François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.ter, sich in Küche und Keller halten. Der schäferli¬ Ich erwiderte kein Wort, küßte den Eltern die Ob ich ihr böse war! Der Athem stockte mir ter, ſich in Küche und Keller halten. Der ſchäferli¬ Ich erwiderte kein Wort, küßte den Eltern die Ob ich ihr böſe war! Der Athem ſtockte mir <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0255" n="248"/> ter, ſich in Küche und Keller halten. Der ſchäferli¬<lb/> chen Toilette noch gar nicht einmal zu gedenken. Un¬<lb/> ſere Tochter jedoch ſtand einmal in der Reihe und eine<lb/> Reckenburg wird auf jedem Platze ihre Haltung zu<lb/> behaupten wiſſen, zumal wenn eine Amtmannsfrau,<lb/> die aus einer Mühle ſtammt, ihr beim Rückzug das<lb/> Prävenire ſpielt.“</p><lb/> <p>Ich erwiderte kein Wort, küßte den Eltern die<lb/> Hand und eilte in meine Kammer. Ich dachte nicht<lb/> daran, mich auszukleiden und niederzulegen. Unbe¬<lb/> weglich ſaß ich auf dem Bettrand, ich weiß nicht, wie<lb/> lange. Mir war, als wäre ich von einem hohen Thurm<lb/> gefallen und krauſe Phantome wirbelten in dem er¬<lb/> ſchütterten Hirn. Ich hörte einen leiſen Schritt an<lb/> der Thür: ich rührte mich nicht; ich ſpürte einen hei¬<lb/> ßen Athem an meiner Wange, ich blickte nicht auf,<lb/> aber meine Hand zuckte, die Frevlerin von mir zu ſto¬<lb/> ßen, die zu meinen Füßen niederkniete und ihren Kopf<lb/> in meinem Schoße barg. „Sind Sie mir böſe,<lb/> Fräulein Hardine?“ flüſterte ſie mit ihrem kindlich¬<lb/> ſten Klang.</p><lb/> <p>Ob ich ihr böſe war! Der Athem ſtockte mir<lb/> und das Blut ſiedete im Grimm gegen die treu- und<lb/> ſchamloſe Schenkendirne. Ich wendete das Geſicht<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [248/0255]
ter, ſich in Küche und Keller halten. Der ſchäferli¬
chen Toilette noch gar nicht einmal zu gedenken. Un¬
ſere Tochter jedoch ſtand einmal in der Reihe und eine
Reckenburg wird auf jedem Platze ihre Haltung zu
behaupten wiſſen, zumal wenn eine Amtmannsfrau,
die aus einer Mühle ſtammt, ihr beim Rückzug das
Prävenire ſpielt.“
Ich erwiderte kein Wort, küßte den Eltern die
Hand und eilte in meine Kammer. Ich dachte nicht
daran, mich auszukleiden und niederzulegen. Unbe¬
weglich ſaß ich auf dem Bettrand, ich weiß nicht, wie
lange. Mir war, als wäre ich von einem hohen Thurm
gefallen und krauſe Phantome wirbelten in dem er¬
ſchütterten Hirn. Ich hörte einen leiſen Schritt an
der Thür: ich rührte mich nicht; ich ſpürte einen hei¬
ßen Athem an meiner Wange, ich blickte nicht auf,
aber meine Hand zuckte, die Frevlerin von mir zu ſto¬
ßen, die zu meinen Füßen niederkniete und ihren Kopf
in meinem Schoße barg. „Sind Sie mir böſe,
Fräulein Hardine?“ flüſterte ſie mit ihrem kindlich¬
ſten Klang.
Ob ich ihr böſe war! Der Athem ſtockte mir
und das Blut ſiedete im Grimm gegen die treu- und
ſchamloſe Schenkendirne. Ich wendete das Geſicht
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |