François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.nimmermehr leid! Und wenn ich darüber sterben Sie floh aus der Thür. Und ich? Gelt, ich Die Familie von Reckenburg konnte es allseitig Im Uebrigen hatten wir genug zu thun, uns der nimmermehr leid! Und wenn ich darüber ſterben Sie floh aus der Thür. Und ich? Gelt, ich Die Familie von Reckenburg konnte es allſeitig Im Uebrigen hatten wir genug zu thun, uns der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0257" n="250"/> nimmermehr leid! Und wenn ich darüber ſterben<lb/> ſollte, Hardine!“</p><lb/> <p>Sie floh aus der Thür. Und ich? Gelt, ich<lb/> lag wie auf Roſen gebettet und ſchlummerte in Got¬<lb/> tes Frieden nach großmüthiger Heldinnen und ſchöner<lb/> Seelen Art? Ich ſage Euch, auf Neſſeln und Dor¬<lb/> nen habe ich mich gewälzt, wie ſiedendes Blei hat es<lb/> in meinem Herzen gewühlt, und <hi rendition="#g">wenn eines</hi> gebe¬<lb/> tet hat in dieſer Nacht, ſo war es das ſelig fre¬<lb/> velnde, nicht das entſagende Menſchenkind.</p><lb/> <p>Die Familie von Reckenburg konnte es allſeitig<lb/> nur gut heißen, daß ihre beſchämte Hauswirthin ſich<lb/> in den nächſten Tagen ihrer Begegnung entzog, daß<lb/> ſie auch den lauernden Blicken und Stichelreden der<lb/> Nachbarſchaft aus dem Wege ging, und nur von der<lb/> Gartenſeite in die väterliche Wohnung ſchlüpfte Sel¬<lb/> ber Frau Adelheid hielt das Kind, das unter ihren<lb/> Augen erwachſen war, zu hoch, um nachhaltige Wir¬<lb/> kungen einer übermüthigen Laune zu befürchten, und<lb/> die kleinſtädtiſche Klatſcherei ſtachelte dieſe ſtolze Ge¬<lb/> ringſchätzung der Gefahr.</p><lb/> <p>Im Uebrigen hatten wir genug zu thun, uns der<lb/> eigenen Haut zu wehren; denn wenn die bürgerlichen<lb/> Bolzen ſich nach dem Dachſtübchen richteten, vor wel¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [250/0257]
nimmermehr leid! Und wenn ich darüber ſterben
ſollte, Hardine!“
Sie floh aus der Thür. Und ich? Gelt, ich
lag wie auf Roſen gebettet und ſchlummerte in Got¬
tes Frieden nach großmüthiger Heldinnen und ſchöner
Seelen Art? Ich ſage Euch, auf Neſſeln und Dor¬
nen habe ich mich gewälzt, wie ſiedendes Blei hat es
in meinem Herzen gewühlt, und wenn eines gebe¬
tet hat in dieſer Nacht, ſo war es das ſelig fre¬
velnde, nicht das entſagende Menſchenkind.
Die Familie von Reckenburg konnte es allſeitig
nur gut heißen, daß ihre beſchämte Hauswirthin ſich
in den nächſten Tagen ihrer Begegnung entzog, daß
ſie auch den lauernden Blicken und Stichelreden der
Nachbarſchaft aus dem Wege ging, und nur von der
Gartenſeite in die väterliche Wohnung ſchlüpfte Sel¬
ber Frau Adelheid hielt das Kind, das unter ihren
Augen erwachſen war, zu hoch, um nachhaltige Wir¬
kungen einer übermüthigen Laune zu befürchten, und
die kleinſtädtiſche Klatſcherei ſtachelte dieſe ſtolze Ge¬
ringſchätzung der Gefahr.
Im Uebrigen hatten wir genug zu thun, uns der
eigenen Haut zu wehren; denn wenn die bürgerlichen
Bolzen ſich nach dem Dachſtübchen richteten, vor wel¬
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