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Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.

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theilte die Milchbrötchen mütterlich gerecht, für die
Kleinsten ward je eins durchgebrochen.

"Ihr sollt jetzt da spielen, hat's Fräulein Mari¬
anne gesagt," ermahnte sie dabei, "wer droben spielt,
kriegt nie nex mehr."

Eine Frau war hinzugetreten, um ihr Kind heim¬
zuholen.

"Nu, Emerenz, bist droben gewesen, beim guten
Fräulein Marianne? was hat sie geschwätzt?" fragte
die Frau mit einem Blick auf die essenden Kinder.

"Gar nex hat sie geschwätzt, wie ich ihr's ver¬
zählt hab von dem Herrn Heuwels; ich glaub', sie ist
auch arg verschrocken gewesen. Sie hat mich bloß an¬
guckt und gesagt: "In die Augen?" und hat mich 'naus¬
geschickt zur Magd, s'ist a neue, ich weiß net, wie sie
heißt, und nachher ist sie selbst herauskommen und hat
mir noch a paar Semmel dazu geben und gesagt, die
Kinder sollten besser unten spielen. Weiter nex."

"Da folgt auch recht!" ermahnte die Frau und
ging von dem Kinderhaufen weg, ihr eignes hinter
sich herziehend.


Der Verunglückte erwachte aus einem Halbschlaf
an einem laut geführten Gespräch zwischen einer
männlichen und einer weiblichen Stimme, doch mu߬
ten die Sprechenden draußen sein. Die Binde um

theilte die Milchbrötchen mütterlich gerecht, für die
Kleinſten ward je eins durchgebrochen.

„Ihr ſollt jetzt da ſpielen, hat's Fräulein Mari¬
anne geſagt,“ ermahnte ſie dabei, „wer droben ſpielt,
kriegt nie nex mehr.“

Eine Frau war hinzugetreten, um ihr Kind heim¬
zuholen.

„Nu, Emerenz, biſt droben geweſen, beim guten
Fräulein Marianne? was hat ſie geſchwätzt?“ fragte
die Frau mit einem Blick auf die eſſenden Kinder.

„Gar nex hat ſie geſchwätzt, wie ich ihr's ver¬
zählt hab von dem Herrn Heuwels; ich glaub', ſie iſt
auch arg verſchrocken geweſen. Sie hat mich bloß an¬
guckt und geſagt: „In die Augen?“ und hat mich 'naus¬
geſchickt zur Magd, s'iſt a neue, ich weiß net, wie ſie
heißt, und nachher iſt ſie ſelbſt herauskommen und hat
mir noch a paar Semmel dazu geben und geſagt, die
Kinder ſollten beſſer unten ſpielen. Weiter nex.“

„Da folgt auch recht!“ ermahnte die Frau und
ging von dem Kinderhaufen weg, ihr eignes hinter
ſich herziehend.


Der Verunglückte erwachte aus einem Halbſchlaf
an einem laut geführten Geſpräch zwiſchen einer
männlichen und einer weiblichen Stimme, doch mu߬
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[77/0093] theilte die Milchbrötchen mütterlich gerecht, für die Kleinſten ward je eins durchgebrochen. „Ihr ſollt jetzt da ſpielen, hat's Fräulein Mari¬ anne geſagt,“ ermahnte ſie dabei, „wer droben ſpielt, kriegt nie nex mehr.“ Eine Frau war hinzugetreten, um ihr Kind heim¬ zuholen. „Nu, Emerenz, biſt droben geweſen, beim guten Fräulein Marianne? was hat ſie geſchwätzt?“ fragte die Frau mit einem Blick auf die eſſenden Kinder. „Gar nex hat ſie geſchwätzt, wie ich ihr's ver¬ zählt hab von dem Herrn Heuwels; ich glaub', ſie iſt auch arg verſchrocken geweſen. Sie hat mich bloß an¬ guckt und geſagt: „In die Augen?“ und hat mich 'naus¬ geſchickt zur Magd, s'iſt a neue, ich weiß net, wie ſie heißt, und nachher iſt ſie ſelbſt herauskommen und hat mir noch a paar Semmel dazu geben und geſagt, die Kinder ſollten beſſer unten ſpielen. Weiter nex.“ „Da folgt auch recht!“ ermahnte die Frau und ging von dem Kinderhaufen weg, ihr eignes hinter ſich herziehend. Der Verunglückte erwachte aus einem Halbſchlaf an einem laut geführten Geſpräch zwiſchen einer männlichen und einer weiblichen Stimme, doch mu߬ ten die Sprechenden draußen ſein. Die Binde um

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Zitationshilfe: Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/93>, abgerufen am 23.11.2024.