Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.

Bild:
<< vorherige Seite

Hausrath auf die Straße heraus, das Vieh brüllte,
die Weiber schrien, 's war wie auf dem Theater.
Und wissen's, wer der Hauptmann bei der Feuerwehr
war, ich meine, bei der improvisirten? Ich wollt'
meinen Augen nicht trauen, ein guter Bekannter von
Ihnen, Frau Selma, kein Andrer als der Maler
Schmidthammer, der mich, scheint's, nit gut leiden
kann, weil ich ihn, wann sich's schickt, an Sie er¬
innere! Der Bub muß immer mit dem Feuer spielen!
Ich weiß schon, Sie hören's nit gern, Liebste, wann
ich von ihm rede, -- 's ist halt immer kränkend,
wann man einen jungen Anbeter einbüßt. Aber in¬
teressiren wird Sie's doch, daß er hier so romantisch
mit 'em Wassereimer umenandergesprungen ist, gelt?
Und das Schönste kommt noch! Auf einmal nämlich
wird ein Mordsgeschrei: "Das achte Haus hat Feuer
gefangen!" und zwei, drei Weiber stürzen daher und
wollen die Schweine wegtreiben, die über die Gasse
zotteln, grad auf das Feuer los. Eine jammert, daß
es mir grad einen Stich durchs Herz gibt, denn das
Schweinsvieh ist ihr entkommen und lauft gradaus.
Da springt auf einmal eine hinter ihm drein, packt's
um den schmutzigen Leib und will's zurückziehen!
"Jessas," ruf' ich den Nitsch an, "ist das nicht die
junge Person, die das Hunderl hat? das Klärchen
Esmarch?" Und sie ist's, und grad seh' ich sie neben
dem brennenden Haus hineinlaufen, dem Schweindel

Hausrath auf die Straße heraus, das Vieh brüllte,
die Weiber ſchrien, 's war wie auf dem Theater.
Und wiſſen's, wer der Hauptmann bei der Feuerwehr
war, ich meine, bei der improviſirten? Ich wollt'
meinen Augen nicht trauen, ein guter Bekannter von
Ihnen, Frau Selma, kein Andrer als der Maler
Schmidthammer, der mich, ſcheint's, nit gut leiden
kann, weil ich ihn, wann ſich's ſchickt, an Sie er¬
innere! Der Bub muß immer mit dem Feuer ſpielen!
Ich weiß ſchon, Sie hören's nit gern, Liebſte, wann
ich von ihm rede, — 's iſt halt immer kränkend,
wann man einen jungen Anbeter einbüßt. Aber in¬
tereſſiren wird Sie's doch, daß er hier ſo romantiſch
mit 'em Waſſereimer umenandergeſprungen iſt, gelt?
Und das Schönſte kommt noch! Auf einmal nämlich
wird ein Mordsgeſchrei: „Das achte Haus hat Feuer
gefangen!“ und zwei, drei Weiber ſtürzen daher und
wollen die Schweine wegtreiben, die über die Gaſſe
zotteln, grad auf das Feuer los. Eine jammert, daß
es mir grad einen Stich durchs Herz gibt, denn das
Schweinsvieh iſt ihr entkommen und lauft gradaus.
Da ſpringt auf einmal eine hinter ihm drein, packt's
um den ſchmutzigen Leib und will's zurückziehen!
„Jeſſas,“ ruf' ich den Nitſch an, „iſt das nicht die
junge Perſon, die das Hunderl hat? das Klärchen
Esmarch?“ Und ſie iſt's, und grad ſeh' ich ſie neben
dem brennenden Haus hineinlaufen, dem Schweindel

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="letter" n="2">
          <p><pb facs="#f0272" n="256"/>
Hausrath auf die Straße heraus, das Vieh brüllte,<lb/>
die Weiber &#x017F;chrien, 's war wie auf dem Theater.<lb/>
Und wi&#x017F;&#x017F;en's, wer der Hauptmann bei der Feuerwehr<lb/>
war, ich meine, bei der improvi&#x017F;irten? Ich wollt'<lb/>
meinen Augen nicht trauen, ein guter Bekannter von<lb/>
Ihnen, Frau Selma, kein Andrer als der Maler<lb/>
Schmidthammer, der mich, &#x017F;cheint's, nit gut leiden<lb/>
kann, weil ich ihn, wann &#x017F;ich's &#x017F;chickt, an Sie er¬<lb/>
innere! Der Bub muß immer mit dem Feuer &#x017F;pielen!<lb/>
Ich weiß &#x017F;chon, Sie hören's nit gern, Lieb&#x017F;te, wann<lb/>
ich von ihm rede, &#x2014; 's i&#x017F;t halt immer kränkend,<lb/>
wann man einen jungen Anbeter einbüßt. Aber in¬<lb/>
tere&#x017F;&#x017F;iren wird Sie's doch, daß er hier &#x017F;o romanti&#x017F;ch<lb/>
mit 'em Wa&#x017F;&#x017F;ereimer umenanderge&#x017F;prungen i&#x017F;t, gelt?<lb/>
Und das Schön&#x017F;te kommt noch! Auf einmal nämlich<lb/>
wird ein Mordsge&#x017F;chrei: &#x201E;Das achte Haus hat Feuer<lb/>
gefangen!&#x201C; und zwei, drei Weiber &#x017F;türzen daher und<lb/>
wollen die Schweine wegtreiben, die über die Ga&#x017F;&#x017F;e<lb/>
zotteln, grad auf das Feuer los. Eine jammert, daß<lb/>
es mir grad einen Stich durchs Herz gibt, denn das<lb/>
Schweinsvieh i&#x017F;t ihr entkommen und lauft gradaus.<lb/>
Da &#x017F;pringt auf einmal eine hinter ihm drein, packt's<lb/>
um den &#x017F;chmutzigen Leib und will's zurückziehen!<lb/>
&#x201E;Je&#x017F;&#x017F;as,&#x201C; ruf' ich den Nit&#x017F;ch an, &#x201E;i&#x017F;t das nicht die<lb/>
junge Per&#x017F;on, die das Hunderl hat? das Klärchen<lb/>
Esmarch?&#x201C; Und &#x017F;ie i&#x017F;t's, und grad &#x017F;eh' ich &#x017F;ie neben<lb/>
dem brennenden Haus hineinlaufen, dem Schweindel<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[256/0272] Hausrath auf die Straße heraus, das Vieh brüllte, die Weiber ſchrien, 's war wie auf dem Theater. Und wiſſen's, wer der Hauptmann bei der Feuerwehr war, ich meine, bei der improviſirten? Ich wollt' meinen Augen nicht trauen, ein guter Bekannter von Ihnen, Frau Selma, kein Andrer als der Maler Schmidthammer, der mich, ſcheint's, nit gut leiden kann, weil ich ihn, wann ſich's ſchickt, an Sie er¬ innere! Der Bub muß immer mit dem Feuer ſpielen! Ich weiß ſchon, Sie hören's nit gern, Liebſte, wann ich von ihm rede, — 's iſt halt immer kränkend, wann man einen jungen Anbeter einbüßt. Aber in¬ tereſſiren wird Sie's doch, daß er hier ſo romantiſch mit 'em Waſſereimer umenandergeſprungen iſt, gelt? Und das Schönſte kommt noch! Auf einmal nämlich wird ein Mordsgeſchrei: „Das achte Haus hat Feuer gefangen!“ und zwei, drei Weiber ſtürzen daher und wollen die Schweine wegtreiben, die über die Gaſſe zotteln, grad auf das Feuer los. Eine jammert, daß es mir grad einen Stich durchs Herz gibt, denn das Schweinsvieh iſt ihr entkommen und lauft gradaus. Da ſpringt auf einmal eine hinter ihm drein, packt's um den ſchmutzigen Leib und will's zurückziehen! „Jeſſas,“ ruf' ich den Nitſch an, „iſt das nicht die junge Perſon, die das Hunderl hat? das Klärchen Esmarch?“ Und ſie iſt's, und grad ſeh' ich ſie neben dem brennenden Haus hineinlaufen, dem Schweindel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/272
Zitationshilfe: Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/272>, abgerufen am 28.11.2024.