und gleichmüthig zu sein, aber immer geht's anders, und ich betrübe Dich, die ich beglücken möchte."
"Zu Ende nächster Woche kommt der Arzt, lieber Alfred."
"Ach, was bringt der! Denke Dir, Marianne, wenn ich jetzt sehen könnte! Den Kopf voller Ge¬ danken, die Hände voll Arbeit, und das Herz voll von Dir! Was für ein Leben! Nicht wahr, Du sängest dann auch heitere Lieder? Warum nicht? wir wären ja so glücklich! Und tanzen würden wir auch! Ich möchte für mein Leben gern mit Dir tanzen, Marianne!"
Sie antwortete nichts, doch er fuhr lebhaft fort: "Und wenn mir nun einmal etwas gelänge! Ein Kunstwerk! Denk' Dir, Marianne! Und Du die Erste, die es sieht. Denn ich hab' Dir's vielleicht im Werden verborgen, um es Dir ganz fertig zu zeigen! Erfolg mit Dir theilen dürfen, mit dem treuesten, liebevollsten Wesen der Erde! Was meinst Du, wär' es nicht das Paradies? Gieb mir wenigstens Deine Hand, und laß mich fühlen, das Du's auch so meinst!"
Es war ein heißer, stummer Händedruck, mit dem sie antwortete.
"Sieh," fuhr er bewegt fort, "und wenn ich nun solch eine selige Möglichkeit vor mir sehe und mir's dann plötzlich eiskalt auf die Hoffnungen fällt:
Frapan, Bittersüß. 8
und gleichmüthig zu ſein, aber immer geht's anders, und ich betrübe Dich, die ich beglücken möchte.“
„Zu Ende nächſter Woche kommt der Arzt, lieber Alfred.“
„Ach, was bringt der! Denke Dir, Marianne, wenn ich jetzt ſehen könnte! Den Kopf voller Ge¬ danken, die Hände voll Arbeit, und das Herz voll von Dir! Was für ein Leben! Nicht wahr, Du ſängeſt dann auch heitere Lieder? Warum nicht? wir wären ja ſo glücklich! Und tanzen würden wir auch! Ich möchte für mein Leben gern mit Dir tanzen, Marianne!“
Sie antwortete nichts, doch er fuhr lebhaft fort: „Und wenn mir nun einmal etwas gelänge! Ein Kunſtwerk! Denk' Dir, Marianne! Und Du die Erſte, die es ſieht. Denn ich hab' Dir's vielleicht im Werden verborgen, um es Dir ganz fertig zu zeigen! Erfolg mit Dir theilen dürfen, mit dem treueſten, liebevollſten Weſen der Erde! Was meinſt Du, wär' es nicht das Paradies? Gieb mir wenigſtens Deine Hand, und laß mich fühlen, das Du's auch ſo meinſt!“
Es war ein heißer, ſtummer Händedruck, mit dem ſie antwortete.
„Sieh,“ fuhr er bewegt fort, „und wenn ich nun ſolch eine ſelige Möglichkeit vor mir ſehe und mir's dann plötzlich eiskalt auf die Hoffnungen fällt:
Frapan, Bitterſüß. 8
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und gleichmüthig zu ſein, aber immer geht's anders,
und ich betrübe Dich, die ich beglücken möchte.“
„Zu Ende nächſter Woche kommt der Arzt, lieber
Alfred.“
„Ach, was bringt der! Denke Dir, Marianne,
wenn ich jetzt ſehen könnte! Den Kopf voller Ge¬
danken, die Hände voll Arbeit, und das Herz voll
von Dir! Was für ein Leben! Nicht wahr, Du
ſängeſt dann auch heitere Lieder? Warum nicht?
wir wären ja ſo glücklich! Und tanzen würden wir
auch! Ich möchte für mein Leben gern mit Dir
tanzen, Marianne!“
Sie antwortete nichts, doch er fuhr lebhaft fort:
„Und wenn mir nun einmal etwas gelänge! Ein
Kunſtwerk! Denk' Dir, Marianne! Und Du die
Erſte, die es ſieht. Denn ich hab' Dir's vielleicht im
Werden verborgen, um es Dir ganz fertig zu zeigen!
Erfolg mit Dir theilen dürfen, mit dem treueſten,
liebevollſten Weſen der Erde! Was meinſt Du, wär'
es nicht das Paradies? Gieb mir wenigſtens Deine
Hand, und laß mich fühlen, das Du's auch ſo
meinſt!“
Es war ein heißer, ſtummer Händedruck, mit
dem ſie antwortete.
„Sieh,“ fuhr er bewegt fort, „und wenn ich
nun ſolch eine ſelige Möglichkeit vor mir ſehe und
mir's dann plötzlich eiskalt auf die Hoffnungen fällt:
Frapan, Bitterſüß. 8
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Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/129>, abgerufen am 16.02.2025.
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