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Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.

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ohne ihre Antwort abzuwarten, trat er mit beklom¬
menem Gefühl näher und stellte sich hinter der Gruppe
auf. 'S ist wegen der Rechnung, fällt ihm ein, ja,
ist denn die dumme Geschichte noch nicht erledigt,
wenn sie doch die Quittung in Händen hat? Sie
schreien so durcheinander, daß man kein Wort recht
hört, und was für bitterböse Gesichter die Kerle hin¬
machen! Ballt da nicht gar einer die Faust in die
Luft? Michel wird glühroth vor Zorn. Was haben
sie mit dem Mädchen zu schaffen, daß sie's so an¬
stieren und gar bedrohen? Es ist ihm arg leid um
die Monika. Wenn er ihr doch nur helfen könnt!
Freilich steht sie so ruhig da, so fest und schön, --
sie müssen's ja sehen, daß nur das gute Gewissen
sie hält.

"Scht!" schreit der Meister, ein kleiner, magerer
Mann mit nackten Armen und einem blassen, jäh¬
zornigen Gesicht, und als ein bißchen Ruhe ward:
"Also, i ben's emol net gewese, -- Sie müsse doch
wisse, wer Ihne 's Geld abg'nomme hat?"

Monika hebt den Kopf. "Ich kenn' doch Ihnen
Ihre Leut nit bei Namen!" sagt sie in gekränk¬
tem Ton.

"Aber vielleicht kenne Sie's G'sicht wieder?"
meint der Schmied.

Da schlägt sie lächelnd die Augen nieder. "Ich
schau doch die Mannsbilder nit so an!"

ohne ihre Antwort abzuwarten, trat er mit beklom¬
menem Gefühl näher und ſtellte ſich hinter der Gruppe
auf. 'S iſt wegen der Rechnung, fällt ihm ein, ja,
iſt denn die dumme Geſchichte noch nicht erledigt,
wenn ſie doch die Quittung in Händen hat? Sie
ſchreien ſo durcheinander, daß man kein Wort recht
hört, und was für bitterböſe Geſichter die Kerle hin¬
machen! Ballt da nicht gar einer die Fauſt in die
Luft? Michel wird glühroth vor Zorn. Was haben
ſie mit dem Mädchen zu ſchaffen, daß ſie's ſo an¬
ſtieren und gar bedrohen? Es iſt ihm arg leid um
die Monika. Wenn er ihr doch nur helfen könnt!
Freilich ſteht ſie ſo ruhig da, ſo feſt und ſchön, —
ſie müſſen's ja ſehen, daß nur das gute Gewiſſen
ſie hält.

„Scht!“ ſchreit der Meiſter, ein kleiner, magerer
Mann mit nackten Armen und einem blaſſen, jäh¬
zornigen Geſicht, und als ein bißchen Ruhe ward:
„Alſo, i ben's emol net geweſe, — Sie müſſe doch
wiſſe, wer Ihne 's Geld abg'nomme hat?“

Monika hebt den Kopf. „Ich kenn' doch Ihnen
Ihre Leut nit bei Namen!“ ſagt ſie in gekränk¬
tem Ton.

„Aber vielleicht kenne Sie's G'ſicht wieder?“
meint der Schmied.

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[165/0181] ohne ihre Antwort abzuwarten, trat er mit beklom¬ menem Gefühl näher und ſtellte ſich hinter der Gruppe auf. 'S iſt wegen der Rechnung, fällt ihm ein, ja, iſt denn die dumme Geſchichte noch nicht erledigt, wenn ſie doch die Quittung in Händen hat? Sie ſchreien ſo durcheinander, daß man kein Wort recht hört, und was für bitterböſe Geſichter die Kerle hin¬ machen! Ballt da nicht gar einer die Fauſt in die Luft? Michel wird glühroth vor Zorn. Was haben ſie mit dem Mädchen zu ſchaffen, daß ſie's ſo an¬ ſtieren und gar bedrohen? Es iſt ihm arg leid um die Monika. Wenn er ihr doch nur helfen könnt! Freilich ſteht ſie ſo ruhig da, ſo feſt und ſchön, — ſie müſſen's ja ſehen, daß nur das gute Gewiſſen ſie hält. „Scht!“ ſchreit der Meiſter, ein kleiner, magerer Mann mit nackten Armen und einem blaſſen, jäh¬ zornigen Geſicht, und als ein bißchen Ruhe ward: „Alſo, i ben's emol net geweſe, — Sie müſſe doch wiſſe, wer Ihne 's Geld abg'nomme hat?“ Monika hebt den Kopf. „Ich kenn' doch Ihnen Ihre Leut nit bei Namen!“ ſagt ſie in gekränk¬ tem Ton. „Aber vielleicht kenne Sie's G'ſicht wieder?“ meint der Schmied. Da ſchlägt ſie lächelnd die Augen nieder. „Ich ſchau doch die Mannsbilder nit ſo an!“

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Zitationshilfe: Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/181>, abgerufen am 24.11.2024.