Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.Es war doch zu dumm, jetzt hinzutreten, am ver¬ Kopfschüttelnd stieg er aus dem Graben heraus, Es war doch zu dumm, jetzt hinzutreten, am ver¬ Kopfſchüttelnd ſtieg er aus dem Graben heraus, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0164" n="148"/> Es war doch zu dumm, jetzt hinzutreten, am ver¬<lb/> ſchloſſenen Thor zu ſchellen, den Sultan und den Jack<lb/> aus ihrem Sommernachmittagsſchlaf zu ſtören — er<lb/> ſah ſie ſchon mit Amtsübereifer, zungenreckend und<lb/> bellend zum Todtenaufwecken aus ihren ſchöngeſchnitzten<lb/> Hütten hervor und die Staffeln herunterſpringen.<lb/> Und die Herrſchaften ſaßen vielleicht in der Veranda<lb/> über der Freitreppe, wo die großen Yuccas ihre<lb/> ſtacheligen Blätter ſpreizten, — es war ja Kaffeezeit,<lb/> — und wie, wenn der Herr General auf den Lärm<lb/> hin die Glasthür oben in höchſteigener Perſon auf¬<lb/> riſſe und mit ſeiner hochmüthigen Polterſtimme her¬<lb/> unterriefe, was er denn wolle? und er müſſe ſagen,<lb/> es ſei halt — ja, es ſei nur um die Monika, die er<lb/> nothwendig ſprechen müſſe. Nein! es ging nicht, es<lb/> war „zu fad,“ wie die Monika in ihrem Bayriſch zu<lb/> ſagen pflegte. Er hatte das Wort von ihr angenom¬<lb/> men, und es paßte ihm oft recht gut, — wie ihm<lb/> das ganze Mädchen paßte, — in dem einen aus¬<lb/> genommen, daß ſie ſich's vorgeſetzt, in ſo ein vergit¬<lb/> tertes, verbarrikadirtes Herrſchaftshaus einzuſtehen als<lb/> Zimmermädchen, daß man ſeine Laſt hatte, wenn<lb/> man ihr einmal ein Wort ſagen wollte.</p><lb/> <p>Kopfſchüttelnd ſtieg er aus dem Graben heraus,<lb/> putzte den Staub des Gitters, an das er ſich gelehnt,<lb/> von dem Aermel ſeiner Unteroffiziersuniform und<lb/> ſchritt langſam in der Hitze die Straße hinauf, bis<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [148/0164]
Es war doch zu dumm, jetzt hinzutreten, am ver¬
ſchloſſenen Thor zu ſchellen, den Sultan und den Jack
aus ihrem Sommernachmittagsſchlaf zu ſtören — er
ſah ſie ſchon mit Amtsübereifer, zungenreckend und
bellend zum Todtenaufwecken aus ihren ſchöngeſchnitzten
Hütten hervor und die Staffeln herunterſpringen.
Und die Herrſchaften ſaßen vielleicht in der Veranda
über der Freitreppe, wo die großen Yuccas ihre
ſtacheligen Blätter ſpreizten, — es war ja Kaffeezeit,
— und wie, wenn der Herr General auf den Lärm
hin die Glasthür oben in höchſteigener Perſon auf¬
riſſe und mit ſeiner hochmüthigen Polterſtimme her¬
unterriefe, was er denn wolle? und er müſſe ſagen,
es ſei halt — ja, es ſei nur um die Monika, die er
nothwendig ſprechen müſſe. Nein! es ging nicht, es
war „zu fad,“ wie die Monika in ihrem Bayriſch zu
ſagen pflegte. Er hatte das Wort von ihr angenom¬
men, und es paßte ihm oft recht gut, — wie ihm
das ganze Mädchen paßte, — in dem einen aus¬
genommen, daß ſie ſich's vorgeſetzt, in ſo ein vergit¬
tertes, verbarrikadirtes Herrſchaftshaus einzuſtehen als
Zimmermädchen, daß man ſeine Laſt hatte, wenn
man ihr einmal ein Wort ſagen wollte.
Kopfſchüttelnd ſtieg er aus dem Graben heraus,
putzte den Staub des Gitters, an das er ſich gelehnt,
von dem Aermel ſeiner Unteroffiziersuniform und
ſchritt langſam in der Hitze die Straße hinauf, bis
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