François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871.Freunde zu nehmen, da fand ich ihn noch auf der "So lange ich lebe, Fräulein Hardine," sagte er Ich trennte mich von Siegmund Faber mit dem Meine Seele war erfüllt von dem Schauerbilde 14*
Freunde zu nehmen, da fand ich ihn noch auf der „So lange ich lebe, Fräulein Hardine,“ ſagte er Ich trennte mich von Siegmund Faber mit dem Meine Seele war erfüllt von dem Schauerbilde 14*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0215" n="211"/> Freunde zu nehmen, da fand ich ihn noch auf der<lb/> nämlichen Stelle; umklammernd die todte Geſtalt, die<lb/> er bis zum Letzten ſein Kind und nicht einmal ſein<lb/> Weib genannt hatte. Doch faßte er ſich, ſobald er<lb/> mich bemerkte und begleitete mich aus dem Sterbe¬<lb/> zimmer, nachdem ich mit einem langen Blicke von dem<lb/> auch im Tode noch ſchönſten Weibe Abſchied ge¬<lb/> nommen hatte.</p><lb/> <p>„So lange ich lebe, Fräulein Hardine,“ ſagte er<lb/> „werde ich Ihnen dieſe ſanfte Erlöſungsſtunde danken.<lb/> Sie war meine Lebensfreude, mein ganzes Glück!“</p><lb/> <p>Ich trennte mich von Siegmund Faber mit dem<lb/> heiligen Vorſatz, die Erinnerung an ſeinen Sonnen¬<lb/> ſtrahl rein zu erhalten vor jedem trübenden Hauch.</p><lb/> <p>Meine Seele war erfüllt von dem Schauerbilde<lb/> einer beleidigten und ſich rächenden Natur, aber<lb/> auch — ich ſehe Deine Thränen fließen, mein Kind!<lb/> — aber auch von einem Verſöhnungsglauben, wie ich<lb/> ihn niemals ſtärker an einem Sterbebette empfunden<lb/> habe. Sie hatte den Frevel gegen Gottes ewige Ordnung<lb/> erkannt und mit allen Qualen eines armen Men¬<lb/> ſchenherzens hienieden gebüßt; der Wahn war dem<lb/> Leben vorausgeflüchtet, mit dem Flehen, in dem ſie<lb/> geſchieden iſt, wird ſie jenſeit begonnen haben und Vater<lb/> <fw place="bottom" type="sig">14*<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [211/0215]
Freunde zu nehmen, da fand ich ihn noch auf der
nämlichen Stelle; umklammernd die todte Geſtalt, die
er bis zum Letzten ſein Kind und nicht einmal ſein
Weib genannt hatte. Doch faßte er ſich, ſobald er
mich bemerkte und begleitete mich aus dem Sterbe¬
zimmer, nachdem ich mit einem langen Blicke von dem
auch im Tode noch ſchönſten Weibe Abſchied ge¬
nommen hatte.
„So lange ich lebe, Fräulein Hardine,“ ſagte er
„werde ich Ihnen dieſe ſanfte Erlöſungsſtunde danken.
Sie war meine Lebensfreude, mein ganzes Glück!“
Ich trennte mich von Siegmund Faber mit dem
heiligen Vorſatz, die Erinnerung an ſeinen Sonnen¬
ſtrahl rein zu erhalten vor jedem trübenden Hauch.
Meine Seele war erfüllt von dem Schauerbilde
einer beleidigten und ſich rächenden Natur, aber
auch — ich ſehe Deine Thränen fließen, mein Kind!
— aber auch von einem Verſöhnungsglauben, wie ich
ihn niemals ſtärker an einem Sterbebette empfunden
habe. Sie hatte den Frevel gegen Gottes ewige Ordnung
erkannt und mit allen Qualen eines armen Men¬
ſchenherzens hienieden gebüßt; der Wahn war dem
Leben vorausgeflüchtet, mit dem Flehen, in dem ſie
geſchieden iſt, wird ſie jenſeit begonnen haben und Vater
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