Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891."Schade! schade!" sagte er träumend, "sie sollte Ueber ihre Wangen flog eine tiefe Röthe. Sie "Wo bist Du?" rief furchtsam der Kranke, "ich Das Lächeln verschwand, die Thränen liefen ihr "Wo bist Du?" rief er wieder, da sie nicht "Hier, hier, trinke, erquicke Dich; Du weißt "Ich weiß nicht woher, aber ich kannte Dich "Wenn Du gesund bist," sagte sie. "Ich werde nie gesund," stöhnte er, "ich bitte "Was wird der Arzt sagen!" "Ach Marianne, Deine Stimme! Noch einmal, "Nichts da von Sterben, ich will's ja thun, was "Du weißt es besser." „Schade! ſchade!“ ſagte er träumend, „ſie ſollte Ueber ihre Wangen flog eine tiefe Röthe. Sie „Wo biſt Du?“ rief furchtſam der Kranke, „ich Das Lächeln verſchwand, die Thränen liefen ihr „Wo biſt Du?“ rief er wieder, da ſie nicht „Hier, hier, trinke, erquicke Dich; Du weißt „Ich weiß nicht woher, aber ich kannte Dich „Wenn Du geſund biſt,“ ſagte ſie. „Ich werde nie geſund,“ ſtöhnte er, „ich bitte „Was wird der Arzt ſagen!“ „Ach Marianne, Deine Stimme! Noch einmal, „Nichts da von Sterben, ich will's ja thun, was „Du weißt es beſſer.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0104" n="88"/> <p>„Schade! ſchade!“ ſagte er träumend, „ſie ſollte<lb/> ſchön ſein, Alles wie die Stimme, ſchade!“ —</p><lb/> <p>Ueber ihre Wangen flog eine tiefe Röthe. Sie<lb/> zog langſam ihre Hände fort, legte ſie vor ihr Ge¬<lb/> ſicht und ſaß lange ſo. Als ſie ſie endlich in den<lb/> Schoß ſinken ließ, ſchimmerte es feucht in den Augen,<lb/> aber ein Lächeln lag um den Mund.</p><lb/> <p>„Wo biſt Du?“ rief furchtſam der Kranke, „ich<lb/> bin ſo durſtig.“</p><lb/> <p>Das Lächeln verſchwand, die Thränen liefen ihr<lb/> übers Geſicht.</p><lb/> <p>„Wo biſt Du?“ rief er wieder, da ſie nicht<lb/> gleich hatte antworten können, „wo biſt Du — Ma¬<lb/> rianne?“</p><lb/> <p>„Hier, hier, trinke, erquicke Dich; Du weißt<lb/> meinen Namen?“</p><lb/> <p>„Ich weiß nicht woher, aber ich kannte Dich<lb/> gleich, — weißt Du, ſinge mir etwas.“</p><lb/> <p>„Wenn Du geſund biſt,“ ſagte ſie.</p><lb/> <p>„Ich werde nie geſund,“ ſtöhnte er, „ich bitte<lb/> Dich, Marianne!“</p><lb/> <p>„Was wird der Arzt ſagen!“</p><lb/> <p>„Ach Marianne, Deine Stimme! Noch einmal,<lb/> eh' ich ſterbe!“</p><lb/> <p>„Nichts da von Sterben, ich will's ja thun, was<lb/> ſoll ich ſingen?“</p><lb/> <p>„Du weißt es beſſer.“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [88/0104]
„Schade! ſchade!“ ſagte er träumend, „ſie ſollte
ſchön ſein, Alles wie die Stimme, ſchade!“ —
Ueber ihre Wangen flog eine tiefe Röthe. Sie
zog langſam ihre Hände fort, legte ſie vor ihr Ge¬
ſicht und ſaß lange ſo. Als ſie ſie endlich in den
Schoß ſinken ließ, ſchimmerte es feucht in den Augen,
aber ein Lächeln lag um den Mund.
„Wo biſt Du?“ rief furchtſam der Kranke, „ich
bin ſo durſtig.“
Das Lächeln verſchwand, die Thränen liefen ihr
übers Geſicht.
„Wo biſt Du?“ rief er wieder, da ſie nicht
gleich hatte antworten können, „wo biſt Du — Ma¬
rianne?“
„Hier, hier, trinke, erquicke Dich; Du weißt
meinen Namen?“
„Ich weiß nicht woher, aber ich kannte Dich
gleich, — weißt Du, ſinge mir etwas.“
„Wenn Du geſund biſt,“ ſagte ſie.
„Ich werde nie geſund,“ ſtöhnte er, „ich bitte
Dich, Marianne!“
„Was wird der Arzt ſagen!“
„Ach Marianne, Deine Stimme! Noch einmal,
eh' ich ſterbe!“
„Nichts da von Sterben, ich will's ja thun, was
ſoll ich ſingen?“
„Du weißt es beſſer.“
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