Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.schuldig? Sie reden über Dich, sie entziehen Dir die Aufträge, sie laden Dich ein, um Dir Unverschämtheiten zu sagen, Alles durch mich, Alles meinetwegen. Ich will Dich wieder hinaufbringen, hoch! hoch! sie sollen es wagen! meine Frau -" "Richard!" schrie die Malerin, "wenn Du noch ein solches Wort sprichst" - sie hatte ängstlich seinen Arm gefaßt, "was hilft es alles, - wir sind zu ungleich, und das - und das ist - zum Todtweinen." Sie schluchzte auf. "Was hab' ich denn gesagt? Was hat Dich so verletzt? Ach, sag mir's doch, es soll ja nicht wieder geschehen," klagte er reuevoll. "Glaubst Du mir nicht, daß ich es gut mit Dir meine?" "Auf Deine Art! von Deinem Standpunkt." "Ach was, Standpunkt! mein einziger Standpunkt ist meine Liebe zu Dir. Alles Andere läßt sich lernen; glaubst Du nicht?" "Ich weiß nicht - -" "Sie weiß nicht! Aber ich weiß! Du hast auch noch zu lernen, glaub mir nur! Du bist viel zu selbstständig geworden. Ich muß Dich in die Liebeszucht nehmen, weißt Du das?" "Ich glaube, wir werden uns ewig zanken," sagte sie, und ein voller Liebesstrahl zuckte über ihn hin. "Und uns ewig versöhnen! Aber das ist ja himmlisch! Und nie langweilen! O Lore, was für ein glücklicher Kerl ich bin!" schuldig? Sie reden über Dich, sie entziehen Dir die Aufträge, sie laden Dich ein, um Dir Unverschämtheiten zu sagen, Alles durch mich, Alles meinetwegen. Ich will Dich wieder hinaufbringen, hoch! hoch! sie sollen es wagen! meine Frau –“ „Richard!“ schrie die Malerin, „wenn Du noch ein solches Wort sprichst“ – sie hatte ängstlich seinen Arm gefaßt, „was hilft es alles, – wir sind zu ungleich, und das – und das ist – zum Todtweinen.“ Sie schluchzte auf. „Was hab’ ich denn gesagt? Was hat Dich so verletzt? Ach, sag mir’s doch, es soll ja nicht wieder geschehen,“ klagte er reuevoll. „Glaubst Du mir nicht, daß ich es gut mit Dir meine?“ „Auf Deine Art! von Deinem Standpunkt.“ „Ach was, Standpunkt! mein einziger Standpunkt ist meine Liebe zu Dir. Alles Andere läßt sich lernen; glaubst Du nicht?“ „Ich weiß nicht – –“ „Sie weiß nicht! Aber ich weiß! Du hast auch noch zu lernen, glaub mir nur! Du bist viel zu selbstständig geworden. Ich muß Dich in die Liebeszucht nehmen, weißt Du das?“ „Ich glaube, wir werden uns ewig zanken,“ sagte sie, und ein voller Liebesstrahl zuckte über ihn hin. „Und uns ewig versöhnen! Aber das ist ja himmlisch! Und nie langweilen! O Lore, was für ein glücklicher Kerl ich bin!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0203" n="195"/> schuldig? Sie reden über Dich, sie entziehen Dir die Aufträge, sie laden Dich ein, um Dir Unverschämtheiten zu sagen, Alles durch mich, Alles meinetwegen. Ich will Dich wieder hinaufbringen, hoch! hoch! sie sollen es wagen! meine Frau –“</p> <p>„Richard!“ schrie die Malerin, „wenn Du noch ein solches Wort sprichst“ – sie hatte ängstlich seinen Arm gefaßt, „was hilft es alles, – wir sind zu ungleich, und das – und das ist – zum Todtweinen.“ Sie schluchzte auf.</p> <p>„Was hab’ ich denn gesagt? Was hat Dich so verletzt? Ach, sag mir’s doch, es soll ja nicht wieder geschehen,“ klagte er reuevoll. „Glaubst Du mir nicht, daß ich es gut mit Dir meine?“</p> <p>„Auf Deine Art! von Deinem Standpunkt.“</p> <p>„Ach was, Standpunkt! mein einziger Standpunkt ist meine Liebe zu Dir. Alles Andere läßt sich lernen; glaubst Du nicht?“</p> <p>„Ich weiß nicht – –“</p> <p>„Sie weiß nicht! Aber ich weiß! Du hast auch noch zu lernen, glaub mir nur! Du bist viel zu selbstständig geworden. Ich muß Dich in die Liebeszucht nehmen, weißt Du das?“</p> <p>„Ich glaube, wir werden uns ewig zanken,“ sagte sie, und ein voller Liebesstrahl zuckte über ihn hin.</p> <p>„Und uns ewig versöhnen! Aber das ist ja himmlisch! Und nie langweilen! O Lore, was für ein glücklicher Kerl ich bin!“</p> </div> </body> </text> </TEI> [195/0203]
schuldig? Sie reden über Dich, sie entziehen Dir die Aufträge, sie laden Dich ein, um Dir Unverschämtheiten zu sagen, Alles durch mich, Alles meinetwegen. Ich will Dich wieder hinaufbringen, hoch! hoch! sie sollen es wagen! meine Frau –“
„Richard!“ schrie die Malerin, „wenn Du noch ein solches Wort sprichst“ – sie hatte ängstlich seinen Arm gefaßt, „was hilft es alles, – wir sind zu ungleich, und das – und das ist – zum Todtweinen.“ Sie schluchzte auf.
„Was hab’ ich denn gesagt? Was hat Dich so verletzt? Ach, sag mir’s doch, es soll ja nicht wieder geschehen,“ klagte er reuevoll. „Glaubst Du mir nicht, daß ich es gut mit Dir meine?“
„Auf Deine Art! von Deinem Standpunkt.“
„Ach was, Standpunkt! mein einziger Standpunkt ist meine Liebe zu Dir. Alles Andere läßt sich lernen; glaubst Du nicht?“
„Ich weiß nicht – –“
„Sie weiß nicht! Aber ich weiß! Du hast auch noch zu lernen, glaub mir nur! Du bist viel zu selbstständig geworden. Ich muß Dich in die Liebeszucht nehmen, weißt Du das?“
„Ich glaube, wir werden uns ewig zanken,“ sagte sie, und ein voller Liebesstrahl zuckte über ihn hin.
„Und uns ewig versöhnen! Aber das ist ja himmlisch! Und nie langweilen! O Lore, was für ein glücklicher Kerl ich bin!“
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