Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.neben dem Bette, ergriff den darauf stehenden Por¬ "Frau Wirthin!" rief er schwach. "Ja," kam es zurück, doch so, daß der Kranke "Sie sind es nicht. Sie sind die Wärterin?" "Ja, ich werde Sie pflegen," sagte eine tiefe "Sprechen Sie noch einmal," flüsterte er in tie¬ "Ich bin es," hörte er nun dicht an seinem "O Sie! o die liebe Stimme! Schlaf ich denn "Sie sind wach und werden bald gesund sein," "Nicht ins Krankenhaus?" stammelte er. "Nicht; Sie bleiben hier, der Arzt will es so; "Ich träume doch gewiß," sagte er bedenklich, "Wenn ich Ihnen unangenehm bin, so geh ich neben dem Bette, ergriff den darauf ſtehenden Por¬ „Frau Wirthin!“ rief er ſchwach. „Ja,“ kam es zurück, doch ſo, daß der Kranke „Sie ſind es nicht. Sie ſind die Wärterin?“ „Ja, ich werde Sie pflegen,“ ſagte eine tiefe „Sprechen Sie noch einmal,“ flüſterte er in tie¬ „Ich bin es,“ hörte er nun dicht an ſeinem „O Sie! o die liebe Stimme! Schlaf ich denn „Sie ſind wach und werden bald geſund ſein,“ „Nicht ins Krankenhaus?“ ſtammelte er. „Nicht; Sie bleiben hier, der Arzt will es ſo; „Ich träume doch gewiß,“ ſagte er bedenklich, „Wenn ich Ihnen unangenehm bin, ſo geh ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0098" n="82"/> neben dem Bette, ergriff den darauf ſtehenden Por¬<lb/> zellanleuchter und ſchleuderte ihn kräftig auf den<lb/> Boden, daß es klapperte und krachte. Eine Thür<lb/> ging auf.</p><lb/> <p>„Frau Wirthin!“ rief er ſchwach.</p><lb/> <p>„Ja,“ kam es zurück, doch ſo, daß der Kranke<lb/> aufhorchend antwortete:</p><lb/> <p>„Sie ſind es nicht. Sie ſind die Wärterin?“</p><lb/> <p>„Ja, ich werde Sie pflegen,“ ſagte eine tiefe<lb/> Stimme, die ihm wunderbar ins Herz ging.</p><lb/> <p>„Sprechen Sie noch einmal,“ flüſterte er in tie¬<lb/> fer Bewegung.</p><lb/> <p>„<hi rendition="#g">Ich</hi> bin es,“ hörte er nun dicht an ſeinem<lb/> Bette.</p><lb/> <p>„O Sie! o die liebe Stimme! Schlaf ich denn<lb/> nicht?“ flüſterte er leiſe.</p><lb/> <p>„Sie ſind wach und werden bald geſund ſein,“<lb/> erwiderte ſie.</p><lb/> <p>„Nicht ins Krankenhaus?“ ſtammelte er.</p><lb/> <p>„Nicht; Sie bleiben hier, der Arzt will es ſo;<lb/> ich habe Beiden geſagt, daß ich nach Ihnen ſehen<lb/> will, ſo oft es nöthig iſt; bleiben Sie ruhig.“</p><lb/> <p>„Ich träume doch gewiß,“ ſagte er bedenklich,<lb/> „ſie iſt ja eine Fremde, warum ſollte ſie kommen.“</p><lb/> <p>„Wenn ich Ihnen unangenehm bin, ſo geh ich<lb/> wieder,“ erwiderte ſie in etwas unterdrücktem Ton.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [82/0098]
neben dem Bette, ergriff den darauf ſtehenden Por¬
zellanleuchter und ſchleuderte ihn kräftig auf den
Boden, daß es klapperte und krachte. Eine Thür
ging auf.
„Frau Wirthin!“ rief er ſchwach.
„Ja,“ kam es zurück, doch ſo, daß der Kranke
aufhorchend antwortete:
„Sie ſind es nicht. Sie ſind die Wärterin?“
„Ja, ich werde Sie pflegen,“ ſagte eine tiefe
Stimme, die ihm wunderbar ins Herz ging.
„Sprechen Sie noch einmal,“ flüſterte er in tie¬
fer Bewegung.
„Ich bin es,“ hörte er nun dicht an ſeinem
Bette.
„O Sie! o die liebe Stimme! Schlaf ich denn
nicht?“ flüſterte er leiſe.
„Sie ſind wach und werden bald geſund ſein,“
erwiderte ſie.
„Nicht ins Krankenhaus?“ ſtammelte er.
„Nicht; Sie bleiben hier, der Arzt will es ſo;
ich habe Beiden geſagt, daß ich nach Ihnen ſehen
will, ſo oft es nöthig iſt; bleiben Sie ruhig.“
„Ich träume doch gewiß,“ ſagte er bedenklich,
„ſie iſt ja eine Fremde, warum ſollte ſie kommen.“
„Wenn ich Ihnen unangenehm bin, ſo geh ich
wieder,“ erwiderte ſie in etwas unterdrücktem Ton.
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