkörbchen präſentirte.</p><lb/> <p>Wie ich die Erröthende mit einer unbeſchreiblichen<lb/> Neigung vor ihn treten ſah; wie er aufſprang, ſein<lb/> Glas gegen ſie hob und es in <hi rendition="#g">einem</hi> Zuge bis auf<lb/> die Nagelprobe leerte, — der Biſſen im Munde ſtockte<lb/> mir, und der Tropfen, mit dem ich ihn herunterſpülen<lb/> wollte, brannte mich wie Gift; aber es war ein Bild,<lb/> vor welchem ſelber das zornſprühende Naturkind die<lb/> Luſt eines Künſtlerauges begreifen mußte.</p><lb/> <p>Programmgemäß ſollte das Feſt mit dem Souper<lb/> zu Ende gehen. Alles rüſtete ſich zum Aufbruch. Unſer<lb/> bisher ſo läſſiger Held jedoch fuhr plötzlich in die<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Louiſe v. Fran<hi rendition="#aq">ç</hi>ois, Die letzte Reckenburgerin. <hi rendition="#aq">I</hi>. 16<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [241/0248]
bedient werden ſollte. Innerhalb jeder dieſer Gruppen
war, mit Liſt und Gewalt, ein Platz offen gehalten
worden, in der Hoffnung, daß der gefeierte Gaſt ihn
zu dem ſeinigen erkieſen werde.
Aber die ſchon ſo vielfältig herausgeforderte Ent¬
rüſtung ſchwoll zur Empörung, als der ſchnöde junge
Herr keine der heimlich Erwartenden befriedigte und
alle enttäuſchte, indem er einfach inmitten ſeiner Zech¬
geſellſchaft ſitzen blieb; als er von keinem der mit ſo
viel Kunſt und Aufwand hergeſtellten Leckerbiſſen auch
nur koſtete, ſondern ſich mit einem Kringelchen begnügte,
welches Hebe Dorl, auf einen Wink Meiſter Müllers,
ihm in ihrem Blumenkörbchen präſentirte.
Wie ich die Erröthende mit einer unbeſchreiblichen
Neigung vor ihn treten ſah; wie er aufſprang, ſein
Glas gegen ſie hob und es in einem Zuge bis auf
die Nagelprobe leerte, — der Biſſen im Munde ſtockte
mir, und der Tropfen, mit dem ich ihn herunterſpülen
wollte, brannte mich wie Gift; aber es war ein Bild,
vor welchem ſelber das zornſprühende Naturkind die
Luſt eines Künſtlerauges begreifen mußte.
Programmgemäß ſollte das Feſt mit dem Souper
zu Ende gehen. Alles rüſtete ſich zum Aufbruch. Unſer
bisher ſo läſſiger Held jedoch fuhr plötzlich in die
Louiſe v. François, Die letzte Reckenburgerin. I. 16
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