Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.den Kopf: "Nein, die sind's auch nit gewesen, ich Der Meister grinst sie sonderbar an, Michel Das Mädchen war zusammengefahren, als sie Aber der plötzliche Schrecken war schnell über¬ "Ich mein' doch, hier drin wär' ich gewesen, es den Kopf: „Nein, die ſind's auch nit geweſen, ich Der Meiſter grinſt ſie ſonderbar an, Michel Das Mädchen war zuſammengefahren, als ſie Aber der plötzliche Schrecken war ſchnell über¬ „Ich mein' doch, hier drin wär' ich geweſen, es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0184" n="168"/> den Kopf: „Nein, die ſind's auch nit geweſen, ich<lb/> kenn' mich ſchon aus; derjenige war größer.“</p><lb/> <p>Der Meiſter grinſt ſie ſonderbar an, Michel<lb/> kann's kaum mehr ertragen. Da ſteht nun das arme<lb/> Mädle in der größten Verlegenheit, wird bald roth,<lb/> bald blaß, und niemand kann ihm helfen. Es muß<lb/> da eine Verwechſelung vorgekommen ſein, anders<lb/> kann's ja nicht zugehen. Eben will der Meiſter etwas<lb/> Arges ſagen, er fährt ſo zu, und die Zornader auf<lb/> ſeiner blaſſen, knochigen Stirn zittert förmlich, ſo ge¬<lb/> ſchwellt iſt ſie. Da vergißt Michel Scheitlin, daß er<lb/> gar kein Recht habe, hier mitzureden, hier zu ſein,<lb/> er ſpringt vor, indem er die anderen zurückſchiebt und<lb/> ſchreit in angſtvollem Tone: „Sag, Mädle, biſcht net<lb/> eppe in e u'rechte Werkſtatt komme? 's iſcht no e<lb/> Schmied do in der Gaß', beſſer dronte!“</p><lb/> <p>Das Mädchen war zuſammengefahren, als ſie<lb/> ſeine Stimme hörte, — ohne zu antworten, ſtarrte<lb/> ſie ihn an, als wär' er ein Geſpenſt und nicht der<lb/> Unteroffizier Michel Scheitlin, zukünftiger Schultheiß<lb/> in Metzingen und ihr Bräutigam.</p><lb/> <p>Aber der plötzliche Schrecken war ſchnell über¬<lb/> wunden, ſie zuckte die Achſeln und ſagte gedehnt:</p><lb/> <p>„Ich mein' doch, hier drin wär' ich geweſen, es<lb/> iſt mir da alles ſo bekannt,“ — ſie ließ ihre Augen<lb/> beſcheiden herumgehen, „und wenn ich mich recht auf<lb/> ſein G'ſicht b'ſinne thät“ — —</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [168/0184]
den Kopf: „Nein, die ſind's auch nit geweſen, ich
kenn' mich ſchon aus; derjenige war größer.“
Der Meiſter grinſt ſie ſonderbar an, Michel
kann's kaum mehr ertragen. Da ſteht nun das arme
Mädle in der größten Verlegenheit, wird bald roth,
bald blaß, und niemand kann ihm helfen. Es muß
da eine Verwechſelung vorgekommen ſein, anders
kann's ja nicht zugehen. Eben will der Meiſter etwas
Arges ſagen, er fährt ſo zu, und die Zornader auf
ſeiner blaſſen, knochigen Stirn zittert förmlich, ſo ge¬
ſchwellt iſt ſie. Da vergißt Michel Scheitlin, daß er
gar kein Recht habe, hier mitzureden, hier zu ſein,
er ſpringt vor, indem er die anderen zurückſchiebt und
ſchreit in angſtvollem Tone: „Sag, Mädle, biſcht net
eppe in e u'rechte Werkſtatt komme? 's iſcht no e
Schmied do in der Gaß', beſſer dronte!“
Das Mädchen war zuſammengefahren, als ſie
ſeine Stimme hörte, — ohne zu antworten, ſtarrte
ſie ihn an, als wär' er ein Geſpenſt und nicht der
Unteroffizier Michel Scheitlin, zukünftiger Schultheiß
in Metzingen und ihr Bräutigam.
Aber der plötzliche Schrecken war ſchnell über¬
wunden, ſie zuckte die Achſeln und ſagte gedehnt:
„Ich mein' doch, hier drin wär' ich geweſen, es
iſt mir da alles ſo bekannt,“ — ſie ließ ihre Augen
beſcheiden herumgehen, „und wenn ich mich recht auf
ſein G'ſicht b'ſinne thät“ — —
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