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Franzos, Karl Emil: Weibliche Studenten. In: Die Gegenwart 23 (1881), S. 358–361; 24 (1881) S. 380–382; 25 (1881), S. 393–395.

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Nr. 25. Die Gegenwart.

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Weibliche Studenten.

(Schluß.)

Wir haben nun noch die Eignung des Weibes zum ärzt-
lichen Berufe zu prüfen. Sie wird mit Heftigkeit und aus ver-
schiedenen Gesichtspunkten bestritten. Hören wir vor Allem den
wichtigsten Einwand.

"Wir Alle," sagen die Gegner, "der Staat wie der Einzelne,
dürfen nicht dulden, daß Frauen als diplomirte gleichberechtigte
Aerzte fungiren, weil es sträfliche Nachlässigkeit wäre, eine Thätig-
keit, durch welche Wohl und Wehe der Menschen berührt wird,
von Jemand üben zu lassen, welcher dieser Thätigkeit von vorn-
herein nicht gewachsen ist und voraussichtlich Schaden anrichten
wird. Die Frau steht, wie die Psychologen und Physiologen
unwiderleglich nachweisen und wie obendrein die tägliche Er-
fahrung lehrt, an geistiger und körperlicher Kraft hinter dem
Manne zurück. Darum hat die Natur selbst sie von solchen
Berufen ausgeschlossen, welche die volle geistige und körperliche
Kraft des Mannes erfordern. Der weibliche Arzt wäre also
eine permanente Lebensgefahr für seine Mitmenschen." Nur
ganz nebenbei machen sie darauf aufmerksam, daß die vermählte
Aerztin vollends ein Nonsens wäre, schon wegen der Unter-
brechungen ihrer Praxis, zu denen sie die Erfüllung ihrer natür-
lichen Mission zwänge.

Das sind immerhin ernste Gründe, welche nicht verdienen,
so leichthin und höhnisch abgefertigt zu werden, wie dies von
den Vertheidigern des "Fräulein Doctor" geschieht. Sie leugnen
die geistige Präponderanz des Mannes rundweg und über die
körperliche, die sie nicht gut leugnen können, helfen sie sich mit
der Phrase hinweg, "daß ja der Arzt kein Drescher sei etc "
Bezüglich jener Unterbrechungen aber meinen sie, daß ja auch
die Herren Doctoren durch kein Arcanum vor der Gefahr längerer
Krankheit geschützt seien.

Eine ruhige Abwägung dieser Argumente führt sicherlich zu
dem Schlusse, daß beide irrig. Wer sich aufs Gerathewohl ein
Dutzend Männer und ein Dutzend Frauen desselben Alters und
derselben Gesellschaftsklasse einander gegenübergestellt denkt, kann
nicht zweifeln, daß er in Summa die größere Körper- und Geistes-
kraft auf Seiten der Männer finden wird. Folgt aber daraus,
daß jede dieser Frauen hinter jedem dieser Männer in beiden
Beziehungen zurückstehen muß? Keineswegs - bezüglich der
geistigen Begabung ist das Gegentheil beinahe gewiß und bezüg-
lich der körperlichen immerhin denkbar. Denn es gibt ja genug
Frauen, welche stärker oder ebenso stark sind, wie ihre Männer,
und geradezu unzählige, welche geistig begabter sind. Für unsere
Deduction folgt also aus der Thatsache, daß im Durchschnitt
Jntellect und Körperkraft der Männer überwiegen, blos die be-
gründete Vermuthung, daß der ärztliche Stand auch in Zukunft
unter den Männern eine größere Zahl geeigneter Jünger finden
wird, als unter den Frauen. Keineswegs aber folgt daraus,
was die Gegner aufstellen. Denn wer zugibt, daß es einzelne
Frauen gibt, die in beiden Richtungen den Männern mindestens
ebenbürtig sind, muß auch zugeben, daß diese Frauen als Aerzte
keine "permanente Lebensgefahr" wären. Mit einem Worte:
principiell können die Frauen aus diesen Gründen natürlicher
Begabung nicht vom ärztlichen Berufe ausgeschlossen werden, wohl
aber darf man sagen, daß wahrscheinlich nur selten ein weibliches
Jndividuum für denselben taugen wird.

Und um dieser Wenigen willen, hören wir einwenden, soll
keine principielle Schranke aufgestellt und dadurch zu unserem
Schaden, zu unserer Gefahr auch den Untauglichen die Bahn
offen erhalten werden?

Gemach! Für diese ist die Bahn ohnehin durch die geistigen
und körperlichen Anstrengungen verrammelt, welche gerade
dieses Studium mit sich bringt. Könnt ihr euch eine Frau,
welche zuerst die Maturitäts-Prüfung, dann die strengen medi-
cinischen Rigorosen bestanden, so einfältig denken, daß sie
später als Arzt aus purer Dummheit Patienten tödtet? Oder[Spaltenumbruch]

Nr. 25. Die Gegenwart.

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Weibliche Studenten.

(Schluß.)

Wir haben nun noch die Eignung des Weibes zum ärzt-
lichen Berufe zu prüfen. Sie wird mit Heftigkeit und aus ver-
schiedenen Gesichtspunkten bestritten. Hören wir vor Allem den
wichtigsten Einwand.

„Wir Alle,“ sagen die Gegner, „der Staat wie der Einzelne,
dürfen nicht dulden, daß Frauen als diplomirte gleichberechtigte
Aerzte fungiren, weil es sträfliche Nachlässigkeit wäre, eine Thätig-
keit, durch welche Wohl und Wehe der Menschen berührt wird,
von Jemand üben zu lassen, welcher dieser Thätigkeit von vorn-
herein nicht gewachsen ist und voraussichtlich Schaden anrichten
wird. Die Frau steht, wie die Psychologen und Physiologen
unwiderleglich nachweisen und wie obendrein die tägliche Er-
fahrung lehrt, an geistiger und körperlicher Kraft hinter dem
Manne zurück. Darum hat die Natur selbst sie von solchen
Berufen ausgeschlossen, welche die volle geistige und körperliche
Kraft des Mannes erfordern. Der weibliche Arzt wäre also
eine permanente Lebensgefahr für seine Mitmenschen.“ Nur
ganz nebenbei machen sie darauf aufmerksam, daß die vermählte
Aerztin vollends ein Nonsens wäre, schon wegen der Unter-
brechungen ihrer Praxis, zu denen sie die Erfüllung ihrer natür-
lichen Mission zwänge.

Das sind immerhin ernste Gründe, welche nicht verdienen,
so leichthin und höhnisch abgefertigt zu werden, wie dies von
den Vertheidigern des „Fräulein Doctor“ geschieht. Sie leugnen
die geistige Präponderanz des Mannes rundweg und über die
körperliche, die sie nicht gut leugnen können, helfen sie sich mit
der Phrase hinweg, „daß ja der Arzt kein Drescher sei ꝛc “
Bezüglich jener Unterbrechungen aber meinen sie, daß ja auch
die Herren Doctoren durch kein Arcanum vor der Gefahr längerer
Krankheit geschützt seien.

Eine ruhige Abwägung dieser Argumente führt sicherlich zu
dem Schlusse, daß beide irrig. Wer sich aufs Gerathewohl ein
Dutzend Männer und ein Dutzend Frauen desselben Alters und
derselben Gesellschaftsklasse einander gegenübergestellt denkt, kann
nicht zweifeln, daß er in Summa die größere Körper- und Geistes-
kraft auf Seiten der Männer finden wird. Folgt aber daraus,
daß jede dieser Frauen hinter jedem dieser Männer in beiden
Beziehungen zurückstehen muß? Keineswegs – bezüglich der
geistigen Begabung ist das Gegentheil beinahe gewiß und bezüg-
lich der körperlichen immerhin denkbar. Denn es gibt ja genug
Frauen, welche stärker oder ebenso stark sind, wie ihre Männer,
und geradezu unzählige, welche geistig begabter sind. Für unsere
Deduction folgt also aus der Thatsache, daß im Durchschnitt
Jntellect und Körperkraft der Männer überwiegen, blos die be-
gründete Vermuthung, daß der ärztliche Stand auch in Zukunft
unter den Männern eine größere Zahl geeigneter Jünger finden
wird, als unter den Frauen. Keineswegs aber folgt daraus,
was die Gegner aufstellen. Denn wer zugibt, daß es einzelne
Frauen gibt, die in beiden Richtungen den Männern mindestens
ebenbürtig sind, muß auch zugeben, daß diese Frauen als Aerzte
keine „permanente Lebensgefahr“ wären. Mit einem Worte:
principiell können die Frauen aus diesen Gründen natürlicher
Begabung nicht vom ärztlichen Berufe ausgeschlossen werden, wohl
aber darf man sagen, daß wahrscheinlich nur selten ein weibliches
Jndividuum für denselben taugen wird.

Und um dieser Wenigen willen, hören wir einwenden, soll
keine principielle Schranke aufgestellt und dadurch zu unserem
Schaden, zu unserer Gefahr auch den Untauglichen die Bahn
offen erhalten werden?

Gemach! Für diese ist die Bahn ohnehin durch die geistigen
und körperlichen Anstrengungen verrammelt, welche gerade
dieses Studium mit sich bringt. Könnt ihr euch eine Frau,
welche zuerst die Maturitäts-Prüfung, dann die strengen medi-
cinischen Rigorosen bestanden, so einfältig denken, daß sie
später als Arzt aus purer Dummheit Patienten tödtet? Oder[Spaltenumbruch]

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Zitationshilfe: Franzos, Karl Emil: Weibliche Studenten. In: Die Gegenwart 23 (1881), S. 358–361; 24 (1881) S. 380–382; 25 (1881), S. 393–395, hier S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franzos_studenten_1881/8>, abgerufen am 29.03.2024.