welchem Festesjubel wurden da zum erstenmale die Prunkgemächer der Reckenburg geöffnet zu einer Pflege¬ stätte für die Verwundeten, deren Großthaten den mir erreichbaren Bezirk erfüllten. Ja, ja, meine Freunde, die Helden Bülows und Yorks haben mit den altgräflichen Vorräthen in Keller und Speicher reinen Tisch gemacht. Und so rühme ich mich denn auch, als eine der Wenigen meiner heimathlichen Standes¬ genossen, von der ersten Stunde an mit offenem Visir auf die Seite des befreienden Vorvolks getre¬ ten zu sein, rühme mich, daß Niemand freudiger als ich sich einem Staate unterordnete, der sich beherzt zu Recht und Ehren wieder durchgekämpft hatte. Denn wer so emsig wie ich an seiner Heimath baut, der trachtet danach, sie unter der Hut eines starken Va¬ terlandes zu bergen.
Nun aber galt es, mancherlei Verwüstungen aus¬ zuheilen, welche der Kriegstroß in meinem Bereiche zurückgelassen hatte. Es galt nicht minder, mich selbst und die Meinen in die straffe, mancherlei harte Lei¬ stungen heischende neue Ordnung einzugewöhnen. Dann folgten die Hungerjahre von 1816 und 1817, welche die Vorräthe des Speichers und Seckels reichlich in Anspruch nahmen. Endlich aber trat eine Pause ein,
welchem Feſtesjubel wurden da zum erſtenmale die Prunkgemächer der Reckenburg geöffnet zu einer Pflege¬ ſtätte für die Verwundeten, deren Großthaten den mir erreichbaren Bezirk erfüllten. Ja, ja, meine Freunde, die Helden Bülows und Yorks haben mit den altgräflichen Vorräthen in Keller und Speicher reinen Tiſch gemacht. Und ſo rühme ich mich denn auch, als eine der Wenigen meiner heimathlichen Standes¬ genoſſen, von der erſten Stunde an mit offenem Viſir auf die Seite des befreienden Vorvolks getre¬ ten zu ſein, rühme mich, daß Niemand freudiger als ich ſich einem Staate unterordnete, der ſich beherzt zu Recht und Ehren wieder durchgekämpft hatte. Denn wer ſo emſig wie ich an ſeiner Heimath baut, der trachtet danach, ſie unter der Hut eines ſtarken Va¬ terlandes zu bergen.
Nun aber galt es, mancherlei Verwüſtungen aus¬ zuheilen, welche der Kriegstroß in meinem Bereiche zurückgelaſſen hatte. Es galt nicht minder, mich ſelbſt und die Meinen in die ſtraffe, mancherlei harte Lei¬ ſtungen heiſchende neue Ordnung einzugewöhnen. Dann folgten die Hungerjahre von 1816 und 1817, welche die Vorräthe des Speichers und Seckels reichlich in Anſpruch nahmen. Endlich aber trat eine Pauſe ein,
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welchem Feſtesjubel wurden da zum erſtenmale die
Prunkgemächer der Reckenburg geöffnet zu einer Pflege¬
ſtätte für die Verwundeten, deren Großthaten den
mir erreichbaren Bezirk erfüllten. Ja, ja, meine
Freunde, die Helden Bülows und Yorks haben mit den
altgräflichen Vorräthen in Keller und Speicher reinen
Tiſch gemacht. Und ſo rühme ich mich denn auch,
als eine der Wenigen meiner heimathlichen Standes¬
genoſſen, von der erſten Stunde an mit offenem
Viſir auf die Seite des befreienden Vorvolks getre¬
ten zu ſein, rühme mich, daß Niemand freudiger als ich
ſich einem Staate unterordnete, der ſich beherzt zu
Recht und Ehren wieder durchgekämpft hatte. Denn
wer ſo emſig wie ich an ſeiner Heimath baut, der
trachtet danach, ſie unter der Hut eines ſtarken Va¬
terlandes zu bergen.
Nun aber galt es, mancherlei Verwüſtungen aus¬
zuheilen, welche der Kriegstroß in meinem Bereiche
zurückgelaſſen hatte. Es galt nicht minder, mich ſelbſt
und die Meinen in die ſtraffe, mancherlei harte Lei¬
ſtungen heiſchende neue Ordnung einzugewöhnen. Dann
folgten die Hungerjahre von 1816 und 1817, welche
die Vorräthe des Speichers und Seckels reichlich in
Anſpruch nahmen. Endlich aber trat eine Pauſe ein,
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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin02_1871/169>, abgerufen am 21.11.2024.
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