Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.testen in ihr liebes Gesicht schauen dürfen. Und dies Und heute früh sind sie abgereist! Ich sah sie Dein Eugen. P. S. Hab's nicht lassen können, bin hinein zu teſten in ihr liebes Geſicht ſchauen dürfen. Und dies Und heute früh ſind ſie abgereiſt! Ich ſah ſie Dein Eugen. P. S. Hab's nicht laſſen können, bin hinein zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="letter" n="2"> <p><pb facs="#f0268" n="252"/> teſten in ihr liebes Geſicht ſchauen dürfen. Und dies<lb/> beglückte Plaudern! Eine Muſikbande war auf dem<lb/> Schiff, ſpielte einen Walzer. Klärchen begann mit<lb/> den Füßen den Tact zu ſchlagen. Ich fragte ſie, ob<lb/> ſie gern tanze? „O ja,“ ſagte ſie, „ſonſt nicht ſo<lb/> gern, aber mit Ihnen möcht' ich es wohl 'mal pro¬<lb/> biren.“ — „Warum mit mir?“ frug ich wie ein<lb/> eitler Geck. — „Weil Sie meine Größe haben; auf<lb/> den zwei Bällen, die ich mitgemacht, war es entſetz¬<lb/> lich! alle Herren, die mit mir tanzen wollten, kleiner<lb/> als ich! einige gingen mir geradezu unterm Arm<lb/> durch!“ Ihre klägliche Miene war zum Küſſen.</p><lb/> <p>Und heute früh ſind ſie abgereiſt! Ich ſah ſie<lb/> in einer Gepäckgondel den großen Canal hinein zum<lb/> Bahnhof fahren, ich ſchwenkte meinen Hut, aber ſie<lb/> ſahen mich nicht. Vielleicht auch wollten ſie mich<lb/> nicht ſehen.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#et">Dein Eugen.</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p><hi rendition="#aq">P. S.</hi> Hab's nicht laſſen können, bin hinein zu<lb/> Bauer-Grünwald und hab' nach den Herrſchaften Es¬<lb/> march gefragt. „Soeben abgereiſt.“ Ich bedauerte<lb/> aufrichtig, Du weißt, wie aufrichtig! „Wiſſen Sie<lb/> zufällig, wohin die Herrſchaften gehen?“ frug ich.<lb/> Der Oberkellner brachte das Fremdenbuch. Da<lb/> ſtand's: Goſſenſaß! Fremdenbücher ſind doch eine<lb/> ausgezeichnete Erfindung, ich habe das nie genug ein¬<lb/> geſehen. So ſag' denn auch ich der ſchönen Venezia<lb/></p> </postscript> </div> </div> </body> </text> </TEI> [252/0268]
teſten in ihr liebes Geſicht ſchauen dürfen. Und dies
beglückte Plaudern! Eine Muſikbande war auf dem
Schiff, ſpielte einen Walzer. Klärchen begann mit
den Füßen den Tact zu ſchlagen. Ich fragte ſie, ob
ſie gern tanze? „O ja,“ ſagte ſie, „ſonſt nicht ſo
gern, aber mit Ihnen möcht' ich es wohl 'mal pro¬
biren.“ — „Warum mit mir?“ frug ich wie ein
eitler Geck. — „Weil Sie meine Größe haben; auf
den zwei Bällen, die ich mitgemacht, war es entſetz¬
lich! alle Herren, die mit mir tanzen wollten, kleiner
als ich! einige gingen mir geradezu unterm Arm
durch!“ Ihre klägliche Miene war zum Küſſen.
Und heute früh ſind ſie abgereiſt! Ich ſah ſie
in einer Gepäckgondel den großen Canal hinein zum
Bahnhof fahren, ich ſchwenkte meinen Hut, aber ſie
ſahen mich nicht. Vielleicht auch wollten ſie mich
nicht ſehen.
Dein Eugen.
P. S. Hab's nicht laſſen können, bin hinein zu
Bauer-Grünwald und hab' nach den Herrſchaften Es¬
march gefragt. „Soeben abgereiſt.“ Ich bedauerte
aufrichtig, Du weißt, wie aufrichtig! „Wiſſen Sie
zufällig, wohin die Herrſchaften gehen?“ frug ich.
Der Oberkellner brachte das Fremdenbuch. Da
ſtand's: Goſſenſaß! Fremdenbücher ſind doch eine
ausgezeichnete Erfindung, ich habe das nie genug ein¬
geſehen. So ſag' denn auch ich der ſchönen Venezia
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