François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.sieht. Die leibhaftige Eva! Die Arme waren leise Als ihr Auge dem unseren begegnete, schlug sie "Wer ist diese Hebe?" wiederholte der Prinz. "Die Tochter des Schenkwirths," antwortete ich, Es folgten verschiedene Tänze, die ich in den ſieht. Die leibhaftige Eva! Die Arme waren leiſe Als ihr Auge dem unſeren begegnete, ſchlug ſie „Wer iſt dieſe Hebe?“ wiederholte der Prinz. „Die Tochter des Schenkwirths,“ antwortete ich, Es folgten verſchiedene Tänze, die ich in den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0246" n="239"/> ſieht. Die leibhaftige Eva! Die Arme waren leiſe<lb/> gehoben, der Körper vorgeneigt, in der Hand hielt ſie<lb/> ein Körbchen, mit Blumen umwunden und gefüllt mit<lb/> dem Zuckerbrod, das ſie ſo zierlich zu formen ver¬<lb/> ſtand. Der lichtblaue Saum des weißen Neſſelrocks<lb/> reichte knapp bis zum Knöchel; die Füßchen in den<lb/> flitternden Kinderſchuhen trippelten den Takt der Muſik;<lb/> das goldne Gelock wogte unter dem blauen Bande,<lb/> das es loſe zuſammenhielt und der Roſenſtrauß, den<lb/> ſie für mich gezogen hatte, bebte unter den raſchen<lb/> Schlägen des Herzens. So reizend wie in dieſem<lb/> Augenblicke ſah ich die reizende Dorl niemals <hi rendition="#g">vor</hi><lb/> und niemals <hi rendition="#g">nach</hi> der Zeit.</p><lb/> <p>Als ihr Auge dem unſeren begegnete, ſchlug ſie<lb/> es dunkelerröthend zu Boden und entſchlüpfte durch die<lb/> Seitenthür.</p><lb/> <p>„Wer iſt dieſe Hebe?“ wiederholte der Prinz.</p><lb/> <p>„Die Tochter des Schenkwirths,“ antwortete ich,<lb/> verbeugte und ſetzte mich neben meine Mutter.</p><lb/> <p>Es folgten verſchiedene Tänze, die ich in den<lb/> Armen dieſes und jenes jugendlichen Springinsfeld<lb/> abhaspelte, ſo ſeufzend wie vorhin mein Prinz die<lb/> Anſtandsſtrapaze der Menuet. Er ſelber tanzte nicht<lb/> wieder. Unbekümmert, wie im Wirthshaus, ſaß er<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [239/0246]
ſieht. Die leibhaftige Eva! Die Arme waren leiſe
gehoben, der Körper vorgeneigt, in der Hand hielt ſie
ein Körbchen, mit Blumen umwunden und gefüllt mit
dem Zuckerbrod, das ſie ſo zierlich zu formen ver¬
ſtand. Der lichtblaue Saum des weißen Neſſelrocks
reichte knapp bis zum Knöchel; die Füßchen in den
flitternden Kinderſchuhen trippelten den Takt der Muſik;
das goldne Gelock wogte unter dem blauen Bande,
das es loſe zuſammenhielt und der Roſenſtrauß, den
ſie für mich gezogen hatte, bebte unter den raſchen
Schlägen des Herzens. So reizend wie in dieſem
Augenblicke ſah ich die reizende Dorl niemals vor
und niemals nach der Zeit.
Als ihr Auge dem unſeren begegnete, ſchlug ſie
es dunkelerröthend zu Boden und entſchlüpfte durch die
Seitenthür.
„Wer iſt dieſe Hebe?“ wiederholte der Prinz.
„Die Tochter des Schenkwirths,“ antwortete ich,
verbeugte und ſetzte mich neben meine Mutter.
Es folgten verſchiedene Tänze, die ich in den
Armen dieſes und jenes jugendlichen Springinsfeld
abhaspelte, ſo ſeufzend wie vorhin mein Prinz die
Anſtandsſtrapaze der Menuet. Er ſelber tanzte nicht
wieder. Unbekümmert, wie im Wirthshaus, ſaß er
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