Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.verschwinde ich aus ihrer Reiseroute. Unmöglich Dein Freund Eugen. Klärchen an die Geschwister. Riva, 3. April.Im Garten 3 Uhr Nachm. Wie haben wir uns über Eure lieben, langen verſchwinde ich aus ihrer Reiſeroute. Unmöglich Dein Freund Eugen. Klärchen an die Geſchwiſter. Riva, 3. April.Im Garten 3 Uhr Nachm. Wie haben wir uns über Eure lieben, langen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="letter" n="2"> <p><pb facs="#f0233" n="217"/> verſchwinde ich aus ihrer Reiſeroute. Unmöglich<lb/> wär's nicht, unſer gutes München iſt halt ein arges<lb/> Klatſchneſt!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Dein Freund Eugen.</hi> </salute> </closer><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div type="letter" n="2"> <head><hi rendition="#g">Klärchen an die Geſchwiſter</hi>.<lb/></head> <opener> <dateline rendition="#right">Riva, 3. April.<lb/> Im Garten 3 Uhr Nachm. </dateline> </opener><lb/> <p>Wie haben wir uns über Eure lieben, langen<lb/> Briefe gefreut, meine ſüßen Kleinen! Ach, ich kann<lb/> mir denken, wie unangenehm es Euch war, in der<lb/> Suppe ein Haar zu finden! Nicht allein des Haares<lb/> wegen, als weil Ihr es Kathl habt ſagen müſſen!<lb/> Es iſt ſo peinlich, einen Menſchen zu beſchämen, nicht<lb/> wahr? Das habe ich vorgeſtern auch recht empfun¬<lb/> den, als mir der junge Maler, — er heißt Herr<lb/> Eugen Schmidthammer — auf der Ponalſtraße, die,<lb/> in der Nähe beſehen, ſehr breit iſt, entgegengefahren<lb/> kam. Er ſaß nämlich auf einem Eſelfuhrwerk, auf<lb/> einem großen Haufen Gras und Futter, und ſo ge¬<lb/> ſchmückt war das Eſelchen mit rothen Troddeln und<lb/> Bändern, daß es wunderhübſch ausſah. Mit Geſang<lb/> kamen ſie daher, und ich wurde ſo luſtig, ich hätte<lb/> gerne mitgeſungen, wenn es nicht italieniſch geweſen<lb/> wäre. Als aber der Maler mich erblickte, wurde er<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [217/0233]
verſchwinde ich aus ihrer Reiſeroute. Unmöglich
wär's nicht, unſer gutes München iſt halt ein arges
Klatſchneſt!
Dein Freund Eugen.
Klärchen an die Geſchwiſter.
Riva, 3. April.
Im Garten 3 Uhr Nachm.
Wie haben wir uns über Eure lieben, langen
Briefe gefreut, meine ſüßen Kleinen! Ach, ich kann
mir denken, wie unangenehm es Euch war, in der
Suppe ein Haar zu finden! Nicht allein des Haares
wegen, als weil Ihr es Kathl habt ſagen müſſen!
Es iſt ſo peinlich, einen Menſchen zu beſchämen, nicht
wahr? Das habe ich vorgeſtern auch recht empfun¬
den, als mir der junge Maler, — er heißt Herr
Eugen Schmidthammer — auf der Ponalſtraße, die,
in der Nähe beſehen, ſehr breit iſt, entgegengefahren
kam. Er ſaß nämlich auf einem Eſelfuhrwerk, auf
einem großen Haufen Gras und Futter, und ſo ge¬
ſchmückt war das Eſelchen mit rothen Troddeln und
Bändern, daß es wunderhübſch ausſah. Mit Geſang
kamen ſie daher, und ich wurde ſo luſtig, ich hätte
gerne mitgeſungen, wenn es nicht italieniſch geweſen
wäre. Als aber der Maler mich erblickte, wurde er
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