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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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neben dem Büffet in einem Kreise von Officieren, mit
denen er tapferlich zechte. Aber nicht etwa von Meister
Müllers landwüchsigem Product, auch nicht von den
edelsten Sorten, welche die festgebende Gesellschaft zu
liefern vermocht hatte; nein, schäumenden Cliquot, den
er, "als Scherflein zum Pickenick," aus seinem eignen
Keller holen ließ.

So häufte er Beleidigung auf Beleidigung. Mit
jedem springenden Pfropfen aber suchten seine Augen
flammender nach der lieblichen Schenkin, die so oft
eine neue Tanzweise anhob, wie von Hüons Horn ge¬
lockt, in der Thür erschien, bis unter den Vorhang
schlüpfte und mit Sehnsucht die wirbelnden Paare ver¬
folgte. Daß während dieser Wanderung ihre Blicke
manchesmal den suchenden am Zechtische begegneten,
daß sie dem zürnenden Mienenspiel Jungfer Ehren¬
hardinens gar behende auszuweichen verstanden, das
erscheint Jungfer Ehrenhardinen heute freilich verzeih¬
licher, als es ihr anno 92 erschienen ist.

Endlich verkündete ein Trompetenstoß das Souper.
Nun mußte das frevelhafte Intermezzo doch ein Ende
nehmen! Die Gesellschaft verfügte sich in das zweite
Compartiment, allwo an kleinen Tischen rings um die
Mitteltafel das schöne Geschlecht von den Cavalieren

neben dem Büffet in einem Kreiſe von Officieren, mit
denen er tapferlich zechte. Aber nicht etwa von Meiſter
Müllers landwüchſigem Product, auch nicht von den
edelſten Sorten, welche die feſtgebende Geſellſchaft zu
liefern vermocht hatte; nein, ſchäumenden Cliquot, den
er, „als Scherflein zum Pickenick,“ aus ſeinem eignen
Keller holen ließ.

So häufte er Beleidigung auf Beleidigung. Mit
jedem ſpringenden Pfropfen aber ſuchten ſeine Augen
flammender nach der lieblichen Schenkin, die ſo oft
eine neue Tanzweiſe anhob, wie von Hüons Horn ge¬
lockt, in der Thür erſchien, bis unter den Vorhang
ſchlüpfte und mit Sehnſucht die wirbelnden Paare ver¬
folgte. Daß während dieſer Wanderung ihre Blicke
manchesmal den ſuchenden am Zechtiſche begegneten,
daß ſie dem zürnenden Mienenſpiel Jungfer Ehren¬
hardinens gar behende auszuweichen verſtanden, das
erſcheint Jungfer Ehrenhardinen heute freilich verzeih¬
licher, als es ihr anno 92 erſchienen iſt.

Endlich verkündete ein Trompetenſtoß das Souper.
Nun mußte das frevelhafte Intermezzo doch ein Ende
nehmen! Die Geſellſchaft verfügte ſich in das zweite
Compartiment, allwo an kleinen Tiſchen rings um die
Mitteltafel das ſchöne Geſchlecht von den Cavalieren

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[240/0247] neben dem Büffet in einem Kreiſe von Officieren, mit denen er tapferlich zechte. Aber nicht etwa von Meiſter Müllers landwüchſigem Product, auch nicht von den edelſten Sorten, welche die feſtgebende Geſellſchaft zu liefern vermocht hatte; nein, ſchäumenden Cliquot, den er, „als Scherflein zum Pickenick,“ aus ſeinem eignen Keller holen ließ. So häufte er Beleidigung auf Beleidigung. Mit jedem ſpringenden Pfropfen aber ſuchten ſeine Augen flammender nach der lieblichen Schenkin, die ſo oft eine neue Tanzweiſe anhob, wie von Hüons Horn ge¬ lockt, in der Thür erſchien, bis unter den Vorhang ſchlüpfte und mit Sehnſucht die wirbelnden Paare ver¬ folgte. Daß während dieſer Wanderung ihre Blicke manchesmal den ſuchenden am Zechtiſche begegneten, daß ſie dem zürnenden Mienenſpiel Jungfer Ehren¬ hardinens gar behende auszuweichen verſtanden, das erſcheint Jungfer Ehrenhardinen heute freilich verzeih¬ licher, als es ihr anno 92 erſchienen iſt. Endlich verkündete ein Trompetenſtoß das Souper. Nun mußte das frevelhafte Intermezzo doch ein Ende nehmen! Die Geſellſchaft verfügte ſich in das zweite Compartiment, allwo an kleinen Tiſchen rings um die Mitteltafel das ſchöne Geſchlecht von den Cavalieren

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/247>, abgerufen am 21.11.2024.