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Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.

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liches Gesicht erschien so von rothem Schimmer um¬
hüllt, als sitze sie inmitten einer purpurfarbenen
Glaslaterne. Der Unteroffizier, der, von Stelle zu
Stelle springend, eben vorüberkam und mit erwar¬
tungsvollen Augen die Gärten abspähte, hörte, wie
einer der Arbeiter, ein junger Bursch mit krausem
Haar und frechen, glänzenden Augen hinaufstarrend
lachte und ironisch rief: "Weischt, Mädle, Du mit'em
Sonnedächle, gang in d' Stub promenire, -- aber
dei Sonnedach, des muescht do lasse, i brauch's noth¬
wendig!" Unter dem Lachen der übrigen reichte er
mit einem spöttischen Kratzfuß seinen Spaten hinauf,
obgleich der rothe Sonnenschirm schon bei dem ersten
Anruf entschwebt war. Der Unteroffizier runzelte
zornig die Stirn, -- die Dame war ja, wenn er sich
nicht irrte, das gnädige Fräulein von seiner Monika
gewesen! Eben wollte er den Arbeiter anfahren, da
erblickte er ein Bild, das ihn alles andere vergessen
ließ. In dem umgitterten Gartenzwickel, jenseits der
schreiend neuen Mauer, stand zwischen den Beeten
ein prächtiges, schlank und fest gewachsenes Mädchen
in dunkelblauem Kleid, das von einem breiten, weißen
Schurz halb verdeckt wurde. Ihr Gesicht war nicht
zu sehen vor dem breitrandigen, braunen, an den
Ohren niedergebogenen Schattenhut; sie hatte die
Aermel aufgestreift, und die gebräunten Hände re¬
gierten den Spaten, daß die Erdschollen flogen.

liches Geſicht erſchien ſo von rothem Schimmer um¬
hüllt, als ſitze ſie inmitten einer purpurfarbenen
Glaslaterne. Der Unteroffizier, der, von Stelle zu
Stelle ſpringend, eben vorüberkam und mit erwar¬
tungsvollen Augen die Gärten abſpähte, hörte, wie
einer der Arbeiter, ein junger Burſch mit krauſem
Haar und frechen, glänzenden Augen hinaufſtarrend
lachte und ironiſch rief: „Weiſcht, Mädle, Du mit'em
Sonnedächle, gang in d' Stub promenire, — aber
dei Sonnedach, des mueſcht do laſſe, i brauch's noth¬
wendig!“ Unter dem Lachen der übrigen reichte er
mit einem ſpöttiſchen Kratzfuß ſeinen Spaten hinauf,
obgleich der rothe Sonnenſchirm ſchon bei dem erſten
Anruf entſchwebt war. Der Unteroffizier runzelte
zornig die Stirn, — die Dame war ja, wenn er ſich
nicht irrte, das gnädige Fräulein von ſeiner Monika
geweſen! Eben wollte er den Arbeiter anfahren, da
erblickte er ein Bild, das ihn alles andere vergeſſen
ließ. In dem umgitterten Gartenzwickel, jenſeits der
ſchreiend neuen Mauer, ſtand zwiſchen den Beeten
ein prächtiges, ſchlank und feſt gewachſenes Mädchen
in dunkelblauem Kleid, das von einem breiten, weißen
Schurz halb verdeckt wurde. Ihr Geſicht war nicht
zu ſehen vor dem breitrandigen, braunen, an den
Ohren niedergebogenen Schattenhut; ſie hatte die
Aermel aufgeſtreift, und die gebräunten Hände re¬
gierten den Spaten, daß die Erdſchollen flogen.

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[150/0166] liches Geſicht erſchien ſo von rothem Schimmer um¬ hüllt, als ſitze ſie inmitten einer purpurfarbenen Glaslaterne. Der Unteroffizier, der, von Stelle zu Stelle ſpringend, eben vorüberkam und mit erwar¬ tungsvollen Augen die Gärten abſpähte, hörte, wie einer der Arbeiter, ein junger Burſch mit krauſem Haar und frechen, glänzenden Augen hinaufſtarrend lachte und ironiſch rief: „Weiſcht, Mädle, Du mit'em Sonnedächle, gang in d' Stub promenire, — aber dei Sonnedach, des mueſcht do laſſe, i brauch's noth¬ wendig!“ Unter dem Lachen der übrigen reichte er mit einem ſpöttiſchen Kratzfuß ſeinen Spaten hinauf, obgleich der rothe Sonnenſchirm ſchon bei dem erſten Anruf entſchwebt war. Der Unteroffizier runzelte zornig die Stirn, — die Dame war ja, wenn er ſich nicht irrte, das gnädige Fräulein von ſeiner Monika geweſen! Eben wollte er den Arbeiter anfahren, da erblickte er ein Bild, das ihn alles andere vergeſſen ließ. In dem umgitterten Gartenzwickel, jenſeits der ſchreiend neuen Mauer, ſtand zwiſchen den Beeten ein prächtiges, ſchlank und feſt gewachſenes Mädchen in dunkelblauem Kleid, das von einem breiten, weißen Schurz halb verdeckt wurde. Ihr Geſicht war nicht zu ſehen vor dem breitrandigen, braunen, an den Ohren niedergebogenen Schattenhut; ſie hatte die Aermel aufgeſtreift, und die gebräunten Hände re¬ gierten den Spaten, daß die Erdſchollen flogen.

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Zitationshilfe: Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/166>, abgerufen am 24.11.2024.