Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.gefallen. Wie wenig hab ich dazu gethan!" Und So zuckte seine Seele hin und her; er war zu gefallen. Wie wenig hab ich dazu gethan!“ Und So zuckte ſeine Seele hin und her; er war zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0085" n="69"/> gefallen. Wie wenig hab ich dazu gethan!“ Und<lb/> wider Willen kam ihm ihre Geſtalt zurück und ihr<lb/> unverhohlenes Wohlgefallen und wie allein ſie ſei mit<lb/> dem Vater und unter jenen plumpen, läppiſchen Ge¬<lb/> ſellen. Ihn ſah ſie gern, war es nicht Pflicht viel¬<lb/> leicht, ihr die Freude zu gönnen? Sie war ja ganz<lb/> gleichgültig geblieben bei ſeinem Bericht über Wolff!<lb/> Nicht ein gutes, freundliches Wort für den Abweſen¬<lb/> den hatte er herausgehört, und von Vermiſſen war<lb/> auch nichts zu bemerken geweſen. Armer Wolff, es<lb/> ſchien ganz hoffnungslos. Der Vater war ihm auch<lb/> abgeneigt, nun alſo! — Sehe ich aus wie Einer, der<lb/> einen Freund betrügt? Habe ich nicht den beſten<lb/> Willen gehabt, für ihn zu werben? Aber wer kann<lb/> denn Liebe erzwingen und noch gar Liebe für einen<lb/> Andern?</p><lb/> <p>So zuckte ſeine Seele hin und her; er war zu<lb/> klar, zu ſehr Pflichtmenſch, um ſich dauernd vor ſich<lb/> ſelbſt entſchuldigen zu können, und er war zu warm<lb/> und zu verliebt, um ſein Unrecht ohne Umſchweif zu<lb/> bereuen. Er hatte ſich ja nur treiben laſſen, wie der<lb/> Strom ihn zog. Ihm ſchien vor Allem unbegreiflich<lb/> ſeine frühere Verblendung, ſtrafbar ſeine Sicherheit,<lb/> ſein unbeſonnenes Verſprechen. Aber hatte nicht auch<lb/> Wolff gefehlt, der doch ſo viel älter war und wiſſen<lb/> mußte, daß es Stimmungen gibt und Impulſe, die<lb/> Niemand vorausahnt? — Eine Viertelſtunde lang<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [69/0085]
gefallen. Wie wenig hab ich dazu gethan!“ Und
wider Willen kam ihm ihre Geſtalt zurück und ihr
unverhohlenes Wohlgefallen und wie allein ſie ſei mit
dem Vater und unter jenen plumpen, läppiſchen Ge¬
ſellen. Ihn ſah ſie gern, war es nicht Pflicht viel¬
leicht, ihr die Freude zu gönnen? Sie war ja ganz
gleichgültig geblieben bei ſeinem Bericht über Wolff!
Nicht ein gutes, freundliches Wort für den Abweſen¬
den hatte er herausgehört, und von Vermiſſen war
auch nichts zu bemerken geweſen. Armer Wolff, es
ſchien ganz hoffnungslos. Der Vater war ihm auch
abgeneigt, nun alſo! — Sehe ich aus wie Einer, der
einen Freund betrügt? Habe ich nicht den beſten
Willen gehabt, für ihn zu werben? Aber wer kann
denn Liebe erzwingen und noch gar Liebe für einen
Andern?
So zuckte ſeine Seele hin und her; er war zu
klar, zu ſehr Pflichtmenſch, um ſich dauernd vor ſich
ſelbſt entſchuldigen zu können, und er war zu warm
und zu verliebt, um ſein Unrecht ohne Umſchweif zu
bereuen. Er hatte ſich ja nur treiben laſſen, wie der
Strom ihn zog. Ihm ſchien vor Allem unbegreiflich
ſeine frühere Verblendung, ſtrafbar ſeine Sicherheit,
ſein unbeſonnenes Verſprechen. Aber hatte nicht auch
Wolff gefehlt, der doch ſo viel älter war und wiſſen
mußte, daß es Stimmungen gibt und Impulſe, die
Niemand vorausahnt? — Eine Viertelſtunde lang
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |