Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891."O verzeih' mir!" rief er lebhaft, "ich war von "So schien mir Dein Gesicht," murmelte sie, Sie war aufgestanden und ins Nebenzimmer ge¬ "Du gehst doch nicht fort, Marianne?" "Ich hole meine Arbeit," klang es mit ver¬ "Arbeit?" wiederholte er fragend. "Die grünen Vorhänge, die der Arzt bestellt hat, "Für mich!" Alfred erhob sich plötzlich von "Wohin?" fragte sie, indem sie seine Hand faßte "Zu Dir!" rief er heftig. "Sehen will ich, ob "Ei was!" erwiderte sie mit lachendem Unwillen. „O verzeih' mir!“ rief er lebhaft, „ich war von „So ſchien mir Dein Geſicht,“ murmelte ſie, Sie war aufgeſtanden und ins Nebenzimmer ge¬ „Du gehſt doch nicht fort, Marianne?“ „Ich hole meine Arbeit,“ klang es mit ver¬ „Arbeit?“ wiederholte er fragend. „Die grünen Vorhänge, die der Arzt beſtellt hat, „Für mich!“ Alfred erhob ſich plötzlich von „Wohin?“ fragte ſie, indem ſie ſeine Hand faßte „Zu Dir!“ rief er heftig. „Sehen will ich, ob „Ei was!“ erwiderte ſie mit lachendem Unwillen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0108" n="92"/> <p>„O verzeih' mir!“ rief er lebhaft, „ich war von<lb/> Deinem Geſange wie berauſcht, aber die ſo ſingen<lb/> konnte, erſchien mir hoch und herrlich, und Dir iſt<lb/> nie ein unbeſcheidener Gedanke zu nah getreten.“</p><lb/> <p>„So ſchien mir Dein Geſicht,“ murmelte ſie,<lb/> „mir iſt aber doch leid, daß Du nicht eigentlich wegen<lb/> der Katz' kommen biſt.“</p><lb/> <p>Sie war aufgeſtanden und ins Nebenzimmer ge¬<lb/> gangen. Unruhig rief er nach einer Weile:</p><lb/> <p>„Du gehſt doch nicht fort, Marianne?“</p><lb/> <p>„Ich hole meine Arbeit,“ klang es mit ver¬<lb/> ſchleierter Stimme.</p><lb/> <p>„Arbeit?“ wiederholte er fragend.</p><lb/> <p>„Die grünen Vorhänge, die der Arzt beſtellt hat,<lb/> die weißen taugen Dir nicht.“</p><lb/> <p>„Für mich!“ Alfred erhob ſich plötzlich von<lb/> ſeinem Stuhl und verſuchte auf die offene Thür zu¬<lb/> zugehen. Sie aber hatte ſich auf das Geräuſch hin<lb/> erſchrocken umgedreht und eilte ihm entgegen, um ihn<lb/> zu führen.</p><lb/> <p>„Wohin?“ fragte ſie, indem ſie ſeine Hand faßte<lb/> und ihn aufhielt.</p><lb/> <p>„Zu Dir!“ rief er heftig. „Sehen will ich, ob<lb/> Du wirklich ein Menſch biſt oder ein Engel des<lb/> Mitleids, wie ich Dich lange erblickt.“</p><lb/> <p>„Ei was!“ erwiderte ſie mit lachendem Unwillen.<lb/> „Ich hab' Dir das Dummerl gegeben, daß Du ein<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [92/0108]
„O verzeih' mir!“ rief er lebhaft, „ich war von
Deinem Geſange wie berauſcht, aber die ſo ſingen
konnte, erſchien mir hoch und herrlich, und Dir iſt
nie ein unbeſcheidener Gedanke zu nah getreten.“
„So ſchien mir Dein Geſicht,“ murmelte ſie,
„mir iſt aber doch leid, daß Du nicht eigentlich wegen
der Katz' kommen biſt.“
Sie war aufgeſtanden und ins Nebenzimmer ge¬
gangen. Unruhig rief er nach einer Weile:
„Du gehſt doch nicht fort, Marianne?“
„Ich hole meine Arbeit,“ klang es mit ver¬
ſchleierter Stimme.
„Arbeit?“ wiederholte er fragend.
„Die grünen Vorhänge, die der Arzt beſtellt hat,
die weißen taugen Dir nicht.“
„Für mich!“ Alfred erhob ſich plötzlich von
ſeinem Stuhl und verſuchte auf die offene Thür zu¬
zugehen. Sie aber hatte ſich auf das Geräuſch hin
erſchrocken umgedreht und eilte ihm entgegen, um ihn
zu führen.
„Wohin?“ fragte ſie, indem ſie ſeine Hand faßte
und ihn aufhielt.
„Zu Dir!“ rief er heftig. „Sehen will ich, ob
Du wirklich ein Menſch biſt oder ein Engel des
Mitleids, wie ich Dich lange erblickt.“
„Ei was!“ erwiderte ſie mit lachendem Unwillen.
„Ich hab' Dir das Dummerl gegeben, daß Du ein
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