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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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fragen, das endlich in der Kürze zu folgendem Ab¬
schluß führte:

Die älteren unter den Bürgern des Städtchens
hatten in der That ein Fräulein, das Hardine hieß,
gekannt, das einzige, das jemals unter ihnen diesen
Namen getragen. Fräulein Hardine war in diesem
Hause geboren und erzogen; die Leiche ihres Vaters,
der als Major in dem Gefecht bei Saalfeld geblieben,
war auf dem städtischen Kirchhofe begraben und die
Tochter hatte ihm ein Monument errichten lassen,
das die Stadt zu ihren vornehmsten Sehenswürdig¬
keiten zählte. Der Name Fräulein Hardinens hatte
überhaupt einen stolzen Klang in ihrer Vaterstadt.
Der Magistrat ging damit um, ihr einen Ehrenbürger¬
brief zu votiren, für welche Auszeichnung man sich
denn ganz unverhohlen auf ein testamentarisches Legat
zu Gunsten einer städtischen Stiftung Rechnung machte,
denn die vielgepriesene Dame, die reichste Grund¬
besitzerin der Provinz, ermangelte jeglichen berechtigten
Erbens und stand in den Jahren, wo man sein Haus
zu bestellen pflegt. Daß dahingegen Fräulein Hardine
jemals ein fremdes Kind, -- von einem eigenen war
natürlich nicht die Rede, -- in einem Waisenhause
versorgt haben sollte, wollte zu den von ihr gäng und

fragen, das endlich in der Kürze zu folgendem Ab¬
ſchluß führte:

Die älteren unter den Bürgern des Städtchens
hatten in der That ein Fräulein, das Hardine hieß,
gekannt, das einzige, das jemals unter ihnen dieſen
Namen getragen. Fräulein Hardine war in dieſem
Hauſe geboren und erzogen; die Leiche ihres Vaters,
der als Major in dem Gefecht bei Saalfeld geblieben,
war auf dem ſtädtiſchen Kirchhofe begraben und die
Tochter hatte ihm ein Monument errichten laſſen,
das die Stadt zu ihren vornehmſten Sehenswürdig¬
keiten zählte. Der Name Fräulein Hardinens hatte
überhaupt einen ſtolzen Klang in ihrer Vaterſtadt.
Der Magiſtrat ging damit um, ihr einen Ehrenbürger¬
brief zu votiren, für welche Auszeichnung man ſich
denn ganz unverhohlen auf ein teſtamentariſches Legat
zu Gunſten einer ſtädtiſchen Stiftung Rechnung machte,
denn die vielgeprieſene Dame, die reichſte Grund¬
beſitzerin der Provinz, ermangelte jeglichen berechtigten
Erbens und ſtand in den Jahren, wo man ſein Haus
zu beſtellen pflegt. Daß dahingegen Fräulein Hardine
jemals ein fremdes Kind, — von einem eigenen war
natürlich nicht die Rede, — in einem Waiſenhauſe
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[48/0055] fragen, das endlich in der Kürze zu folgendem Ab¬ ſchluß führte: Die älteren unter den Bürgern des Städtchens hatten in der That ein Fräulein, das Hardine hieß, gekannt, das einzige, das jemals unter ihnen dieſen Namen getragen. Fräulein Hardine war in dieſem Hauſe geboren und erzogen; die Leiche ihres Vaters, der als Major in dem Gefecht bei Saalfeld geblieben, war auf dem ſtädtiſchen Kirchhofe begraben und die Tochter hatte ihm ein Monument errichten laſſen, das die Stadt zu ihren vornehmſten Sehenswürdig¬ keiten zählte. Der Name Fräulein Hardinens hatte überhaupt einen ſtolzen Klang in ihrer Vaterſtadt. Der Magiſtrat ging damit um, ihr einen Ehrenbürger¬ brief zu votiren, für welche Auszeichnung man ſich denn ganz unverhohlen auf ein teſtamentariſches Legat zu Gunſten einer ſtädtiſchen Stiftung Rechnung machte, denn die vielgeprieſene Dame, die reichſte Grund¬ beſitzerin der Provinz, ermangelte jeglichen berechtigten Erbens und ſtand in den Jahren, wo man ſein Haus zu beſtellen pflegt. Daß dahingegen Fräulein Hardine jemals ein fremdes Kind, — von einem eigenen war natürlich nicht die Rede, — in einem Waiſenhauſe verſorgt haben ſollte, wollte zu den von ihr gäng und

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/55>, abgerufen am 21.11.2024.