Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.Wohl bekomm's! Sprach Bittersüß, Schön Bittersüß. Eine heimliche Drohung, verführerischer als eine Doch wie ich weiter gewandert bin, Da ward mir bange und krank zu Sinn; "Wer weiß auch, ob ich Dich wieder grüß?" Nimmermehr! Sprach Bittersüß, Ach Bittersüß. O arge Maid! o täuschender Nam'! O weh mir, daß ich des Weges kam! Nun wird mir bitter, was erst so süß. Wie es kommt! Sprach Bittersüß, Ach Bittersüß. Das war wieder Nixengesang! Spottend hallte Dein Unglück trage nur fein gemach. Die Bitterkeit kommt zuvor oder nach. Ein süßes Bitter, ein bittres Süß Ist die Lieb! Sprach Bittersüß, Ach Bittersüß. Wohl bekomm's! Sprach Bitterſüß, Schön Bitterſüß. Eine heimliche Drohung, verführeriſcher als eine Doch wie ich weiter gewandert bin, Da ward mir bange und krank zu Sinn; „Wer weiß auch, ob ich Dich wieder grüß?“ Nimmermehr! Sprach Bitterſüß, Ach Bitterſüß. O arge Maid! o täuſchender Nam'! O weh mir, daß ich des Weges kam! Nun wird mir bitter, was erſt ſo ſüß. Wie es kommt! Sprach Bitterſüß, Ach Bitterſüß. Das war wieder Nixengeſang! Spottend hallte Dein Unglück trage nur fein gemach. Die Bitterkeit kommt zuvor oder nach. Ein ſüßes Bitter, ein bittres Süß Iſt die Lieb! Sprach Bitterſüß, Ach Bitterſüß. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0036" n="20"/> <lg n="2"> <l rendition="#et">Wohl bekomm's!</l><lb/> <l rendition="#et">Sprach Bitterſüß,</l><lb/> <l rendition="#et">Schön Bitterſüß.</l><lb/> </lg> </lg> <p>Eine heimliche Drohung, verführeriſcher als eine<lb/> Zuſage, lockte aus der Stimme der Singenden, daß<lb/> es ihn überlief.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Doch wie ich weiter gewandert bin,</l><lb/> <l>Da ward mir bange und krank zu Sinn;</l><lb/> <l>„Wer weiß auch, ob ich Dich wieder grüß?“</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l rendition="#et">Nimmermehr!</l><lb/> <l rendition="#et">Sprach Bitterſüß,</l><lb/> <l rendition="#et">Ach Bitterſüß.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>O arge Maid! o täuſchender Nam'!</l><lb/> <l>O weh mir, daß ich des Weges kam!</l><lb/> <l>Nun wird mir bitter, was erſt ſo ſüß.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l rendition="#et">Wie es kommt!</l><lb/> <l rendition="#et">Sprach Bitterſüß,</l><lb/> <l rendition="#et">Ach Bitterſüß.</l><lb/> </lg> </lg> <p>Das war wieder Nixengeſang! Spottend hallte<lb/> es hinter dem Verlockten drein:</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Dein Unglück trage nur fein gemach.</l><lb/> <l>Die Bitterkeit kommt zuvor oder nach.</l><lb/> <l>Ein ſüßes Bitter, ein bittres Süß</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l rendition="#et">Iſt die Lieb!</l><lb/> <l rendition="#et">Sprach Bitterſüß,</l><lb/> <l rendition="#et">Ach Bitterſüß.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [20/0036]
Wohl bekomm's!
Sprach Bitterſüß,
Schön Bitterſüß.
Eine heimliche Drohung, verführeriſcher als eine
Zuſage, lockte aus der Stimme der Singenden, daß
es ihn überlief.
Doch wie ich weiter gewandert bin,
Da ward mir bange und krank zu Sinn;
„Wer weiß auch, ob ich Dich wieder grüß?“
Nimmermehr!
Sprach Bitterſüß,
Ach Bitterſüß.
O arge Maid! o täuſchender Nam'!
O weh mir, daß ich des Weges kam!
Nun wird mir bitter, was erſt ſo ſüß.
Wie es kommt!
Sprach Bitterſüß,
Ach Bitterſüß.
Das war wieder Nixengeſang! Spottend hallte
es hinter dem Verlockten drein:
Dein Unglück trage nur fein gemach.
Die Bitterkeit kommt zuvor oder nach.
Ein ſüßes Bitter, ein bittres Süß
Iſt die Lieb!
Sprach Bitterſüß,
Ach Bitterſüß.
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