Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.ihre Sache verstand! Kein gelernter Gärtner hätte "Hör' auch Du, Monika!" Jetzt endlich hebt sie den Kopf, und wie sie ihn "Grüß Di Gott, Michel," nickte sie leichthin, ihre Sache verſtand! Kein gelernter Gärtner hätte „Hör' auch Du, Monika!“ Jetzt endlich hebt ſie den Kopf, und wie ſie ihn „Grüß Di Gott, Michel,“ nickte ſie leichthin, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0168" n="152"/> ihre Sache verſtand! Kein gelernter Gärtner hätte<lb/> es beſſer vermocht, und wie eifrig ſie ſchaffte in der<lb/> lähmenden Nachmittagshitze, und — für andere, für<lb/> die Herrſchaft! Wie wird ſie erſt im eignen Garten<lb/> und Haus ſich rühren. Freilich — fleißiger könnt'<lb/> ſie gar nicht ſein, aber ſie wird doch dann einmal<lb/> den Kopf heben und ihm zulachen unter dem braunen<lb/> Schattenhut, — denn der eigne Garten, in dem ſie<lb/> pflanzen wird, das wird ja auch der ſeinige, draußen<lb/> im Heimathdorf, in Metzingen, ſein, wo ſie mit ihm<lb/> einziehen ſoll in nicht zu langer Zeit, nein, recht bald<lb/> ſogar, nämlich wenn ſeine Dienſtzeit zu Ende iſt, im<lb/> Oktober, — als ſeine Frau Schultheißin! Heut' iſt<lb/> der Brief gekommen, vom alten Vaterbruder, daß ſie<lb/> ihn in Metzingen zum Schultheiß wollen, obgleich er<lb/> noch ſo jung iſt. Ja, und die Neuigkeit muß doch<lb/> die Monika erfahren, und nun ſteht ſie da, als gäb's<lb/> nichts als Salathäupter auf der Welt und ſchaut<lb/> nicht einmal um, und ihr Fleiß, der ihn eben noch<lb/> ſo gefreut hat, fängt an, ihn zu ärgern.</p><lb/> <p>„Hör' auch Du, Monika!“</p><lb/> <p>Jetzt endlich hebt ſie den Kopf, und wie ſie ihn<lb/> anſieht mit ihren großen, klaren, lachenden Augen,<lb/> ohne Ueberraſchung oder gar Erſchrecken, merkt er<lb/> wohl, der Schelm hab ihn ſchon längſt geſehen.</p><lb/> <p>„Grüß Di Gott, Michel,“ nickte ſie leichthin,<lb/> „kommſt wegen meiner daher?“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [152/0168]
ihre Sache verſtand! Kein gelernter Gärtner hätte
es beſſer vermocht, und wie eifrig ſie ſchaffte in der
lähmenden Nachmittagshitze, und — für andere, für
die Herrſchaft! Wie wird ſie erſt im eignen Garten
und Haus ſich rühren. Freilich — fleißiger könnt'
ſie gar nicht ſein, aber ſie wird doch dann einmal
den Kopf heben und ihm zulachen unter dem braunen
Schattenhut, — denn der eigne Garten, in dem ſie
pflanzen wird, das wird ja auch der ſeinige, draußen
im Heimathdorf, in Metzingen, ſein, wo ſie mit ihm
einziehen ſoll in nicht zu langer Zeit, nein, recht bald
ſogar, nämlich wenn ſeine Dienſtzeit zu Ende iſt, im
Oktober, — als ſeine Frau Schultheißin! Heut' iſt
der Brief gekommen, vom alten Vaterbruder, daß ſie
ihn in Metzingen zum Schultheiß wollen, obgleich er
noch ſo jung iſt. Ja, und die Neuigkeit muß doch
die Monika erfahren, und nun ſteht ſie da, als gäb's
nichts als Salathäupter auf der Welt und ſchaut
nicht einmal um, und ihr Fleiß, der ihn eben noch
ſo gefreut hat, fängt an, ihn zu ärgern.
„Hör' auch Du, Monika!“
Jetzt endlich hebt ſie den Kopf, und wie ſie ihn
anſieht mit ihren großen, klaren, lachenden Augen,
ohne Ueberraſchung oder gar Erſchrecken, merkt er
wohl, der Schelm hab ihn ſchon längſt geſehen.
„Grüß Di Gott, Michel,“ nickte ſie leichthin,
„kommſt wegen meiner daher?“
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