Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.Als sie draußen waren, schüttelte die kleine "Es ist sehr trübe," erwiderte der Maler ge¬ Sie fanden sich über einige schattenlose breite Als ſie draußen waren, ſchüttelte die kleine „Es iſt ſehr trübe,“ erwiderte der Maler ge¬ Sie fanden ſich über einige ſchattenloſe breite <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0154" n="138"/> <p>Als ſie draußen waren, ſchüttelte die kleine<lb/> Dame ſich zum zweiten Mal: „Nein, das kann ich<lb/> nicht begreifen!“ rief ſie ungeduldig.</p><lb/> <p>„Es iſt ſehr trübe,“ erwiderte der Maler ge¬<lb/> preßt, — „komm, wollen ſehen, daß wir aus den<lb/> dumpfigen Straßen hinaus kommen.“</p><lb/> <p>Sie fanden ſich über einige ſchattenloſe breite<lb/> Staffeln hinauf, die ins Grüne führten, und ſtanden<lb/> aufathmend an einem ſchönen, von großen, höher¬<lb/> liegenden Gärten begrenzten Wege mit villenartigen<lb/> Häuſern, weitverſtreut zwiſchen dem üppigen Grün.<lb/> Ein friſcheres Lüftchen kam den langſam anſteigenden<lb/> Weg herabgefahren und flog ihnen kühlend und mit<lb/> tauſend Blumendüften gemiſcht um die erhitzten Ge¬<lb/> ſichter. Der Weg ward reizender, je weiter ſie hin¬<lb/> aufgingen; keine Häuſer mehr, nur noch Baumgüter,<lb/> in denen die Aepfel roth aus dem Laube her¬<lb/> vorſchimmerten, wo die Kinder mit den Amſeln<lb/> um die Wette beim Aufleſen der Früchte lärmten.<lb/> Der Weg ward zum Hohlweg, immer höher ſtieg er<lb/> an, rechts und links, bis zu einer Eiſenbahnbrücke,<lb/> die ſich hoch über der gekrümmten Straße wölbte<lb/> und das anmuthige Landſchaftsbild, die Weinberge<lb/> mit dem darüber aufſteigenden Fichtenwald, wie in<lb/> einen ſchwungvollen Rahmen faßte. Dicht hinter dem<lb/> Bogen, abſeits vom Wege, lag ein großer Raſenplatz<lb/> mit einem einzigen jungen Bäumchen und einer Bank<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [138/0154]
Als ſie draußen waren, ſchüttelte die kleine
Dame ſich zum zweiten Mal: „Nein, das kann ich
nicht begreifen!“ rief ſie ungeduldig.
„Es iſt ſehr trübe,“ erwiderte der Maler ge¬
preßt, — „komm, wollen ſehen, daß wir aus den
dumpfigen Straßen hinaus kommen.“
Sie fanden ſich über einige ſchattenloſe breite
Staffeln hinauf, die ins Grüne führten, und ſtanden
aufathmend an einem ſchönen, von großen, höher¬
liegenden Gärten begrenzten Wege mit villenartigen
Häuſern, weitverſtreut zwiſchen dem üppigen Grün.
Ein friſcheres Lüftchen kam den langſam anſteigenden
Weg herabgefahren und flog ihnen kühlend und mit
tauſend Blumendüften gemiſcht um die erhitzten Ge¬
ſichter. Der Weg ward reizender, je weiter ſie hin¬
aufgingen; keine Häuſer mehr, nur noch Baumgüter,
in denen die Aepfel roth aus dem Laube her¬
vorſchimmerten, wo die Kinder mit den Amſeln
um die Wette beim Aufleſen der Früchte lärmten.
Der Weg ward zum Hohlweg, immer höher ſtieg er
an, rechts und links, bis zu einer Eiſenbahnbrücke,
die ſich hoch über der gekrümmten Straße wölbte
und das anmuthige Landſchaftsbild, die Weinberge
mit dem darüber aufſteigenden Fichtenwald, wie in
einen ſchwungvollen Rahmen faßte. Dicht hinter dem
Bogen, abſeits vom Wege, lag ein großer Raſenplatz
mit einem einzigen jungen Bäumchen und einer Bank
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