François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871.schender Strom drang in das so lange verhüllte luft¬ "In Recht und Ehren!" Es war ihr Sterbewort und ich hatte seinen ſchender Strom drang in das ſo lange verhüllte luft¬ „In Recht und Ehren!“ Es war ihr Sterbewort und ich hatte ſeinen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0156" n="152"/> ſchender Strom drang in das ſo lange verhüllte luft¬<lb/> loſe Gewölbe; die Chriſtglocken läuteten auf dem<lb/> Thurme, der unverſehrt das geborſtene Gotteshaus<lb/> überragte. Der Kampf der Greiſin beſchwichtigte ſich,<lb/> ihr Athem wurde ruhig und frei. Hell und ſcharf wie<lb/> allezeit richtete ſie den Blick — aber nicht auf die<lb/> Geldtruhe neben ihrem Stuhl, ſie richtete ihn auf mich,<lb/> reckte die Hand nach mir zu einem kräftigen Druck<lb/> und rief mit fast jugendlichem Klang:</p><lb/> <p>„In Recht und Ehren!“</p><lb/> <p>Es war ihr Sterbewort und ich hatte ſeinen<lb/> Sinn verſtanden. In der letzten Stunde des Jahres<lb/> 1806 ſenkten wir die ſagenhafte Greiſin zur Ruhe<lb/> und das Regiment der letzten Reckenburgerin begann.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [152/0156]
ſchender Strom drang in das ſo lange verhüllte luft¬
loſe Gewölbe; die Chriſtglocken läuteten auf dem
Thurme, der unverſehrt das geborſtene Gotteshaus
überragte. Der Kampf der Greiſin beſchwichtigte ſich,
ihr Athem wurde ruhig und frei. Hell und ſcharf wie
allezeit richtete ſie den Blick — aber nicht auf die
Geldtruhe neben ihrem Stuhl, ſie richtete ihn auf mich,
reckte die Hand nach mir zu einem kräftigen Druck
und rief mit fast jugendlichem Klang:
„In Recht und Ehren!“
Es war ihr Sterbewort und ich hatte ſeinen
Sinn verſtanden. In der letzten Stunde des Jahres
1806 ſenkten wir die ſagenhafte Greiſin zur Ruhe
und das Regiment der letzten Reckenburgerin begann.
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