sie mit zusammengezogenen Brauen ungeduldig her¬ über. "Bist noch immer da?"
"I geh scho, -- b'hüt Gott, Moni, -- aber was i no sage will, -- descht scheint's e dumme G'schicht mit dem Schmied?"
"Hast's gehört?" fuhr sie auf und starrte un¬ angenehm betroffen in sein neugieriges Gesicht.
"Ja, -- Du hascht em, scheint's, sei Guthabe hintrage solle? Wieviel ischt no des g'wese, so bei¬ läufig?"
"Siebenundzwanzig Mark," sagte sie trocken.
"Siebenundzwanzig Mark!" wiederholte Michel mit einer gewissen Achtung vor der genannten Summe, "descht Haufe g'nueg, wemmers zwoimal zahle soll! Guet, daß Du d' Quittung bei der Hand g'hett hascht, mit Geldsache no soll mer vorsichtig sei." Sein Ton war der einer pedantischen Ehrlichkeit; das Mädchen sah ihn nicht an, sondern schaffte verdrossen weiter. Da wollt' er ihr doch noch ein gutes Wort sagen.
"I sieh's wohl, es bizelt*) Di no; jez, was kenne se Dir a'hänge? Dei Quittung hascht, domit ischt alles g'sagt; 's wird scho' recht werde."
Und als ein freundliches Lächeln über ihr Ge¬ sicht huschte, fuhr er ermuthigt fort: "Was moinscht,
*) ärgert.
ſie mit zuſammengezogenen Brauen ungeduldig her¬ über. „Biſt noch immer da?“
„I geh ſcho, — b'hüt Gott, Moni, — aber was i no ſage will, — deſcht ſcheint's e dumme G'ſchicht mit dem Schmied?“
„Haſt's gehört?“ fuhr ſie auf und ſtarrte un¬ angenehm betroffen in ſein neugieriges Geſicht.
„Ja, — Du haſcht em, ſcheint's, ſei Guthabe hintrage ſolle? Wieviel iſcht no des g'weſe, ſo bei¬ läufig?“
„Siebenundzwanzig Mark,“ ſagte ſie trocken.
„Siebenundzwanzig Mark!“ wiederholte Michel mit einer gewiſſen Achtung vor der genannten Summe, „deſcht Haufe g'nueg, wemmers zwoimal zahle ſoll! Guet, daß Du d' Quittung bei der Hand g'hett haſcht, mit Geldſache no ſoll mer vorſichtig ſei.“ Sein Ton war der einer pedantiſchen Ehrlichkeit; das Mädchen ſah ihn nicht an, ſondern ſchaffte verdroſſen weiter. Da wollt' er ihr doch noch ein gutes Wort ſagen.
„I ſieh's wohl, es bizelt*) Di no; jez, was kenne ſe Dir a'hänge? Dei Quittung haſcht, domit iſcht alles g'ſagt; 's wird ſcho' recht werde.“
Und als ein freundliches Lächeln über ihr Ge¬ ſicht huſchte, fuhr er ermuthigt fort: „Was moinſcht,
*) ärgert.
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ſie mit zuſammengezogenen Brauen ungeduldig her¬
über. „Biſt noch immer da?“
„I geh ſcho, — b'hüt Gott, Moni, — aber
was i no ſage will, — deſcht ſcheint's e dumme
G'ſchicht mit dem Schmied?“
„Haſt's gehört?“ fuhr ſie auf und ſtarrte un¬
angenehm betroffen in ſein neugieriges Geſicht.
„Ja, — Du haſcht em, ſcheint's, ſei Guthabe
hintrage ſolle? Wieviel iſcht no des g'weſe, ſo bei¬
läufig?“
„Siebenundzwanzig Mark,“ ſagte ſie trocken.
„Siebenundzwanzig Mark!“ wiederholte Michel
mit einer gewiſſen Achtung vor der genannten Summe,
„deſcht Haufe g'nueg, wemmers zwoimal zahle ſoll!
Guet, daß Du d' Quittung bei der Hand g'hett haſcht,
mit Geldſache no ſoll mer vorſichtig ſei.“ Sein Ton
war der einer pedantiſchen Ehrlichkeit; das Mädchen
ſah ihn nicht an, ſondern ſchaffte verdroſſen weiter.
Da wollt' er ihr doch noch ein gutes Wort ſagen.
„I ſieh's wohl, es bizelt *) Di no; jez, was kenne
ſe Dir a'hänge? Dei Quittung haſcht, domit iſcht
alles g'ſagt; 's wird ſcho' recht werde.“
Und als ein freundliches Lächeln über ihr Ge¬
ſicht huſchte, fuhr er ermuthigt fort: „Was moinſcht,
*) ärgert.
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Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/173>, abgerufen am 16.02.2025.
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