Sack bildete. "Da schau her," lächelte sie, "grad' war ich dabei, dem gnä' Herrn Rosen zu schneiden! Die stell ich ihm heut Abend in sein Schlafzimmer, daß er mein dankbares Herz sieht."
Michel hob eine der Rosen auf und hielt sie an die Nase: "Ja, die schmeckt fei', aber Moni, der Schmied hat Dei' ehrliche' Nam' a'tastet, des därfscht net uf Dir sitze lasse."
Monika zog finster und nachdenklich die Stirn zusammen. "Ich muß mal hinter den gnä' Herrn gehen," sagte sie zuletzt. Dann aber legte sie den Kopf an seine Schulter: "Jetzt weiß ich's, daß Du mich gern hast, Michel, -- und die Herrschaft ist zu einer Visit' gangen, 's ist keiner z'Haus als die Köchin." Aber sonderbar, Michel hatte gar keine Ruhe heut'. Er preßte zwar die Moni an sich, aber er mußte immer wieder an den Nachmittag denken, und diese sang- und klanglose Rechtfertigung nach so¬ viel öffentlicher Schande schien ihm gar nichts Rechtes.
"Jetzt, 's ischt doch merkwürdig, wo des Geld bliebe ischt," sagte er vor sich hin.
Monika lachte auf, er wußte nicht warum. "Moni, das Geld?" stotterte er angstvoll, wie von einem furchtbaren Gedanken durchzuckt, "warum lachscht au, Moni?"
"Ho," kicherte sie, den Kopf von seiner Brust
Sack bildete. „Da ſchau her,“ lächelte ſie, „grad' war ich dabei, dem gnä' Herrn Roſen zu ſchneiden! Die ſtell ich ihm heut Abend in ſein Schlafzimmer, daß er mein dankbares Herz ſieht.“
Michel hob eine der Roſen auf und hielt ſie an die Naſe: „Ja, die ſchmeckt fei', aber Moni, der Schmied hat Dei' ehrliche' Nam' a'taſtet, des därfſcht net uf Dir ſitze laſſe.“
Monika zog finſter und nachdenklich die Stirn zuſammen. „Ich muß mal hinter den gnä' Herrn gehen,“ ſagte ſie zuletzt. Dann aber legte ſie den Kopf an ſeine Schulter: „Jetzt weiß ich's, daß Du mich gern haſt, Michel, — und die Herrſchaft iſt zu einer Viſit' gangen, 's iſt keiner z'Haus als die Köchin.“ Aber ſonderbar, Michel hatte gar keine Ruhe heut'. Er preßte zwar die Moni an ſich, aber er mußte immer wieder an den Nachmittag denken, und dieſe ſang- und klangloſe Rechtfertigung nach ſo¬ viel öffentlicher Schande ſchien ihm gar nichts Rechtes.
„Jetzt, 's iſcht doch merkwürdig, wo des Geld bliebe iſcht,“ ſagte er vor ſich hin.
Monika lachte auf, er wußte nicht warum. „Moni, das Geld?“ ſtotterte er angſtvoll, wie von einem furchtbaren Gedanken durchzuckt, „warum lachſcht au, Moni?“
„Ho,“ kicherte ſie, den Kopf von ſeiner Bruſt
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Sack bildete. „Da ſchau her,“ lächelte ſie, „grad'
war ich dabei, dem gnä' Herrn Roſen zu ſchneiden!
Die ſtell ich ihm heut Abend in ſein Schlafzimmer,
daß er mein dankbares Herz ſieht.“
Michel hob eine der Roſen auf und hielt ſie an
die Naſe: „Ja, die ſchmeckt fei', aber Moni, der
Schmied hat Dei' ehrliche' Nam' a'taſtet, des därfſcht
net uf Dir ſitze laſſe.“
Monika zog finſter und nachdenklich die Stirn
zuſammen. „Ich muß mal hinter den gnä' Herrn
gehen,“ ſagte ſie zuletzt. Dann aber legte ſie den
Kopf an ſeine Schulter: „Jetzt weiß ich's, daß Du
mich gern haſt, Michel, — und die Herrſchaft iſt zu
einer Viſit' gangen, 's iſt keiner z'Haus als die
Köchin.“ Aber ſonderbar, Michel hatte gar keine
Ruhe heut'. Er preßte zwar die Moni an ſich, aber
er mußte immer wieder an den Nachmittag denken,
und dieſe ſang- und klangloſe Rechtfertigung nach ſo¬
viel öffentlicher Schande ſchien ihm gar nichts Rechtes.
„Jetzt, 's iſcht doch merkwürdig, wo des Geld
bliebe iſcht,“ ſagte er vor ſich hin.
Monika lachte auf, er wußte nicht warum.
„Moni, das Geld?“ ſtotterte er angſtvoll, wie von
einem furchtbaren Gedanken durchzuckt, „warum
lachſcht au, Moni?“
„Ho,“ kicherte ſie, den Kopf von ſeiner Bruſt
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Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/192>, abgerufen am 16.02.2025.
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