François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871.Ich schnitt seine Erklärung mit einer hastigen "Leider nein!" antwortete er. "Nach Außen fehlt "Und wann trat dieses Aeußerste ein?" fragte "Das Aeußerste erst gestern," versetzte er. "Sei¬ Ich schwieg mit gesenktem Blick. Ich allein Er lud mich darauf zum Niedersitzen ein, nahm Ich ſchnitt ſeine Erklärung mit einer haſtigen „Leider nein!“ antwortete er. „Nach Außen fehlt „Und wann trat dieſes Aeußerſte ein?“ fragte „Das Aeußerſte erſt geſtern,“ verſetzte er. „Sei¬ Ich ſchwieg mit geſenktem Blick. Ich allein Er lud mich darauf zum Niederſitzen ein, nahm <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0198" n="194"/> <p>Ich ſchnitt ſeine Erklärung mit einer haſtigen<lb/> Bewegung ab; der Schauder in ſeinem Blicke hatte<lb/> meine Ahnung beſtätigt. Ich gedachte der Stunde,<lb/> wo Dorothee mir dieſen Ausgang angedeutet hatte.<lb/> Wir ſtanden eine Weile ſchweigend und lauſchten auf<lb/> die markerſchütternden Töne, die aus dem Nebenzim¬<lb/> mer drangen. „Störe ich Sie?“ fragte ich endlich.</p><lb/> <p>„Leider nein!“ antwortete er. „Nach Außen fehlt<lb/> mir die Ruhe, und da, wo ich Tag und Nacht nicht<lb/> weichen möchte, darf ich nur ein verſtohlener Zeuge<lb/> ſein. Die Unglückliche, ſo ſcheint es, ſieht in mir<lb/> nur den Arzt, vor dem ſie ſich allezeit geſcheut, nicht<lb/> den troſtloſen Gatten, dem ſie bis zum Aeußerſten<lb/> ihre Qual liebreich verheimlicht hat.“</p><lb/> <p>„Und wann trat dieſes Aeußerſte ein?“ fragte<lb/> ich weiter.</p><lb/> <p>„Das Aeußerſte erſt geſtern,“ verſetzte er. „Sei¬<lb/> ner Natur nach iſt es ein heimtückiſcher, ſchleichender<lb/> Zuſtand, der vielleicht ſchon vor unſerer Vereinigung<lb/> begonnen hat. Alles in Allem, ein Räthſel.“</p><lb/> <p>Ich ſchwieg mit geſenktem Blick. Ich allein<lb/> hätte ihm ja den Schlüſſel zu dieſem Räthſel reichen<lb/> können.</p><lb/> <p>Er lud mich darauf zum Niederſitzen ein, nahm<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [194/0198]
Ich ſchnitt ſeine Erklärung mit einer haſtigen
Bewegung ab; der Schauder in ſeinem Blicke hatte
meine Ahnung beſtätigt. Ich gedachte der Stunde,
wo Dorothee mir dieſen Ausgang angedeutet hatte.
Wir ſtanden eine Weile ſchweigend und lauſchten auf
die markerſchütternden Töne, die aus dem Nebenzim¬
mer drangen. „Störe ich Sie?“ fragte ich endlich.
„Leider nein!“ antwortete er. „Nach Außen fehlt
mir die Ruhe, und da, wo ich Tag und Nacht nicht
weichen möchte, darf ich nur ein verſtohlener Zeuge
ſein. Die Unglückliche, ſo ſcheint es, ſieht in mir
nur den Arzt, vor dem ſie ſich allezeit geſcheut, nicht
den troſtloſen Gatten, dem ſie bis zum Aeußerſten
ihre Qual liebreich verheimlicht hat.“
„Und wann trat dieſes Aeußerſte ein?“ fragte
ich weiter.
„Das Aeußerſte erſt geſtern,“ verſetzte er. „Sei¬
ner Natur nach iſt es ein heimtückiſcher, ſchleichender
Zuſtand, der vielleicht ſchon vor unſerer Vereinigung
begonnen hat. Alles in Allem, ein Räthſel.“
Ich ſchwieg mit geſenktem Blick. Ich allein
hätte ihm ja den Schlüſſel zu dieſem Räthſel reichen
können.
Er lud mich darauf zum Niederſitzen ein, nahm
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